2014/12/31

Ade 2014

In wenigen Stunden geht auch dieses Jahr zu Ende, und ich möchte die Gelegenheit nicht missen, an dieser Stelle einerseits ein kurzes Fazit zu ziehen, andererseits der werten Leserschaft für die Aufmerksamkeit danken.
Viel kann ich über das alte Jahr jedoch nicht sagen. Das meiste ist hier im Blog chronologisch festgehalten, es reicht, wenn ihr euch durch die Posts des laufenden Jahres klickt. Ehrlich gesagt hat sich aber 2014 nichts Großes, nichts Weltbewegendes bei uns ereignet. Das sah im Vorjahr noch ganz anders aus, wie sich so mancher hier vielleicht erinnert. Alles lief diesmal im gewohnten Rahmen ab, sowohl privat als auch beruflich, keine nennenswerten Vorkommnisse oder einschneidenden Erlebnisse. Auch solche Jahre muss es im Leben geben, um sich ein wenig zurücklehnen zu können, sodass alles seinen gewohnten Lauf nehmen kann.

Hinter dem Jahr 2015 steht natürlich noch ein großes Fragezeichen, doch wünsche ich uns allen ein schönes, gesundes und an allen Fronten erfolgreiches neues Jahr. Zudem möchte ich mich bei euch, also bei denjenigen herzlich bedanken, die hier nach sechseinhalb Jahren noch immer fleißig mitlesen und hin und wieder sogar kommentieren. Das ist, ich weiß es, beileibe keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der wir alle viel zu tun haben, sowohl privat als auch beruflich. Vielen Dank dafür, und das soll an dieser Stelle wirklich keine leere Floskel sein! Bis die Tage!

2014/12/24

Frohes Fest!

Allen (stillen) Lesern dieses Blogs wünsche ich auf diesem Wege gesegnete, frohe Weihnachten! Lasst es euch gut gehen, entspannt schön, genießt die Ruhe, das Beisammensein, in Gedanken womöglich auch mit denjenigen, die nicht mehr unter uns sein können.
Auch wenn wir eventuell die Herumrennerei vor dem Fest, das viele Einkaufen nicht ganz ausklammern können, so bleibt uns doch die Möglichkeit, zumindest diese paar Tage friedlich und gemütlich anzugehen und bewusst zu genießen. Alles andere kann und muss jetzt warten, und so ist es recht.
In diesem Sinne: ein fröhliches, behagliches Fest euch allen! Wir lesen uns!

2014/12/22

Spiegel

Seit drei Jahren schickt mich nun schon mein Hausarzt als Vorsorgemaßnahme zur jährlichen Blutabnahme und Urinprobe. Schließlich kann man es ja mit über 30 nie wissen, und Vorsorge ist besser als Nachsicht. Und ich gehe auch immer brav hin, um Gewissheit zu haben, ob auch alles in Ordnung ist.
Zum dritten Mal in Folge sind alle meine Werte perfekt und innerhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte, mit Ausnahme des Cholesterinspiegels. Der liegt mal mehr, mal weniger über dem festgelegten oberen Grenzwert.
Das Komische daran ist: das würde mir niemand ansehen. Ich meine: ich bin eher zu dünn, als zu dick, verzehre keineswegs Wurst mit Speck, auch wenn ich gerne gut und auch deftig esse. Was auch eine Folge der ungarischen Küche ist, die ich sicherlich niemandem vorstellen muss. Es ist schon interessant, dass ansonsten zum Glück alles im grünen Bereich ist, obwohl ich mir als Laie denken würde, dass sich ein leicht erhöhter Cholesterinspiegel auch auf andere Werte auswirkt.
Der Hausarzt meinte im Übrigen schon im Vorjahr, dass dies in meinem Fall, wie bei so manchen, wohl eine genetische Sache sei, und dagegen könne man nur begrenzt etwas tun. Mal sehen, wie sich das Problem in naher Zukunft entwickeln wird. Aber vorerst, so hoffe ich, wird mir der Arzt noch keine Medikamente verschreiben, obwohl er das im Vorjahr in Aussicht gestellt hat.

2014/11/27

Nada

Nach längerer Zeit wieder einmal eine Durststrecke hier im Blog. Nicht, dass ich in letzter Zeit sonst so viel posten würde, aber in den vergangenen Wochen war es doch vollkommen still hier. Es hat sich einfach viel Arbeit angehäuft, sonst ist jedoch alles in Ordnung. Es gab ehrlich gesagt auch keine besonderen Vorkommnisse, interessante Beobachtungen, neue Lese- oder Kinoerlebnisse, sodass ich gleich zwei gute Gründe hatte, hier nichts zu schreiben und zu veröffentlichen. Das wird sich aber hoffentlich mit den herannahenden Feiertagen ändern, andernfalls muss ich hier auch beim nächsten Mal einen Artikel über das Nichts veröffentlichen...

2014/10/31

Morgenstund

Quasi noch ein Selbstversuch, über den ich hier nach dem vorigen Beitrag kurz berichten möchte. Parallel mit der regelmäßigen körperlichen Betätigung versuche ich in diesen Tagen einen weiteren Entschluss in die Tat umzusetzen, der schön etwas länger in meinem Kopf herumschwirrt und den die Dame des Hauses in ihrem Fall bereits in die Tat umgesetzt hat: die geringfügige Änderung meines Biorhythmus.
Lange Zeit hindurch habe ich mich so gegen Mitternacht-halb eins, spätestens ein Uhr schlafen gelegt und stand immer zwischen sieben und acht auf, je nachdem, wie lange ich in  der Nacht zuvor noch wach war (und meistens leider gearbeitet oder administriert habe). Durchschnittlich komme ich so auf 7,5 Stunden Schlaf, manchmal mehr, manchmal weniger, die mir vollkommen ausreichen. Auch, wenn es am Wochenende natürlich gerne etwas mehr sein darf!

Nun habe ich mir aber vorgenommen, da ich am Abend immer ziemlich ausgelaugt war und mich – wenn ich noch Aufgaben zu erledigen hatte – nicht mehr richtig konzentrieren konnte, gegen halb elf schlafen zu gehen und gegen sechs Uhr aufzustehen. Die 7,5 Stunden bleiben, aber in der Früh bin ich frischer und kann hoffentlich etwas effizienter arbeiten.
Die Erfahrungen der ersten Tage sind durchaus positiv: keine Schwierigkeiten mit dem früheren Einschlafen, obwohl ich das befürchtet hatte, und nur geringe beim Aufstehen, die aber auch beim Aufstehen um acht Uhr nicht wegzudenken waren. Mal sehen, wie es nächste Woche weitergeht. Ich erwarte aber keine gravierenden Probleme, da ich die Schlafzeit nur ein wenig nach vorne verschoben, die Länge jedoch nicht geändert habe.

2014/10/28

Selbstversuch

Seit fast genau zwei Jahren ist die einzige regelmäßige Bewegung in meinem Leben nicht mehr präsent, nachdem wir mit unserem Amateurteam einmal pro Woche nicht mehr kicken – ich habe darüber berichtet. Nachdem ich kein neues Team und auch keinen neuen Sport ins Auge gefasst habe, bin ich kurze Zeit später dazu übergegangen, täglich morgens und abends Liegestütze zu machen und auch den kleinen Hometrainer regelmäßig zu nutzen. Und da wären dann noch die vier Stockwerke, die ich – wenn auch nicht täglich – zu bewältigen habe.

Dass das nicht besonders viel Bewegung ist, wenn man ansonsten die meiste Zeit über vor dem Computer sitzt, und dass ich auch nicht jünger werde, habe ich in den vergangenen Wochen daran gemerkt, dass es gleich zweimal an zwei verschiedenen Stellen im Kreuz bzw. Rücken gezwickt hat. Nichts Ernsthaftes, aber doch ein unangenehmes Gefühl für einige Tage.
Da ein Fitnessstudio oder ähnliches vorerst weiterhin nicht in Frage kommt und ich auch etliche andere Bewegungsarten aus diesem oder jenem Grund für mich ausgeschlossen habe, bin ich nun seit einigen Tagen dazu übergegangen, jeden Abend für eine gute halbe Stunde – pun intended – Gehen zu gehen. Im Grunde Spazieren, nur eben in zügigerem Tempo, um den Kreislauf ein bisschen anzukurbeln. Frische Luft, die Möglichkeit zur sanften, aber doch schwungvollen Bewegung und zum Nachdenken über Gott und die Welt.

In den letzten Jahren haben etliche Studien die positiven Wirkungen dieser Bewegungsart nachgewiesen, wie ich herausgefunden habe, auch wenn es sich auf den ersten Blick um nichts Weltbewegendes handelt. Wie in vielen Fällen denke ich, dass sich auch hier die Regelmäßigkeit positiv auswirkt, zum Beispiel im Vergleich zum Sport einmal pro Woche. Und auch wenn es nicht viel oder nicht kräftezehrend ist, ist es sicherlich mehr Betätigung der Muskeln und ein stärkeres Ankurbeln der Körperfunktionen, als jeden Abend zu Hause vor dem Computer oder dem Fernsehgerät herumzusitzen.

2014/10/17

Nachruf auf unsere Bücher

Zu Beginn des Jahres habe ich darüber geschrieben, dass wir in Zukunft – im Grunde so wie bisher, aber nunmehr auch bewusst – verstärkt freiwillig einfach leben möchten. Mit Ausnahme von ein-zwei Rückfällen – ihr wisst ja: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach – ziehen wir das Ganze bisher konsequent durch.
Eine große Hürde dabei waren und sind noch immer Bücher. Wenn zwei Menschen zusammenwohnen, die beruflich und privat schon früher ziemlich viele Bücher hatten, die im Laufe der Jahre nur mehr geworden sind, dann kommt da schon eine ordentliche Menge zusammen. Wir sind aber dabei, den Bestand deutlich zu reduzieren. Einiges wurde verschenkt, anderes sogar verkauft. Natürlich, Bücher haben ihren Wert und sind eine feine Sache. Genauso wie Lesen. Aber auf der anderen Seite sind auch Bibliotheken etwas Angenehmes. (Oder E-Book-Reader, aber das ist eine ganz andere Geschichte.)

