2009/05/31

Demut

Hat man ein gewisses Talent, so bedeutet das noch lange nicht, dass man auch Erfolg haben wird. Diese Feststellung sollten sich einige Menschen vor Augen führen, gerade in unserer Zeit. Es gibt zwar leider immer mehr Gebiete im Leben, wo man zwar hervorragend damit vorankommen kann, dass man ein gewisses Maß an Talent besitzt (leider sogar dann, wenn man überhaupt keines hat!), sonst jedoch jegliche Demut vermissen lässt, aber zum Glück höre ich immer wieder von Beispielen, die meine davon abweichende Auffassung bestätigen.
Ich glaube, Demut ist sehr wichtig im Leben. Man sollte sich darüber im Klaren sein, was man kann, was man weiß und wo man steht. Es gibt immer Menschen, die mehr können, mehr wissen und klüger sind, als man selbst, und das sollte man sich stets vor Augen halten, sonst könnte es sehr schnell vorkommen, dass man sich am Boden wiederfindet. Nicht umsonst zählt Hochmut zu den sieben Todsünden…
Leider gibt es heute immer mehr Situationen im Leben, in denen viele denken, nur dann voranzukommen, wenn man auf den anderen herabschaut, wenn man mit der Ellenbogen-Mentalität alles und jeden außer Acht lassend seine eigene Person in den Vordergrund rückt. Früher oder später wird sich das aber rächen, oder anders gesagt: Ich denke, früher oder später wird auch derjenige sein Ziel erreichen, der nicht aus solch einem Holz geschnitzt ist. Der gelernt hat und davon überzeugt ist, dass man auch dann aufsteigen kann, wenn man den anderen respektiert, wenn man still seine Arbeit macht und versucht, immer besser zu werden, ohne dabei den anderen auszunutzen. Oder sich bei jemandem einzuschleimen. Der jemandem auch dann hilft, wenn das für ihn keinen Nutzen hat.
In den vergangenen Tagen habe ich wieder einmal beide Seiten kennen lernen dürfen. Den tiefen Fall einer Person und auch die Tatsache, dass sich Demut und harte Arbeit bezahlt machen können. Ich kann nicht sagen, dass mich der erstere Umstand mit Zufriedenheit erfüllt, weil es mir dadurch nicht besser geht. Ich kann aber auch nicht leugnen, dass ich mich wegen der letzteren Sache umso mehr freue. Ein schönes Gefühl, wenn man die Möglichkeit hat, das zu erfahren – sowohl am eigenen Leib, als auch bei anderen Personen.

2009/05/29

44 Jahre Funkstille

Ein Klassiker der amerikanischen Literatur wird Der Fänger im Roggen von Jerome David Salinger genannt. Der 1951 erschienene Roman beschreibt die Ereignisse von drei Tagen aus der Sicht des 17-jährigen Protagonisten, Holden Caulfield. Er verlässt das Internat, wo er studiert und wo er kurz vor dem Scheitern steht, wie schon in zwei anderen Schulen zuvor. Er macht sich auf den Weg nach New York und verbringt diese drei Tage auf der Straße und im Umfeld von zweifelhaften Menschen und versucht, einen angemessenen Umgang mit den Mitmenschen herauszubilden. Dies gelingt ihm jedoch nicht, da er überall auf Verlogenheit stößt und ihn – den Pubertär – niemand versteht, mit Ausnahme seiner jüngeren Schwester, die er am Ende des Romans trifft.
Das Werk, das zwecks Authentizität auch derbe Ausdrücke nicht scheut, beschreibt im Grunde belanglose Ereignisse aus dem Leben von Holden – teilweise als Erinnerungen in das aktuelle Geschehen eingeflochten –, die sich jedoch allesamt auf das Gemüt des Jungen auswirken. Am Ende, als ich zumindest irgendein großes Ereignis im Leben des Schülers vermutet hätte, steht im Grunde nichts, außer seinem Treffen mit seiner Schwester. Das einzig Nennenswerte, was wir noch über das zukünftige Leben Holdens erfahren, steht bereits auf den ersten Seiten des Romans: Er ist in einer psychiatrischen Klinik und erinnert sich dort an seine frühen Jahre, über deren drei Tage wir hier lesen können.
Das Werk Salingers war für mich ebenso verwirrend und befremdend, wie sein Leben. Der heute 90-jährige Autor lebt nämlich zurückgezogen in den USA, hat außer diesem Roman nur Kurzgeschichten und Novellen veröffentlicht und seit 1965 (!) nichts mehr publiziert, was ihm – so hat er in einem der seltenen Interviews gestanden – eine große Freiheit gibt.
Sein berühmtestes Buch ist im Grunde eine leichte Lektüre, aber wenn man all die Ereignisse und Momente bedenkt, die Holden widerfahren, wird die Gesellschaftskritik des Jungen und natürlich des Autors deutlich. Aus diesem Gesichtspunkt sind also die wirklich großen, nennenswerten Geschehnisse auch nicht notwendig. Trotzdem hatte ich am Ende des Romans das Gefühl, dass der Autor viel mehr aus dieser Situation hätte machen können. Es scheint, als hätte er sich nach der Devise „weniger ist mehr“ tatsächlich nur auf einige Momente im Leben und die Gedanken des Protagonisten konzentriert, die Beschreibung spektakulärer, bedeutender Folgen dieser Momente und Gedanken absichtlich vermeiden wollen und die Folgen, die Wirkungen fast zur Gänze dem Leser seines Buches überlassen.