Die Zeiten, in denen ich Bücher nur horten wollte, um möglichst viele zu besitzen und eine Hausbibliothek aufzubauen, sind vorbei. Die Zeit, in der ich vielleicht sogar ein wenig mit der Zahl meiner Bücher vor Gästen angeben wollte, gehört längst der Vergangenheit an. Zeit ist leider – bei mir, wie bei jedem anderen mit Kind und Karriere – knapp bemessen, also sind auch die Zeiten vorbei, in denen man sich regelmäßig den Luxus gönnen konnte, Romane ein zweites oder drittes Mal zu lesen. Natürlich, manchmal kommt das vor, aber es gibt so viele Bücher der Weltgeschichte, die ich gerne einmal lesen möchte… und vieles davon steht hier in unseren Bücherschränken. Ja, es vergehen Tage, nicht selten sogar Wochen, in denen ich keinen einzigen Satz Belletristik lesen kann, weil ich so viel zu tun habe! Vom Platzmangel als Grund für das Verschenken oder Verkaufen der Bücher gar nicht erst zu sprechen!

Die Konsequenz: Dem Prozess, der auch die Lebensqualität bereits beeinträchtigt, Einhalt gebieten. Ja, so viele Bücher haben nicht nur ihr Gutes, sie können auch eine Last sein. Da möchte man den einen oder anderen langweiligen, gar gehassten Roman am liebsten wegwerfen, aber man hängt emotional trotzdem dran. Sei es, weil es eine schöne Ausgabe ist, oder weil es ein Geschenk war. Daran müssen wir mit der Dame des Hauses noch beide arbeiten.
Ein weiteres Ereignis, das mich auf unserem Weg bestärkt, ist mir vor einigen Tagen widerfahren. Eine im Frühjahr verstorbene Bekannte hat eine ganze Hausbibliothek hinterlassen, Unmengen von Büchern. Vieles kommt nun an die Uni, wo ich auch meine PhD-Ausbildung absolviert habe, und wird zum Bibliotheksbestand. Einiges landet bei den Professoren, anderes wiederum wird an die Studenten verschenkt. So endet die Sammlertätigkeit eines Lebens, im Laufe derer weder Kosten noch Mühen gescheut wurden. So vergeht der Ruhm der Welt.

Ich denke, die Welt hat sich weiterbewegt, auch wenn ich selbst in vielem noch an Büchern hänge. Die neueste Fachliteratur, die besten Fachbücher findet man heute oft im Internet, oder man hat dank der heimischen Bibliotheken oder gar dank der Fernleihe Zugang zu ihnen. Vor etlichen Jahrzehnten war das hier bei uns in Ungarn noch unvorstellbar. Man besaß nur das Wissen, das man in Büchern zu Hause stehen hatte. Das man sich hin und wieder aus dem Ausland mitbrachte und dann immer griffbereit hatte.
Natürlich, Bücher repräsentieren nach wie vor einen Wert, und auch das Wissen – oder eben das Vergnügen – zwischen zwei Deckeln ist nicht weniger geworden. Aber ob man wirklich so viel zu Hause stehen haben muss, das wage ich nunmehr zu bezweifeln. Selbst in meinem Beruf greife ich nur mehr selten zu Büchern in Papierform, obwohl das früher unvorstellbar gewesen wäre.

Vieles wird sicherlich bei uns zu Hause bleiben. Eine Wohnung ohne Bücher oder mit nur wenigen Bänden sieht für mich nach wie vor leer und komisch aus. Aber wir werden auch versuchen, vieles zu ändern. Wie gesagt, ich bin kein besserer Mensch, auch kein gebildeterer, nur weil ich viele Bücher zu Hause habe. Auch die Kinder werden nicht lieber lesen wollen oder sich besser entwickeln, nur weil sie von vielen Büchern umgeben sind. Man muss nicht alles besitzen, um es bei sich zu tragen, zu verinnerlichen, sich daran zu erinnern. Bei weitem nicht.

2014/09/30

Der Tod ist groß

Ein Todesfall ist ja immer etwas Schreckliches, unabhängig davon, ob es um Jung oder Alt, um eine lange Krankheit oder ein plötzliches Ableben geht. Und auch unabhängig davon, ob man die betroffene Person gekannt hat oder nicht.
Manchmal kann das Leben wirklich grausam sein. Das habe ich mir gedacht, als ich vom Tod einer jungen Frau vor einigen Tagen erfahren habe. Persönlich kannte ich sie nicht, sie war eine Freundin einer Bekannten, die mir ihr Schicksal anvertraut hat. Die an Bluthochdruck leidende junge Frau, die deswegen angeblich auch behandelt wurde, erlitt vor kurzem eine Hirnblutung, fiel ins Koma und starb einige Tage später, nur einen Tag nach ihrem dreißigsten Geburtstag. Ich weiß, der Tod kennt weder Zahlen, noch Termine – oder kennt sie womöglich viel zu genau –, aber das ist trotzdem grausam. Insbesondere für die Angehörigen und die Freunde der Betroffenen.

In solchen Momenten fragt man sich vieles, es geht einem so viel durch den Kopf, dass man das gar nicht niederschreiben könnte. Und solche Geschichten erinnern einen immer wieder daran, was wirklich wichtig im Leben ist, was man von den Dingen und Menschen halten sollte, die einen Tag für Tag nerven oder einem die Zeit rauben. Leider verfliegt die Wirkung solch schrecklicher Nachrichten oft viel zu schnell, und der Alltag holt einen rasch ein.
Versuchen wir, uns das obige tragische Schicksal diesmal ein wenig länger in Erinnerung zu rufen, wenn im täglichen Leben etwas nicht so klappt, wie wir es uns vorstellen. Schließlich gibt es wichtigere Dinge und größere Probleme, als die, mit denen wir uns womöglich gerade befassen müssen.

Diese traurige Geschichte erinnerte mich an das schöne und äußerst passende Gedicht Schlußstück von Rainer Maria Rilke:

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.

2014/09/28

A day in the life of...

Und wieder einmal bin ich mit dem heutigen Tag ein Jahr älter geworden. Die Zeit rast mit voranschreitendem Alter wirklich schnell. Tage, Wochen, Monate und auch Jahre vergehen fast wie im Flug. Mit ein bisschen Übertreibung könnte man sagen: Gestern war ich noch dreißig, heute bin ich schon vierunddreißig. Oder wie es die Dame des Hauses anlässlich des heutigen Jubiläums treffend formuliert hat: Unglaublich, dass ich zehn Jahre jünger war als heute, als ich sie kennen gelernt habe…
Der Tag war eigentlich nicht außergewöhnlich, jedoch sehr schön. Wenn man von etlichen Angehörigen und Freunden beglückwünscht wird, telefonisch, per E-Mail, SMS und dem „Gesichtsbuch“, dann kann das nur ein schöner Tag sein, oder? Dass man bestimmten Menschen einfällt, dass sich auch Leute, die man nicht auf der Rechnung hatte, die Zeit nehmen, um zumindest beim „Gesichtsbuch“ zu gratulieren. Und besonders schön ist immer, wenn man an seinem Geburtstag nicht arbeiten muss und mit der Familie zusammen sein kann, so wie heute.
Ein bisschen enttäuschend dagegen ist für mich meistens der 29. September, an dem es so weitergeht, wie vor dem Geburtstag. Rein in den Alltagstrott, Schluss mit lustig. Da hat man ja nicht einmal das, was man zu Weihnachten genießen kann: noch zwei Tage Ruhe und Entspannung (und eine verhältnismäßig ruhige Woche) nach Heiligabend. Aber was soll’s: Man kann nicht alles haben, ansonsten würde man ja Weihnachten weniger zu schätzen wissen!

2014/09/06

Fliegender Zirkus

Als jemand, der mit den (Wiederholungen von) Monty-Python-Filmen und -Sketchen groß geworden ist, die ein durchaus prägendes Erlebnis für mich waren und sind, durfte ich mir natürlich die Reunion- und zugleich Abschlussvorstellung der Comedy-Truppe nicht entgehen lassen. Dank der Aufzeichnung und der Aufnahme ins Kinoprogramm konnten auch wir hier, etliche Tausend Kilometer von der O2-Arena in London entfernt, die Show genießen, die den Titel Monty Python Live (mostly): One Down, Five To Go trug.
Von den insgesamt zehn Abschiedsvorstellungen war dies die angeblich allerletzte am 20. Juli, und wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, denke ich, dass es auch so bleiben wird. (Auch wenn sich vor ein paar Jahren auch diese Reunion niemand vorstellen konnte.) Das mit einigen Gesangs- und Tanzeinlagen bzw. Choreografien angereicherte Programm war natürlich ein Best-of mit den denkwürdigsten Sketchen der Truppe. Das meiste wurde dabei live auf der Bühne präsentiert, aber etliche Einspieler ließen die Originalversion des Monty Python’s Flying Circus wieder aufleben.

Was mir sehr gefallen hat, war die Tatsache, dass die alten Sketche hie und da ein wenig verändert und der heutigen Zeit angepasst wurden. Man denke nur an die Sticheleien gegen John Cleese mit dem Verweis auf seine vier Ehen und seinen Scheidungsprozess, oder die Erwähnung der Reise-Dokumentationen von Michael Palin.
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass den Komikern wirklich anzusehen war, wie sehr sie den Auftritt genießen. In etlichen Szenen musste der eine oder andere selbst lachen bzw. sich das Lachen verkneifen. Kein Wunder, schließlich folgte Gag auf Gag, und selbst hart gesottene Fans bekamen fast schon Muskelkater im Gesicht.
Alles in allem war es ein großartiges Kinoerlebnis, auch wenn es einiges aus dem Live-Auftritt nicht in die Kinoversion geschafft hat. Aber schließlich müssen sich ja die Herren von Monty Python auch etwas für die DVD-Version aufheben, sonst würden sie ja weniger Menschen kaufen.

2014/08/31

Summer has gone

Ich schreibe ja auf diesen virtuellen Seiten selten über das Wetter, aber am letzten Augusttag dachte ich mir, dass sich vielleicht ein Fazit der jüngsten Vergangenheit lohnt. Der diesjährige Sommer war nicht gerade das Gelbe vom Ei. So viel Regen und so viele Gewitter hat es schon lange nicht gegeben. Gepaart mit der streckenweise recht hohen Luftfeuchtigkeit erinnerte das ganze an ein tropisches Klima. Während es in den Vorjahren immer wieder Tage, ja Wochen mit extrem hohe Temperaturen gab (nicht selten um die 39-40 Grad), hatte es in diesem Jahr nur ganz selten über 33-34 Grad, und oft wurden nicht einmal diese Werte erreicht, auch wenn es kein sonderlich kühler Sommer war. Wenn wir die vergangenen drei Monate mit einem Wort beschreiben wollen, dann wäre wohl der Ausdruck unbeständig ziemlich passend.
Rufen wir uns kurz auch den diesjährigen Winter in Erinnerung: Dieser war ja besonders mild, und wir hatten vielleicht nur ein-zweimal einen geringen Schneefall. Zum Rodeln und Schneemann Bauen sind wir nicht gekommen und auch eine Schneeballschlacht konnte nicht stattfinden.
 
Ich möchte hier keineswegs die Alarmglocken läuten lassen, aber so langsam beginne ich den Studien und Aussagen Glauben zu schenken, die von einer Veränderung unseres Klimas und dem negativen Einfluss des Menschen auf Wetter und Klima sprechen. Natürlich lässt sich das so pauschal nicht feststellen, aber es gibt viele (und immer mehr) Anzeichen dafür, dass sich die Dinge nicht in die richtige Richtung entwickeln.
Was den Herbst betrifft, der mich zumindest immer ein wenig betrübt macht, vor allem wenn es schon in Richtung des langen Winters geht, würde ich mir – wie vermutlich viele – zumindest zu Beginn einen klassischen Altweibersommer mit vielen Sonnenstunden und möglichst hohen Temperaturen wünschen. Mal sehen, ob sich unser Wunsch erfüllt.

2014/08/24

Alte Zeiten

Fünf Jahre sind viel oder auch wenig. Hängt davon ab, worum es geht, denke ich. Wenn man jemanden ziemlich genau fünf Jahre nicht sieht und zwischendurch – meiner Erinnerung nach – nur einmal kurz miteinander telefoniert hat, ist das schon eine recht lange Zeit.
Vor einigen Tagen habe ich mich mit einem Freund und ehemaligen Kollegen getroffen, um uns an die alten Zeiten zu erinnern und darüber zu reden, wie es um uns jetzt steht. Ich denke, die Tatsache, dass wir nach fünf Jahren dort anknüpfen konnten, wo wir einst aufgehört hatten, ist ein Indiz dafür, dass wir beruflich auf derselben Wellenlänge sind. Ja, mehr noch, da es vor allem auch um Privates ging: Es ist für mich ein Zeichen echter Freundschaft.
Etwa vor sieben Jahren – Zahlenmystik gefällig? – haben wir uns nicht ganz im Guten getrennt, jeder ging seinen eigenen Weg. Es war kein Hass, keine Wut, es war eher eine herbe Enttäuschung, über die wir uns beide hinwegsetzen mussten. Wir brauchten einfach Zeit, um uns ein wenig von den Geschehnissen zu entfernen, um alles in einer neuen Situation und Lebenslage zu verarbeiten und zu durchdenken. Zudem zog es ihn in eine andere Stadt, sodass wir uns auch im geografischen Sinne voneinander entfernten.

Nun aber haben wir uns dank eines gemeinsamen Freundes wieder zusammengefunden, um über die vergangenen fünf bzw. sieben Jahre zu plaudern. Wir beide haben in der vergangenen Zeit gespürt, dass sich die einstige Enttäuschung im Grunde in Luft aufgelöst hat. Es ist einfach zu viel um uns herum geschehen, privat und beruflich gleichermaßen. Neue Situationen benötigen eine neue Sicht auf die Dinge, eine Umbewertung, denke ich.
Die geografische Entfernung ist zwar immer noch gegeben, aber vielleicht war diese jetzige Annäherung doch mehr als ein erster Schritt in Richtung eines intensiveren und guten Kontakts. Vielleicht greifen wir beide nun doch hin und wieder zum Telefon oder zur Tastatur, um uns nach dem Wohlergehen des Anderen zu erkundigen. Womöglich treffen wir uns wieder häufiger, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Denn wie das Treffen vor einigen Tagen gezeigt hat: Wir haben uns noch immer einiges zu sagen und denken immer noch ziemlich ähnlich über die Dinge des Lebens.

2014/08/16

Netter Wolf

Lange ist es her, dass ich ein Buch zum Thema Musik gelesen habe. Meist ist es dann doch ein Roman oder eine Kurzgeschichtensammlung, den bzw. die ich vom Bücherregal nehme oder aus der Bibliothek ausleihe. Die Ausnahme bildete nun während meines Sommerurlaubs ein Buch von Mark Eglinton über den Frontmann einer meiner Lieblingsbands mit dem Titel James Hetfield: The Wolf at Metallica’s Door, das ich von meinem Bruderherz geschenkt bekommen habe.
Es war interessant, viele Details aus der Kindheit, Jugend und dem späteren Leben des Sängers und Gitarristen zu erfahren, die man teilweise hier und da vielleicht ansatzweise schon gehört hat, oder auch nicht. Das Buch behandelt natürlich nicht ausschließlich die Person und Persönlichkeit Hetfields, sondern auch vieles aus dem Leben seiner Band. Klar, diese zwei Dinge können wohl kaum voneinander getrennt werden. Deshalb werden alle Alben der Gruppe ausführlich unter die Lupe genommen, und das Schicksal der Band in den vergangenen dreißig Jahren wird akribisch analysiert.

Obwohl ich mich der ziemlich niederschmetternden Meinung des Autors bezüglich der in den neunziger Jahren veröffentlichten umstrittenen Alben Load und Reload nicht anschließen kann, fand ich das Buch insgesamt sehr gut recherchiert und kurzweilig verfasst. Zumal Mark Eglinton zum Beispiel bezüglich dieser beiden Platten auch die positiven Meinungen aus der Musikpresse zitiert, wie es sich für einen guten Autor bzw. Journalisten gehört.
Auf den etwa 250 Seiten wird es nie langweilig, die 17 Kapitel runden die Laufbahn der Band und das Leben Hetfields bis einschließlich der Zeit nach dem jüngsten Album Death Magnetic gut ab. Als Fan kann man nur hoffen, dass mit der Zeit noch etliche Kapitel zu diesem Buch hinzugefügt werden können.

2014/07/31

Sich mit altbekannten Federn schmücken

Manchmal habe ich Ideen, die ständig in meinem Kopf herumschwirren und mich fesseln. Nichts Weltbewegendes, im Grunde ganz alltägliche Dinge, die ich gerne mal ausprobieren möchte. Wahrscheinlich hat jeder hin und wieder solche Einfälle. Und dann wird es was mit uns – also der Idee und mir –, oder auch nicht. Aber es reizt mich zumindest so lange, bis ich die Sache ausprobiert habe.
Um nur zwei kurze Beispiele zu nennen: Bei mir gehörte das Bloggen dazu, das ich zuerst aufgegeben habe, aber im zweiten Anlauf seit nunmehr mehr als sechs Jahren konsequent durchziehe, weil es mich immer noch reizt. Tw*tter dagegen habe ich kurz getestet, aber recht schnell wieder aufgegeben (obwohl es mich irgendwo noch immer reizt).
Meine neueste Idee, die sich seit einiger Zeit in meinem Kopf festgesetzt hat, ist das Schreiben mit der Füllfeder. Vermutlich viele von uns haben das als Kind in der Schule getan bzw. tun müssen, manche haben es schon damals irgendwie gemocht (wie ich), andere dagegen gehasst. Dann kam bei vielen von uns die Zeit, als wir endlich „erwachsen“ werden wollten, denn Erwachsene durften mit einem Kugelschreiber schreiben. Eine praktische Sache zudem, keine Frage: kein Kleckern, kein Nachfüllen, schnelleres Schreiben usw. Auf jeden Fall ist der Kugelschreiber mehr als alltagstauglich, bis zum heutigen Tag (und im Übrigen eine ungarische Erfindung).

Trotzdem reizt mich seit einiger Zeit der Gedanke, zur klassischen Füllfeder zurückzukehren. Vielleicht gerade deshalb, weil ich ein eher ruhigerer, langsamerer Typ bin und mir zudem in unserer schnelllebigen, stressigen Welt bewusst in bestimmten Situationen Zeit lasse. Über diverse Aspekte dieses „Entschleunigens“ habe ich an dieser Stelle schon berichtet: zum Beispiel über das Pfeiferauchen – sogar in Verbindung mit Tw*tter –, das ich hin und wieder gerne praktizieren würde, jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht darf. Oder die freiwillige Einfachheit, den Minimalismus, wo keine Einschränkungen dieser Art bestehen, und über den ich mir auch häufig Gedanken im Alltag mache.
Heute habe ich mit Mutters Hilfe einige alte Füllfedern aus dem „Familienarchiv“ hervorgekramt. Im Übrigen auch ein bewusster Schritt von mir: Wenn wir etwas finden sollten und das Ding funktioniert, wieso soll ich dann ein Neues kaufen?! Gesagt, getan, und schon liegen hier heute Abend vor mir auf dem Schreibtisch etliche Füllfedermodelle aus den vergangenen Jahrzehnten. Keine Luxusmodelle, teilweise sogar chinesische Billigware, aber teils ansehnliche Markenprodukte. Mit einigen Exemplaren habe ich noch selber in der Schule geschrieben – und sie seit geschätzten zwanzig Jahren oder mehr nicht mehr gesehen oder in der Hand gehabt. Ein komisches Gefühl. Andere stammen noch von meinem Vater, der sie vermutlich selbst geschenkt bekommen hat.
Natürlich habe ich einige davon gleich ausprobiert und bereits mindestens zwei Modelle gefunden, die mir gefallen und gut in der Hand liegen, beide mit Tintenpatronen. An ein Drittes werde ich mich in den nächsten Tagen heranwagen, denn bei diesem Modell handelt es sich um einen Kolbenfüller mit Tank.

In Zeiten von Handy, Computer und Laptop (um von technischem Schnickschnack – Tablet und Konsorten –, den ich nicht besitze, gar nicht erst zu sprechen) schreiben wir ja viel weniger und viel seltener mit der Hand als noch vor zwanzig Jahren. Insofern werde ich die Füllfedern vermutlich nicht allzu häufig benutzen. Trotzdem bin ich gespannt, ob sie sich bei mir im Alltag bewähren werden, oder ob der Reiz des wiederentdeckten Neuen schon bald wieder Vergangenheit ist.

2014/07/22

Ja das macht die Katze froh

Heute nach langer Zeit wieder einmal ein Fotobeitrag hier im Blog. Man könnte das ganze natürlich auch als „Dienstagsfüller“ in der Sauregurkenzeit nennen, und diese Bemerkung wäre gar nicht so weit hergeholt.
Auf jeden Fall wollte ich das weiter unten abgebildete Auto bzw. seinen Auspuff schon länger fotografieren. Die Eigentümerin wohnt unweit von uns, aber ich habe sie noch nie gesehen, nur ihren Wagen. Der aber hat es in sich, glaube ich.


2014/07/10

Dein Wunsch ist uns Befehl

Konzertmäßig wird es in der zweiten Jahreshälfte wohl nicht mehr viel zu berichten geben, aber dieses Mal muss hier noch ein Konzertbericht Platz finden. Nach den diesjährigen Auftritten von Iced Earth, Iron Maiden und den Scorpions durfte ich nämlich gestern mein fünftes Metallica-Konzert genießen. Da die vier Jungs Budapest wieder einmal ausgeklammert haben, entschieden wir und zu viert, ins benachbarte Österreich zu fahren und den Auftritt in Wien zu besuchen.
Und das war gut so! Nach dem nicht zu vergessenden soliden, einstündigen Auftritt der Grunge-Legende Alice in Chains als Vorband folgten zwei und einviertel Stunden Heavy Metal vom Feinsten, mit einem Hammer-Programm, in dem im Grunde nur die größten Hits Platz fanden. Diesmal durften nämlich im Rahmen der „Metallica by Request“-Tour die Fans per Internet abstimmen, welche Songs sie hören wollen. Natürlich hätte man sich als eingefleischter Fan über einige Leckerbissen gefreut, die bisher noch nie oder nur ganz selten live zum Besten gegeben wurden, aber bei solch einer Abstimmung und einer Band, die inzwischen im Grunde fast schon zum Mainstream gehört, war das von Anfang an ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen.

Dafür wurde uns aber eine Best of-Show mit allen großen Hits geboten. Bei der Bühnenshow lag der Akzent diesmal nicht – wie so oft – auf der Pyrotechnik (kein einziges Feuerwerk, keine Flammen auf der Bühne), sondern auf der großen Leinwand im Hintergrund, die teilweise Einspieler und teilweise die Show zeigte, sowie den verschiedenen Laserlichtern. Auch das legendäre Snakepit aus den Neunzigern für die Hardcore-Fans feierte direkt vor der Bühne sein Comeback. Sänger James Hetfield hielt die etwa fünfzigtausend Besucher auf der einstigen Trabrennbahn im Wiener Prater stets bei Laune und feuerte uns an. Gitarrist Kirk Hammett und Bassist Robert Trujillo erhielten jeweils die Möglichkeit für ein kurzes Solo und Drummer Lars Ulrich gab im Hintergrund den Takt an.

Viel zu schnell war der musikalische Hochgenuss vorbei, wie das bei unterhaltsamen Ereignissen der Fall ist. 18 Songs, davon ein neues Lied, das es womöglich auch auf das nächste Album schaffen wird, und etwa 150 Minuten später verließen die meisten Fans das Gelände mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ein durchweg gelungener Abend!

2014/06/18

Big City Night

Nach dem letzten Beitrag und Konzerterlebnis hatte ich von den drei Rock- bzw. Heavy-Metal-Konzerten, die in diesem Sommer auf mich warten, am vergangenen Montag die Möglichkeit, am zweiten teilzunehmen. Diesmal war es ein großes kostenloses Open-Air-Konzert auf dem Heldenplatz in Budapest, bei dem sich die ungarische Rockband Omega und die international wohl weit bekannteren Scorpions bei uns die Ehre gaben. Das ganze fand anlässlich des 25. Jahrestags der Wende statt.

Omega, die vom Alter und auch der Musik her getrost mit den Rolling Stones verglichen werden können, habe ich früher schon einmal live gesehen. Ich bin zwar nicht der größte Fan, mag ihre Musik aber. An diesem Abend, an dem sie eine Stunde spielten, enttäuschten sie ein wenig: Musikalisch konnten sie im Großen und Ganzen an ihre Glanzzeit erinnern, was jedoch wahrscheinlich den diversen Gastmusikern, dem Symphonieorchester und dem Chor zu verdanken war. Stimmlich war aber der Sänger der Aufgabe nicht mehr wirklich gewachsen.
Im Alter von 71 Jahren ist das auch kein Wunder, aber so langsam wäre es wirklich Zeit, denke ich, endgültig den Hut zu nehmen, auch wenn sie als Band nur mehr sporadisch auftreten.

Die Scorpions dagegen – selbst nur fünf-sechs Jahre jünger – konnten auf ganzer Linie überzeugen. Ich habe sie zum ersten Mal live gesehen, und ich muss sagen, ihr Auftritt hat mir sehr gut gefallen. Einerseits spielten sie nicht nur ein Kurzprogramm, sondern beinahe zwei Stunden, traten also mit einer vollständigen Setlist bei diesem Großereignis auf. Andererseits gaben die Musiker alles auf der Bühne, und Sänger Klaus Meine – einmal sogar selbst an der Gitarre – kommunizierte perfekt mit dem Publikum. Neben ein-zwei neueren Songs durften natürlich auch die großen Hits nicht fehlen: Tease Me, Please Me, The Zoo, Big City Nights, Rock You Like a Hurricane und so weiter. Und natürlich die großen Rockballaden, wie Send Me an Angel, Still Loving You und Wind of Change.
Fast zwei Stunden Rockmusik vom Feinsten waren das, wobei jeder der Anwesenden auf seine Kosten gekommen ist. Statt des Drum- und Gitarrensolos – obwohl beide sehr energisch und amüsant – hätte ich vielleicht noch ein-zwei Hits gespielt, aber schließlich müssen sich Sänger und Musiker bei solch einem Monstre-Programm und den immer noch zahlreichen Konzertauftritten auch irgendwann ausruhen. Hut ab vor der Leistung, es war eine erstklassige Show!

2014/06/06

Phantom of the Arena

Nach 2000, 2003 und 2008 hatte ich vorigen Dienstag nun schon zum vierten Mal die Gelegenheit, die britische Heavy-Metal-Legende Iron Maiden live in Budapest zu erleben. Trotzdem war es eine Premiere für mich, denn die Show in der Sportarena war das erste Indoor-Konzert von ihnen, das ich live gesehen habe.
Obwohl in solchen Fällen die Möglichkeiten natürlich eingeschränkt sind, haben wir neben dem musikalischen Erlebnis auch eine fantastische Show geboten bekommen, mit einer Portion Pyrotechnik, großen Leinwänden und einigen Einspieler sowie natürlich dem Band-Maskottchen Eddie in diversen Formen.
Einige der vorgetragenen Songs wurden wohl zum letzten Mal live präsentiert, da die jetzige Tournee die Alben und Hits der Achtziger Revue passieren lässt. Es reihte sich Hit an Hit, und wir kamen aus dem Staunen gar nicht heraus. Wie das so ist, vermisste man am Ende den einen oder anderen Song (wie zum Beispiel The Clairvoyant oder Afraid to Shoot Strangers), aber ich ziehe auch meinen Hut vor der Band, da sie es wagte, auch den Überhit Hallowed Be Thy Name – obwohl im Jahr 1982 veröffentlicht, also zeitlich passend – auszulassen und dafür selten gehörte Stücke aufzunehmen. Es ist – wie ich gelesen habe – das erste Mal seit seiner Entstehung, dass das Lied bei einer Tour nicht gespielt wird.
Sänger Bruce Dickinson und die anderen fünf Bandmitglieder gaben auch diesmal alles auf der Bühne und gaben in energiegeladenen 100 Minuten insgesamt 17 Stücke zum Besten. Bruce kommunizierte diesmal weniger als gewohnt mit dem Publikum, aber vielleicht hat er auch nur schlechte Laune gehabt. Oder er wird tatsächlich älter. Das wirkte sich aber auf die Produktion und die Begeisterung des Publikums zum Glück nicht aus. Ich glaube, ich war nicht der einzige an diesem Abend, der hofft, die sechs Jungs noch das eine oder andere Mal live zu erleben. Zum Beispiel gleich im nächsten Jahr, wenn sie das vierzigste (!) Jahr ihres Bestehens feiern.

2014/06/04

Sechs

Wer liest heute noch Blogs? Werden heute überhaupt noch neue Blogs eingerichtet? Gehören sie in Zeiten von Tw*tter und F*cebook nicht schon längst zum alten Eisen? Nun ja, teilweise vielleicht schon, aber ich glaube, dass doch noch neue Blogs gestartet und auch alte gepflegt werden. So sehe ich das zumindest tagtäglich im Internet und in meinem Feedreader.
 
Und auch dieses Weblog hier wird von mir noch hin und wieder mit Inhalt gefüllt, nun schon seit sechs Jahren. Es ist also sozusagen nun schulreif geworden. Ganz ehrlich: Ich hätte diesem „Tagebuch“ hier nie zugetraut, dass es so alt wird, aber trotzdem. Ich habe es nebenbei – trotz der vielen privaten und beruflichen Aufgaben – geschafft, immer einige Beiträge pro Monat zu veröffentlichen, an denen hoffentlich auch die werte Leserschaft teilweise Gefallen gefunden hat.
Es dokumentiert nun schon einen gehörigen Teil meines Lebens, es reicht, wenn ich nur einige Schlagworte nenne: Wunderschöne Erlebnisse, wie die Geburt meiner beiden Söhne und meinen Weg zum Doktortitel, aber auch tragische Momente, wie den Verlust meines Vaters. Und dazwischen etwas weniger bedeutende Dinge, die ich gelesen, gehört, gesehen, über die ich mich gefreut oder gar geärgert habe.
 
Ich möchte das ganze hier nicht in die Länge ziehen und mich selbst bzw. mein Blog feiern. Ich freue mich nur und bin selbst ein wenig erstaunt, dass es nun schon sechs Jahre sind. In diesem Sinne danke ich allen meinen Lesern, die ich persönlich kenne oder auch nicht, sowohl denjenigen, die von Beginn an hier mitlesen, als auch denen, die zwischendurch dazugestoßen sind. Ohne Euch wäre diese Beschäftigung nur halb so interessant! Drückt mir die Daumen, dass dieses virtuelle Tagebuch auch das verflixte siebte Jahr gut übersteht.

2014/05/30

Elefantengedächtnis

Woran sich Frauen – und insbesondere die Dame des Hauses – erinnern können, ist ja schier unglaublich. Heute Abend saßen wir mit ihr nämlich trotz des etwas kühlen und regnerischen Wetters auf unserem kleinen Balkon. Es gab ein schönes Jubiläum zu feiern: verheiratet sind wir zwar erst seit fünf Jahren (genau genommen wird es im August so weit sein), aber heute sind es sage und schreibe neun Jahre, dass wir zusammen sind. Mit zwei kleinen Kindern ist es ja nicht so einfach, sich irgendwo außer Haus einen gemütlichen Abend zu machen, sodass wir es uns, nachdem wir die Jungs ins Bett gebracht haben, auf unserem Balkon gemütlich gemacht haben.
Soweit sich die Dame des Hauses erinnern konnte, war es seit neun Jahren wieder das erste Mal, dass wir gemeinsam eine Flasche Wein leer getrunken haben. Daran sieht man, wie viel Alkohol wir im Alltag trinken, denn in den vergangenen Jahren hat eine Flasche immer einige Tage lang ausgereicht. Natürlich waren dafür auch einerseits die Schwangerschaften, andererseits das Stillen verantwortlich. Aber die Dame des Hauses erinnerte sich ganz genau, dass wir zuletzt vor neun Jahren, bei unserem einmonatigen Jubiläum in einem Restaurant, gemeinsam eine Flasche Wein konsumiert haben. Ich hätte das nie erraten.
Nun war es also wieder so weit, aber das ist im Grunde nebensächlich. Viel wichtiger ist, dass wir uns in guter Laune unterhalten und ein wenig feiern konnten. Viel wichtiger sind die vergangenen neun Jahre, die im Grunde wie im Flug vergangen sind, trotz der Hochzeit und der Geburt der beiden Kinder. Oder vielleicht gerade deswegen...

2014/05/22

Matrjoschka

Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. So ähnlich könnte man den Roman The Wind Through the Keyhole (dt. Wind) von Stephen King beschreiben. Das im Jahr 2012 erschienene Werk ist der achte Teil der Reihe The Dark Tower (dt. Der Dunkle Turm), über die ich an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet habe. Aber eigentlich handelt es sich – wie im Vorwort ausgeführt – um einen Band, der irgendwo zwischen dem vierten und fünften Band angesiedelt ist und einige Ereignisse des Zyklus näher beleuchtet. Das Werk kann aber auch ohne besondere Vorkenntnisse als klassischer Fantasy-Roman gelesen werden.
Wie eine Art Matrjoschka-Puppe wird hier in der großen Geschichte um Roland und seine Gefährten von Roland selbst eine Rahmengeschichte erzählt: die vom Fellmann, der in verschiedenen Gestalten eine Mordserie begeht, und dem Roland auf die Schliche zu kommen versucht. Innerhalb dieser Geschichte präsentiert der noch jüngere Roland auch eine andere Geschichte mit dem Titel „Der Wind durch das Schlüsselloch“, über einen Jungen (und seine Mutter), der von einem mysteriösen Zöllner einen abenteuerlichen Auftrag bekommt.
Die beiden verschachtelten Storys sind jeweils interessant und spannend geschrieben, was man ja bei King gewohnt ist. Ungewohnt ist – auch im Vergleich zu den meisten Bänden der Serie – die Kürze des Werks, das im englischen Original nur 336 Seiten lang ist. Der Roman fügt sich gut in das magnum opus des Autors und ermöglicht – wenn auch nur für kurze Zeit – eine Rückkehr zu altbekannten Figuren des Zyklus. Auf jeden Fall empfehlenswert, auch wenn man die Geschichte über den Weg zum Dunklen Turm (noch) nicht gelesen hat!

2014/05/10

Load/Reload

Mein Handy wird im September nun schon vier Jahre alt. Wer mich kennt, weiß, dass ich wohl in keinem Bereich des Lebens den neuesten Trends hinterher renne, so auch nicht bei Elektronik und Handys. Fürwahr, manchmal hätte man schon gerne dieses oder jenes Teil, aber am Ende ist es doch in Wirklichkeit egal, womit ich telefoniere und simse.
Es handelt sich um mein drittes Handy in elf Jahren, wenn ich mich recht erinnere. Wobei ich mich von meinem ersten Telefon nach einem Unwetter und einer unfreiwilligen Dusche von Oben verabschieden musste. Das zweite Handy habe ich beiseite gelegt, als ich das jetzige zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, um mich ein wenig mit Touchscreens anzufreunden. Die ersten beiden waren von der Marke N*kia, das jetzige ist ein S*msung.

Warum ich hier darüber berichte? Im Grunde nur wegen einer Kleinigkeit, die mir in diesen Tagen aufgefallen ist. Sonst merke ich mir ja nie, wann ich mein Handy aufgeladen habe, aber nun war ich vor einigen Wochen ein paar Tage unterwegs und habe vorher das Telefon natürlich aufgeladen. Und danach lief und lief der Akku, ohne mit der Wimper zu zucken. Am Ende waren es dann 16 Tage, aber er hätte vermutlich auch noch 17 geschafft, wenn ich das Teil nicht aufgeladen hätte, vielleicht sogar 18, wenn ich am letzten Tag nicht dreimal das Handy hätte ausgiebig klingeln und vibrieren lassen, weil ich nicht rangehen konnte.
Wobei man wissen muss, dass ich das Telefon abends gegen 22-23 Uhr immer ausschalte und erst in der Früh wieder einschalte. Den Alarm habe ich einige Tage lang eingestellt gehabt, greife aber ansonsten auf einen handelsüblichen Wecker zurück. Viel telefoniert habe ich nicht, dafür ein wenig gesimst. Ich denke – obwohl ich keine Vergleichsgrundlage habe –, dass diese 16-17 Tage nach dreieinhalb Jahren doch ein recht ansehnlicher Wert sind, oder? Ich zumindest bin damit mehr als zufrieden.

2014/04/30

Der Champions-League-Fluch

Ich weiß nicht, ob jemand schon auf diesen Begriff gekommen ist, aber mir ist er gestern Abend spontan eingefallen, als ich die schmerzhafte Niederlage der Bayern gegen Real Madrid miterleben musste. Zugegeben, nach der überragenden Saison 2012/13 war es sicherlich nicht einfach, das Triple oder zumindest den Titel in der Champions League zu wiederholen. (Auch die Meisterschaft nicht, aber das haben die Münchner ja frühzeitig geschafft.) Aber wenn man es einer Mannschaft zugetraut hat, dann wohl den Bayern, nicht nur wegen der großen Erfolge, sondern auch wegen der Spielweise und Überlegenheit im Vorjahr und zu Beginn dieser Saison.

Es schein jedoch so zu sein, wie es auch schon bei anderen großen europäischen Mannschaften (Barcelona, Real Madrid, Manchester United, Chelsea) in der jüngsten Vergangenheit der Fall war: Zuhause werden sie oft Meister, gewinnen häufig den heimischen Pokal und schaffen es auch unter die besten acht oder vier Mannschaften Europas. Vielleicht sogar ins Finale. Und das über Jahre hinweg. Aber auf allen lastet anscheinend der Champions-League-Fluch, wegen dem bisher keiner der (Spitzen-) Mannschaften gelungen ist, den Wettbewerb, der seit der Saison 1992/93 existiert, zweimal hintereinander zu gewinnen, also den Titel zu verteidigen.
Die letzte Mannschaft, die das vollbracht hat, war in den Saisons 1988/89 und 1989/90 der AC Mailand im Vorgängerwettbewerb, der noch den Namen Europapokal der Landesmeister trug. Der Fluch dauert also nun schon mehr als zwei Jahrzehnte. Eine unglaublich lange Zeit, die irgendwo auch zeigt, wie ausgeglichen der europäische Topfußball in unseren Tagen ist und wie wenig manchmal über Sieg oder Niederlage entscheidet.

2014/04/28

Ich muss weg

Ein schöner Schachzug des Schicksals: Nach dem Beitrag Wieder da nun ein Beitrag, der den Titel Ich muss weg trägt. Und das ganze hat sich im Detail so abgespielt:

Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht und ich – ohne die Person zu überfordern – nur vier-fünf zusammenhängende Sätze sagen möchte, weil ich mir darüber im Klaren bin, dass das eine Höflichkeitsfrage ist, dann erwarte ich eigentlich, dass ich diese paar Sätze zu Ende sagen und mich dann nach dem Wohlbefinden des Gegenübers erkundigen kann. Zumindest habe ich das so gelernt und bisher auch mit Erfolg praktiziert. Es scheint jedoch so, dass in unserer schnelllebigen Welt nichts mehr so ist, wie es einmal war.
Bei einem Gespräch mit einer Bekannten vor kurzem kam es nämlich ganz anders. Ich glaube, ich habe gerade meinen dritten kurzen Satz angefangen, als mein Gegenüber plötzlich einen anderen Bekannten bemerkte und ohne einen Hauch von Entschuldigung auch schon losgesprintet ist. Da stand ich nun, ich armer Tor und konnte einen Augenblick lang gar nicht begreifen, was mir widerfahren ist. Ich wartete noch ein-zwei Minuten darauf, dass meine Gesprächspartnerin vielleicht zurückkommt, aber weit gefehlt.
Ich glaube, wenn ich das nächste Mal die Genannte treffe, werde ich mir – falls sie mir wieder mit dem Smalltalk zuvorkommt – eine Ein-Wort-Antwort überlegen. Nicht, dass sie mir wieder abhaut, bevor ich meinen dritten Satz zu Ende sprechen kann. Menschen gibt’s, die gibt’s gar nicht…

2014/04/05

Wieder da

In diesen Tagen habe ich endlich ein weiteres Buch fertig lesen können, das ich noch als Weihnachtsgeschenk bekommen hatte. Es handelt sich um den 2012 erschienenen Roman Er ist wieder da von Timur Vermes (übrigens ein Autor ungarischer Abstammung).
Auf Grund des Titels ist wohl eindeutig, worum es geht: Der Führer findet sich plötzlich im Jahr 2011 wieder. Wie und warum, darauf geht die Satire nicht näher ein, ist aber auch nicht wichtig. Adolf ist kein bisschen gealtert, er hat sich weder äußerlich, noch innerlich verändert. Nur, dass die Zeit an ihm buchstäblich vorbeigegangen ist. So wundert es nicht, wenn er von einigen für einen Ewiggestrigen gehalten wird, der seinem „Idol“ sogar äußerlich ähnlich sehen will. Die überwiegende Mehrheit hält ihn, seine Auftritte und Worte für nichts anderes als Comedy, woraufhin der Führer zu einer Art Medienstar avanciert.
Inmitten der alltäglichen und außergewöhnlichen Begebenheiten treffen wir beim Lesen des Romans auf bekannte Gesichter der deutschen Politik und des gesellschaftlichen Lebens, teilweise dem Namen nach genannt, teilweise nur äußerst treffend beschrieben. Adolf selbst kommt dabei natürlich aus dem Staunen nicht heraus, kritisiert teilweise unsere Zeit aufs Schärfste, kann aber einigen Neuerungen und Entwicklungen durchaus Positives abgewinnen und möchte diese in seine eigenen Pläne integrieren.
Neben den unterhaltsamen Ereignissen und lustigen Dialogen sorgen auch Wortspiele und Missverständnisse dafür, dass man sich als Leser des Romans köstlich amüsiert. Aber die Gedanken und diversen Situationen regen teilweise auch zum Nachdenken an: Darüber, was der Führer dachte und vertrat, darüber, was wir heute unter Politik verstehen, und auch über die Rolle der Medien in unserem Leben. Insgesamt ein Buch, das auf den ersten Blick keine schwere Kost zu sein scheint, trotzdem zum Grübeln anregt. Mir hat es sehr gut gefallen.

2014/03/31

Spielerisch elegant

Über meine Präferenzen im Bereich Kleidung habe ich an dieser Stelle – im Rahmen einer anderen kleinen Begebenheit – bereits früher berichtet. Fürwahr, mich sieht man selten in einem Anzug, zum Glück bin ich berufsbedingt nicht dazu verdammt darauf angewiesen. Es gibt jedoch einige Zeitgenossen – vornehmlich aus der älteren Generation –, die zu jeder Gelegenheit einen Anzug tragen, wie mir vor ein paar Tagen wieder bewusst geworden ist.
Als ich auf meinem Nachhauseweg an einem Spielplatz vorbeigekommen bin, sah ich nämlich einen älteren Herrn, um die 65-70 Jahre alt, der mit seinem Enkel dort spielte, genauer ihn schaukelte. Und eben dieser besagte Herr trug am Spielplatz einen hellen Anzug. Es kann natürlich sein, dass er vorher an einem wichtigen Ereignis teilgenommen hat, zu dem er sich in Schale werfen musste, aber so wirklich glaube ich das nicht.
Für viel wahrscheinlicher halte ich die These, dass er einer jener Zeitgenossen ist, die selbst am Spielplatz – oder gar zu Hause! – einen Anzug tragen. Zu fast jedem Anlass, zu jeder Jahres- und Tageszeit (ausgenommen vielleicht die Nacht). Natürlich soll mir das Ganze recht sein, schließlich tut es ja keinem weh, ich musste jedoch feststellen, dass ich mir das nie im Leben vorstellen könnte. Nicht einmal mit 65 oder 70 Jahren, wenn eine Jogginghose (was noch nie mein Kleidungsstück war) oder eine Jeans (die dann schon eher) etwas unpassend scheinen.

2014/03/18

Stellmichein

Von Berufs wegen habe ich heute ziemlich viele Lebensläufe durchsehen müssen. Durchschnittsmenschen, die sich für eine Weiterbildung bewerben, an sich nichts Besonderes. Aber das Niveau der meisten Bewerbungen hat mich doch ein wenig umgehauen, muss ich sagen. Das Warum lässt sich grob in vier Punkten zusammenfassen:

Erstens sollte man in der heutigen digitalen Zeit nun wirklich ein mehr oder weniger angemessenes Foto für den Lebenslauf hinbekommen. Das heißt, keine aus der Ferne aufgenommenen Bilder, wo nichts zu erkennen ist, keine verschwommenen Fotos, die mit dem Handy oder der Webcam gemacht wurden, und auch nicht Bilder, die den Betroffenen bei diversen Freizeitaktivitäten zeigen, sondern echte Porträts.
Ebenfalls zu erwarten wäre im digitalen Zeitalter die Registrierung einer halbwegs normalen E-Mail-Adresse, die keine als Pointe gedachten Anspielungen, komische Abkürzungen oder peinliche Spitznamen enthält.
Drittens wäre da der Inhalt des Lebenslaufs: Auch wenn man nicht sonderlich viel Berufserfahrung aufweisen kann – wir alle haben einmal klein angefangen und irgendwo mit der Arbeit begonnen –, sollte man sich unnötige Inhalte sparen. So wäre es mir zum Beispiel nie eingefallen, in meinen Lebenslauf jemals hineinzuschreiben, dass ich während der Uni auch mal als Prospektverteiler gejobbt habe. Aber genau das habe ich heute in einem Lebenslauf gefunden.
Schließlich dürfte von den Kandidaten auch zu erwarten sein, dass die gröbsten Rechtschreib- und Grammatikfehler vor dem Einreichen ausgemerzt werden. Wenn man in seiner Muttersprache in der Schule fast durchgefallen ist, weil man nicht Recht schreipen rechtschreiben kann, sollte man zumindest den Vater, Bruder, Onkel oder besten Freund bitten, das fertige Dokument durchzulesen, damit man einen besseren Eindruck macht.

All das habe ich heute erfahren müssen, und zwar quer durch alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Da waren junge Menschen genauso dabei, wie alte, und Universitätsabsolventen genauso, wie Facharbeiter. Da kann man wirklich nur den Kopf schütteln.

2014/03/04

Saturday Night's Alright for Bowling

Am Wochenende habe ich eine neue Sportart probiert, was bei mir nicht allzu oft vorkommt. Nun, wenn man denn Bowling überhaupt als Sport bezeichnen kann, vor allem auf dem Niveau, auf dem Amateure es spielen. Aber zumindest könnte man es als Freizeitsport gelten lassen.
Auf jeden Fall waren wir auf die Idee einer Freundin hin zu acht bowlen, und das ganze drei Stunden lang. Wie sich vor Ort herausgestellt hat, waren diejenigen, die bereits ein bisschen Erfahrung hatten, in der Überzahl: sechs von acht Leuten haben das ganze bereits mehrfach probiert. Trotzdem muss ich sagen, dass ich mit meiner Leistung ziemlich zufrieden bin. Neben ein-zwei Nullrunden konnte ich auch ein-zweimal alle zehn Pins abräumen. Einen Preis für Ausgewogenheit oder meine Körperhaltung hätte ich wohl nicht bekommen, aber das war auch nicht der Sinn des Spiels.
Trotz der etwas lauten und monotonen Musik hat mir die Atmosphäre ziemlich gut gefallen. Die Bahnen, die Leute drumherum, die speziellen Schuhe, das hin und wieder anstatt der üblichen Beleuchtung eingeschaltete UV-Licht – kurzum, wir haben uns in den drei Stunden gut amüsiert, viel miteinander unterhalten und gelacht. Und ich bin um eine weitere Erfahrung aus der Sportwelt reicher geworden.

2014/02/28

Und einmal in vier Jahren...

Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich in den beinahe sechs Jahren, seitdem dieser Blog existiert, noch nie über Politik geschrieben. Und auch diesmal tue ich es nur ansatzweise, denn in Wirklichkeit geht es in diesem Beitrag – wie so oft – um meine Gedanken und Gefühle. Und das in dem wohl längsten Eintrag, den dieser Blog bisher gesehen hat, schließlich handelt der Post indirekt von meinem – unserem – ganzen Leben.

Im Jahr 2002 durfte ich das erste Mal wählen gehen, zumindest im Rahmen der wichtigsten Stimmabgabe, also einer Parlamentswahl. Dieses Jahr im April wäre es also das vierte Mal, dass ich meine Stimme bei einer Parlamentswahl abgeben könnte. Könnte, denn so wie es jetzt aussieht, werde ich dieses Jahr nicht wählen gehen. Zumindest ist es das, was ich nun schon seit geraumer Zeit fühle und denke, aber bis zum April habe ich ja noch mehr als einen Monat Zeit zum Grübeln.
Nach dem, was wir von unserer Familie hier in Ungarn gehört und im Geschichtsunterricht gelernt haben, war es mehr als selbstverständlich, dass ich bisher von meinem Wahlrecht Gebrauch gemacht habe. Nach langen Jahrzehnten hatte unser Volk endlich die Möglichkeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dazu wollte ich natürlich stets meinen winzigen Beitrag leisten. Wahrscheinlich war es beim ersten, zweiten, ja vielleicht sogar beim dritten Mal vor vier Jahren der Reiz des Neuen, der mich zur Wahlurne trieb. Oder die Tatsache, dass man ja nicht jede Woche oder jeden Monat wählen geht.

Dieser Reiz ist verflogen, die Zeit des Kommunismus – die meine Generation sowieso fast nur mehr vom Hörensagen kannte –, ist verblasst, das Gespenst des Kommunismus geht nicht mehr um in Europa – oder zumindest nicht in unserem Land. Aus dem so oft versprochenen Aufstieg, dem Aufschließen zu den westlichen Ländern – oder gar nur zum benachbarten Österreich – ist trotz der Regierungen, die kamen und gingen, und trotz unseres EU-Beitritts nichts geworden. Stattdessen haben wir ein Europa der zwei (oder vielleicht sogar mehr) Geschwindigkeiten. George Orwell lässt schön grüßen: „Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher als die anderen.“
Die bisherigen Regierungen in Ungarn versprachen viel und hielten nur wenig – noch weniger, als es Politiker üblicherweise in anderen Ländern tun. Sozialisten und Rechtskonservative hatten gleichermaßen die Möglichkeit, Sympathien zu gewinnen, ihren Worten Taten folgen zu lassen, die Menschen zu überzeugen. Erstere acht Jahre am Stück und insgesamt zwölf Jahre lang (1994–1998, 2002–2010), die Rechtskonservativen in den letzten vier Jahren mit einer überaus seltenen und überragenden Zweidrittelmehrheit und – in Form von zwei verschiedenen Regierungsparteien – ebenfalls zwölf Jahre lang (1990–1994, 1998–2002, 2010–2014). Ein klassisches Unentschieden.

Auch in meinem Kopf. Die Gründe, warum ich die einen nie und die anderen nicht mehr wählen würde, reihen sich dicht aneinander. Neben den zwei großen Parteien wird die extreme Rechte immer stärker, die für mich ebenfalls nicht in Frage kommt. Und die drei-vier kleineren Mitte-Links-Parteien haben sich allesamt mit den Sozialisten verbündet, um zumindest irgendwie in Erscheinung zu treten und die Rechtskonservativen endlich abzulösen. Was übrig bleibt sind noch kleinere Splitterparteien, mit denen ich mich nicht oder nur teilweise identifizieren kann.
Von den zahlreichen Versprechen wurden auch in den letzten vier Jahren nur wenige gehalten. Die große Chance der Zweidrittelmehrheit wurde oftmals nur dazu genutzt, die eigenen Positionen zu stärken, überall die eigenen Gefolgsleute einzusetzen, die eigene Hosentasche zu füllen und die Möglichkeiten des Gegners so gut es geht zu schmälern. Viel zu selten stand das Volk im Mittelpunkt des Interesses. Maßnahmen, die scheinbar Geld in unserer Tasche ließen, stehen Maßnahmen gegenüber, die uns woanders Tag für Tag das Geld aus der Tasche ziehen. Was vor vier-fünf Jahren vehement bekämpft wurde, nur weil es der politische Gegner tat und wollte, wird jetzt ohne Wenn und Aber durchgesetzt, weil es endlich den eigenen Interessen dient.
Der Schein des Konservativismus, der Vertretung christlicher Werte trügt noch viele, mich aber nicht mehr. Aus dieser Sicht kann ich nunmehr immer klarer zwischen meiner Wertvorstellung und der Welt der Politik unterscheiden und wähle eine Partei nicht deshalb, weil sie mir vorgaukelt, meine Wertvorstellung zu vertreten. Was in aller Welt soll denn an Lügen, Stehlen, Betrügen und Schikanieren denn so christlich sein?

In Kenntnis der Geschichte hielt ich es lange – so wie viele – für beschämend, nicht wählen zu gehen. Schließlich hatten unsere Eltern und Großeltern nicht oder nur begrenzt diese Möglichkeit, und auch heute noch gibt es Dutzende von Ländern auf der ganzen Welt, in denen bestenfalls eine einzige Partei auf dem Stimmzettel steht.
Genau ein Vierteljahrhundert ist seit der Wende vergangen, und ich muss sagen: Dass ich nicht wählen gehe – wenn es denn so kommen sollte –, ist nicht aus meiner Sicht eine Schande, sondern aus Sicht der politischen Vertreter meines Landes. Aus der Sicht all derjenigen Politiker, die uns hätten vertreten sollen, sich stets unsere Interessen hätten vor Augen halten müssen, und nicht ihr Wohl, ihre Karrierechancen, ihren Geldbeutel und die Bekämpfung – ja sogar politische Liquidierung – des Gegners.

In jedem „normalen“, „zivilisierten“ Land besteht die Chance, dass Links und Rechts miteinander reden, diskutieren, in Bezug auf die Eckpunkte der Entwicklung des Landes, auf das Leben der Menschen eine Übereinkunft treffen, ihren Standpunkt einander annähern, das  Land gemeinsam nach Außen vertreten. 
In Ungarn dagegen wird der politische Gegner im Ausland angeschwärzt, die politische Gespaltenheit spaltet auch die Menschen, nicht einmal in Eckpunkten der Sozialpolitik, Gesundheitspolitik, Bildung, des Umweltschutzes oder der ungarischen Geschichte kommt man zu einem Konsens. Da wird sogar Letztere aus zweierlei Gesichtspunkten interpretiert, je nach Zugehörigkeit zur politischen Ecke. Ein Dialog, ja selbst eine kultivierte Diskussion findet nicht statt, Fernsehduelle werden boykottiert, der Gegner wird stattdessen abgehört und unmöglich gemacht. Die Medien sind ebenfalls gespalten, berichten je nach Parteizugehörigkeit von den Geschehnissen und versuchen, die Menschen zu beeinflussen.
Was die Menschen von denen „da oben“ sehen, das tun und vertreten sie dann auch im Alltag – und wahrscheinlich auch umgekehrt. Den anderen anschwärzen, die eigenen Brötchen backen, Ellenbogenmentalität statt Menschlichkeit und Toleranz. Leben und sterben lassen statt leben und leben lassen. So sieht es leider aus, und das schon seit langen Jahren, Jahrzehnten.

Jeder kann denken, was er will, aber in solch einer Situation wundere ich mich persönlich ganz und gar nicht darüber, wo ich in meinen Gedanken allmählich angekommen bin. Klar könnte ich das kleinere Übel wählen, aber wie könnte ich dann die Taten, Worte und Gedanken rechtfertigen, die ich zutiefst verachte und mit denen ich ganz und gar nicht einverstanden bin? Die oft im Ernst betonten Argumente, dass die anderen nicht wiederkommen dürfen, weil sie ein Werk des Teufels sind, und dass die einen für immer und ewig abgewählt werden müssten, weil sie das Land ruinieren, sind wohl mehr als lächerlich. Ich bin immer mehr der Ansicht, dass die Ideen und Konzepte der einen mit denen der anderen vermengt werden müssten, um eine Synthese zu erzielen. Womit wir wieder bei der Wichtigkeit eines Dialogs wären, der aber leider nicht existiert.

Langer Rede kurzer Sinn: Die Toten Hosen haben es aus der Sicht Deutschlands mit dem Lied Einmal in vier Jahren ein bisschen übertrieben, denke ich. Aber aus der Sicht Ungarns haben sie den Nagel leider auf den Kopf getroffen…

„Jeden Tag wird uns erzählt, / dass die Stunde X bald kommt / und dass dann alles besser wird, / wir bräuchten nur Geduld. / Im Sessel weit zurückgelehnt verfolgt das ganze Land / jede Endlos-Nutzlos-Diskussion im Fernsehprogramm.

Wir sitzen in der ersten Reihe, als ob wir alle scheintot sind, / hör’n auf leere Worte und klammern uns daran fest. / Wie letztes Mal, wie letztes Mal...

Wir lassen uns gern für dumm erklär’n, / als würden wir nichts verstehen / von den ungeschriebenen Gesetzen, / um die die Welt sich dreht. / Keinen Reichtum ohne Armut, / kein Gewinn ohne Betrug, / und ständig redet man uns ein, / dass man alles dagegen tut. / Beim nächsten Mal, beim nächsten Mal…

Und einmal in vier Jahren / kriegt man einen Zettel in die Hand, / um ein kleines Kreuz zu malen, / damit alles seine Ordnung hat.

Danach werden wir wieder nach Hause geschickt, / mit der Bitte, jetzt ruhig zu sein, / denn es ist unsere Entscheidung, / wer uns die nächste Krise zeigt.

Friede, Freude, Eierkuchen / heißt das Wahlprogramm, / das immer noch am besten zieht / in diesem schönen Land. / Wie jedes Mal, wie jedes Mal...“

2014/02/14

Böse

Wer auch nur ein bisschen was mit Rockmusik und insbesondere deutscher Rockmusik am Hut hat, der konnte dem regelrechten Hype in den letzten Wochen gar nicht entgehen. Über alle Kanäle konnte man darüber erfahren, dass die Kultband Böhse Onkelz erst eine geheimnisvolle Ankündigung plant und dann – wie erwartet – ihr furioses Comeback im Sommer auf dem Hockenheimring bekannt gab. Das nach neun Jahren Pause, denn 2005 hatten sie sich nach einem Vierteljahrhundert Skandalen und Erfolgen aufgelöst.
Ich muss ehrlich gestehen, obwohl ich den Namen der Band und ihren Ruf kannte, dass ich zuvor noch nie ein Lied von ihnen gehört habe. Das hat sich mit der jetzigen Euphorie und Medienpräsenz natürlich geändert, schließlich wollte ich im Bild sein und mir eine eigene Meinung über sie bilden.

Nun, ich muss nach meiner Recherchearbeit feststellen, dass man über die Band ganze Wälzer verfassen könnte. Über ihre Nähe zur rechtsradikalen Szene zu Beginn ihrer Karriere, ihre Texte und ihre Musik, ihre 25 Jahre währende Karriere, die Talfahrt ihres Sängers Kevin Russell auf dem Weg in den Drogensumpf, das daraus resultierende fulminante Abschiedskonzert vor über 100.000 Fans auf dem Lausitzring, die Amokfahrt und Fahrerflucht Russells in der Silvesternacht 2009 unter Drogeneinfluss und und und. Schließlich natürlich ihr jetziges Comeback mit inzwischen zwei ausverkauften Konzerten, das erneut für Aufsehen sorgt, schließlich sollte ja der Abschied vor neun Jahren für immer und ewig sein.

Obwohl mir einige Lieder und Texte, die ich in den letzten Wochen gehört und gelesen habe, gar nicht gefallen, gibt es ehrlich gesagt eine Reihe von Songs, mit denen ich mich sehr wohl identifizieren kann und die ich gut finde: Ihr hättet es wissen müssen, Hier sind die Onkelz, Terpentin, Mexiko oder Kneipenterroristen sind einfach nur klasse Rocksongs, die mir gut gefallen. Soweit ich das beurteilen kann, hat die Band nach den Anfangsjahren mit der rechtsradikalen Szene gebrochen und dies als einen Fehler eingesehen, ja sich sogar an Konzerten gegen Rechts beteiligt. Ich denke sowieso, dass jeder eine zweite Chance verdient, so auch in diesem Fall, zumal die Mitglieder damals erst 18-20 Jahre alt waren! Die Band hat bewiesen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt hat.
Das gleiche gilt für das Abschiedskonzert und die jetzige Reunion: Wie sie selbst verkündet haben, mussten sie damals wegen den Alkohol- und Drogeneskapaden des Sängers die Reißleine ziehen und wollen jetzt den angeschlagenen Ruf der Band nach dem folgenschweren Autounfall Russells aufpolieren. Auch diesbezüglich muss ich sagen: jeder kann sich mal irren. Besonders dann, wenn es damals der einzig richtige Schritt zu sein schien. Ich denke, eine zweite Chance ist in diesem Fall mehr als angebracht.

Was den viel zitierten Unfall und die Fahrerflucht betrifft, steht die Schuld des Sängers außer Zweifel. Er wurde dafür bestraft, hat seine Strafe abgebüßt, wobei natürlich in solchen Fällen immer die Frage aufkommt, ob sie nicht hätte strenger ausfallen müssen. All das hat aber mit der Band und der Musik nichts zu tun, denke ich. Auch wenn sie jetzt denken, sie müssten etwas wiedergutmachen.

2014/02/06

Plagues of Budapest

Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass ich die amerikanische Heavy Metal-Truppe Iced Earth zum ersten Mal live sehen durfte. Gestern war eine Reprise angesagt, denn die Mannen um Gitarrist Jon Schaffer gaben erneut ein Gastspiel in Budapest, und zwar im selben kleinen Club, in dem sie schon im November 2011 aufgetreten sind.
Anlass war wiederum ein neues Album, das diesmal den Titel Plagues of Babylon trägt. Der neue Sänger Stu Block konnte damit bereits auf der zweiten Platte mitwirken, und wiederum beweist er – auch mit seinem energischen Auftritt gestern Abend –, dass er sehr wohl in die Fußstapfen des großen Matt Barlow treten und die Band anführen kann.

Insgesamt neunzehn Songs wurden gestern den Chronisten im Internet zufolge zum Besten gegeben, darunter erneut Klassiker aus den achtziger und neunziger Jahren, die nicht fehlen dürfen: The Hunter, Watching Over Me, My Own Savior oder das Lied Iced Earth. Daneben bildete natürlich das neue Album das Grundgerüst des Konzerts, denn sechs der zwölf Lieder von der Platte wurden präsentiert. Mit Red Baron und A Question of Heaven waren auch diesmal ein-zwei „Schmankerl“ im Gepäck des Quintetts.
Ungefähr eine Stunde und vierzig Minuten gaben die Jungs alles, und das ungarische Publikum dankte es ihnen mit reichlich Applaus und Jubelschreien. Zwar passen nur einige Hundert Leute in den Club, doch das tat weder der Produktion der Band, noch dem Enthusiasmus der Anwesenden einen Abbruch. Wir durften auch diesmal eine gut gelungene Darbietung erleben. Auf ein Neues irgendwann in naher Zukunft, schließlich wird die Band im nächsten Jahr runde dreißig Jahre alt!

2014/01/31

Freiwillig einfach

Über das gute Gefühl, wenn man die Wohnung anlässlich des jährlichen Frühjahrsputzes sauber gemacht hat, habe ich hier im Blog bereits geschrieben. Es tut einfach gut, wenn man die Früchte der harten Arbeit sieht, wenn alles glänzt und sich wie neu anfühlt.
Ein ähnlich angenehmes Gefühl ist es, wenn die Wohnung aufgeräumt wird. Wenn unnötige Sachen wegkommen, über kurz oder lang Gehortetes ausgemistet wird, Dinge endlich an ihren Platz kommen, wofür im Alltagstrott – und manchmal auch am Wochenende – keine Zeit bleibt. Wenn Mappen, Schachteln und Schubladen durchgesehen und ausgemistet werden.
All das mache ich im Allgemeinen zweimal pro Jahr: Mich quasi an das bei uns übliche und vom deutschen ein wenig abweichende Studienjahr bzw. dessen Ende richtend einmal um den Januar und einmal um den Juli herum, plusminus einige Wochen.

Dieses Jahr ist das ganze so wie bisher, aber doch ein bisschen anders. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich mit dem Ende der Doktorstudien unlängst ein großes Kapitel in meinem Leben abgeschlossen habe, oder auch damit, dass sich meine und unsere Prioritäten mit den Kindern und dem Älterwerden naturgemäß verschieben.
Auf jeden Fall beschäftigt mich in den letzten Tagen und Wochen eine etwas extremere Form des Aufräumens und der Ordnung, die unter dem Begriff Einfaches Leben (Simple Living) oder Freiwillige Einfachheit (Voluntary Simplicity) zusammengefasst werden kann. Wie im einschlägigen Wiki-Artikel steht, kann man das ganze auch neudeutsch als Downshifting bezeichnen. Den Begriff Minimalismus finde ich dagegen weniger passend, da ich damit in Gedanken eher eine Extremvariante verbinde, bei der man all seine Alltagsgegenstände und Habseligkeiten auf – sagen wir mal – genau einhundert Stück reduziert.

Bei der oben genannten Richtung gibt es dagegen keine fest vorgeschriebenen Kriterien, die muss jeder selber ausklügeln und sich zusammenstellen. Die Bereiche, in denen diese angewandt werden können, sind so vielfältig wie das Leben selbst: Besitztümer, Ernährung, Kleidung, Mediennutzung, Handwerk, Umweltschutz und natürlich das geistige Leben. Warum mich das ganze zurzeit besonders interessiert, ist die Tatsache, dass wir vieles davon bereits mehr oder weniger bewusst seit Jahren anwenden, wie ich hiervon schon teilweise berichtet habe, zum Beispiel im Fall einiger Haushaltsgeräte oder unlängst im Fall meiner E-Mails.
Nun habe ich mir also vorgenommen, das ganze noch etwas bewusster zu tun und im Alltag zu leben. Den Gedanken zu einem zentralen, integralen Teil meines Lebens zu machen. Dabei geht es keinesfalls darum, auf die guten Dinge zu verzichten und sich nichts zu gönnen. Ganz im Gegenteil: Wenn man weniger hat, auf weniger Acht geben, weniger beschützen, weniger sauber machen, weniger speichern, um weniger Angst haben muss, kann man das Wenigere mehr und bewusster genießen und mehr darauf eingehen. Sei es ein Gegenstand, das Essen, ein Getränk oder ein Gefühl.
Es geht auch nicht darum, asketisch zu leben, sich von der Welt abzuschotten oder im Bereich Kleidung, Aussehen oder Hygiene vollkommen anspruchslos zu sein. Vielmehr sehe ich den Sinn darin, den eigenen Konsum jedes Mal zu überdenken, auf Unnützes rechtzeitig oder zumindest möglichst schnell zu verzichten, das Vorhandene so gut und so lange es geht zu nutzen und Ordnung zu halten – sowohl im Alltag, als auch in den Gedanken.

In den vergangen Tagen habe ich beim laufenden Ausmisten und Sortieren bereits diese Ideen im Hinterkopf behalten und bin dementsprechend vorgegangen. Ich weiß nicht, ob ich das auf Dauer schaffen werde, aber auf Grund unserer bisherigen Lebensweise denke ich, dass wir eine gute Chance haben, diese Prinzipien fortlaufend im Alltag umzusetzen. Ohne Neujahrsvorsätze machen zu wollen, von denen ich noch nie viel gehalten habe, eignet sich der jetzige Jahresanfang perfekt für solch ein Unterfangen, das nicht wirklich einen radikalen Einschnitt, aber zweifelsohne viel Disziplin in unserem Leben bedeuten würde.

2014/01/16

Zappenduster

Schon lange gab es hier im Blog keine Buchrezension, was nicht damit zusammenhängt, dass ich nichts gelesen hätte, sondern gleich zwei gute Gründe hat. Einerseits habe ich in letzter Zeit zwei Bücher von Stephen King ein zweites Mal gelesen, über die ich hier schon berichtet habe: Lisey’s Story (dt. Love), über das ich im Jahr 2008 geschrieben habe, und Duma Key (dt. Wahn), das 2009 an der Tagesordnung stand. Andererseits auch ein ungarisches Buch, das mir sehr gut gefallen hat, über das ich mir den Bericht hier aber spare.
Nach einer kleinen „Exkursion“ bin ich mit dem gerade fertig gelesenen Buch wieder zu meinem Lieblingsschriftsteller zurückgekehrt. Es galt, das im Jahr 2010 erschienene, aber in Ungarisch erst vor kurzem publizierte Werk Full Dark, No Stars (dt. Zwischen Nacht und Dunkel) zu lesen. Dabei handelt es sich um die dritte Novellensammlung des Meisters, die wie die Vorgänger vier Novellen enthält. Für mich überraschender Weise sind alle vier Werke – dem Titel der Sammlung entsprechend – nicht nur ziemlich düster, sondern auch alle im Grunde Krimis. Den Inhalt und insbesondere das Ende der Geschichten will ich hier im Blog nicht preisgeben, aber eine kurze Beleuchtung der Handlung ist wohl angebracht:

Bei der Novelle 1922 handelt es sich um das schriftliche Geständnis eines Farmers, der die Ermordung seiner Frau schildert, für die er und sein Sohn verantwortlich sind. Die Geschichte Big Driver beschreibt die Rache einer vergewaltigten Frau an dem Täter und wie sie dem Täter überhaupt auf die Schliche kommt. In Fair Extension (dt. Faire Verlängerung) schließt ein krebskranker Mann einen Pakt mit einem überaus komischen Mann, um wieder gesund zu werden und sein Leben zu verlängern. Die letzte und kürzeste Novelle mit dem Titel A Good Marriage (dt. Eine gute Ehe) deckt das dunkle Geheimnis eines dem Anschein nach ganz alltäglichen Ehemannes auf, dem seine Ehefrau durch Zufall auf die Schliche kommt.

Alle vier Geschichten haben mir sehr gut gefallen, und ich fand sie einerseits sehr spannend, andererseits – wie bereits geschrieben – sogar für den Stil von King ungewohnt düster. Trotzdem behandeln sie alle ganz alltägliche Menschen und Schicksale, die im Leben von vielen von uns Realität werden könnten. Sie beschreiben, wie Menschen in solchen Extremsituationen reagieren können, und das ist eben nicht immer positiv und tadellos.
Das Buch steht bei mir sicherlich auf der Liste derjenigen Werke, die es sich lohnt, ein zweites Mal zu lesen und auf weitere Details aufmerksam zu werden. Ich denke, dass sich die Novellen nach einiger Zeit ähnlich spannend lesen lassen, wie beim ersten Mal, auch wenn man bestimmte Details der Geschichten schon kennt.

2014/01/05

Der Hobbit-Saga zweiter Teil

Die freien Tage zum Ende des vergangenen Jahres eigneten sich perfekt, um den zweiten Teil der Hobbit-Trilogie (Smaugs Einöde) – auch diesmal in 3D – anzusehen. Das Werk war, genauso wie der erste Teil, über den ich hier Anfang des Vorjahres ebenfalls berichtet hatte, ein Augenschmaus.
Erneut muss ich für mich persönlich feststellen, dass es zum Glück nicht langatmig oder gar langweilig war, die Ereignisse prasseln nur so auf einen ein. Zudem wird im letzten Teil des aktuellen zweiten Films ziemlich oft zwischen den drei Orten des Geschehens bzw. zwischen den drei Handlungssträngen – Festung Dol Goldur mit Gandalf, Seestadt Esgaroth mit den zurückbleibenden Zwergen und Zwergenreich mit den restlichen Zwergen und dem Drachen Smaug – hin- und hergewechselt, was die Spannung beträchtlich erhöht.
Interessanter Weise verzichtet der Film – im Gegensatz zum ersten Teil – fast vollständig auf den Humor. Und auch Gollum wird nach dem Auftakt vor einem Jahr schmerzlich vermisst, auch wenn er natürlich in der Ereigniskette diesmal keine Rolle spielt. Was dem Zuschauer jedoch in den mehr als zweieinhalb Stunden geboten wird, ist wirklich allererste Sahne. Unglaubliche Orte mit atemberaubenden Details, Action pur und fantastische Spezialeffekte.
Vor dem Kinobesuch dachte ich, Smaug wird diesmal noch eine ziemlich kleine Rolle spielen, da er auch im ersten Teil nur andeutungsweise am Ende erscheint. Zum Glück kam ich aber in dieser Hinsicht voll auf meine Kosten, was auch das Fehlen von Gollum ein wenig erträglicher macht.

Jetzt heißt es also noch ein Jahr warten, bevor die Geschichte endgültig zu Ende geht. Was ich oben über diesen Teil geschrieben habe, wird wohl auch in ungefähr einem Jahr wiederholt werden können. Schließlich können der Angriff Smaugs auf die Seestadt Esgaroth, der Kampf gegen ihn sowie die Schlacht mit den Orks – darum wird es wohl im dritten Teil größtenteils gehen – nichts anderes sein, als spektakulär und atemberaubend. Peter Jacksons Name und die bisherigen Filme sind geradezu ein Garant hierfür.
Schließlich bleibt da noch die Heimkehr der Abenteurer, mit dem der erst im Nachhinein eingeplante dritte Teil vermutlich seinen Abschluss finden und die Geschichte als Prequel womöglich mit dem Sequel Herr der Ringe verbinden wird. Ich persönlich kann es kaum mehr erwarten!