2009/05/24

Curtain call

Es gibt Sportler, deren gesamte Laufbahn alleine durch die Nennung ihres Namens charakterisiert werden kann. So auch in seinem Fall: Paolo Maldini. Keinem, der etwas von Fußball versteht und sich für das Metier interessiert, braucht man zu erklären, wer das ist und was er geleistet hat.
Nun ist es soweit: Wenn er es sich nicht anders überlegt, so wird Maldini nach dem anstehenden Heimspiel gegen den AS Rom und dem Auswärtsspiel gegen Fiorentina seine Karriere als Verteidiger beim AC Mailand beenden und sich für immer von der großen Fußballbühne verabschieden. Wieso das so etwas Besonderes ist? Nun, die Zahlen sprechen für sich: fast 41 Jahre alt (und noch immer einer der Besten seiner Mannschaft), seit 1985 bei Milan (hat nie bei einer anderen Mannschaft gespielt), mehr als 900 Spiele für den Verein, siebenmal italienischer Meister, fünfmal Champions League- und fünfmal UEFA-Pokalsieger, 126-facher italienischer Nationalspieler.
Einer, der dem Verein immer mehr gegeben, als vom Verein gefordert hat. Einer, der auf dem Rasen immer durch sein Spiel, seinen Verstand aufgefallen ist und nicht durch sein Verhalten und seine Worte. Einer, der als Verteidiger nie für spektakuläre Szenen oder Tore sorgen konnte und trotzdem einer der besten Spieler aller Zeiten ist.
Einer, der bei der großen Milan-Ära Anfang der Neunziger dabei war, und der Letzte aus dieser Mannschaft, der sich nun endgültig vom Rasen verabschiedet. Was für Spieler, meine Güte: Franco Baresi, Roberto Donadoni, Zvonimir Boban und natürlich die drei holländischen Genies: Marco van Basten, Frank Rijkaard und Ruud Gullit!
Und einer, der einen Typ Fußballer repräsentiert, den es leider immer seltener gibt: den Clubtreuen, der nie nach England, Spanien oder Deutschland gewechselt ist, nur um mehr Geld zu verdienen oder in die Schlagzeilen zu kommen. Hut ab!
In diesem Sinne: Ciao, Paolo, und danke für alles!

2009/05/22

Bitte lächeln!

Ich kann ja verstehen, dass in Zeiten der Weltwirtschaftskrise Jobs rar sind und auch, dass viele leider nicht den Beruf ausüben können, den sie gerne möchten. Es ist auch klar, dass jeder mal einen schlechten Tag haben kann. Ich verstehe aber nicht, wieso so viele Menschen – vor allen Dingen junge Frauen – im „Front Office“, genauer gesagt als Verkäuferinnen und mit den Kunden direkt in Verbindung stehende Sachbearbeiterinnen arbeiten, wenn sie nicht einmal ein-zwei nette Worte oder ein kleines Lächeln für den Kunden – in diesem Fall für mich – übrig haben?
Ist es wirklich zu viel verlangt, dass man als Kunde zumindest den Hauch des Gefühls hat, dass man von der Verkäuferin oder der Sachbearbeiterin gerne bedient wird? Ich meine natürlich, wenn man sich als Käufer fair und sympathisch verhält, vielleicht sogar liebenswürdiger ist, als die meisten anderen Kunden, wenn man seinem Gegenüber selbst ein Lächeln oder ein Nicken schenkt.
Wieso entscheiden sich Menschen für die Arbeit im „Front Office“, wenn sie dazu nicht in der Lage sind? Wie gesagt, ich weiß natürlich, dass man nicht immer das machen kann, was man möchte, dass natürlich viele oft diverse familiäre Probleme mit sich herumschleppen, und dass besonders den Ungarn nachgesagt wird, wir seien ein Volk der ewigen Pessimisten und Nörgler, ich denke mir jedoch trotzdem: Der Kunde sollte König sein, oder sich zumindest so fühlen können. Aber vielleicht bin ich ja auch nur zu altmodisch in dieser Hinsicht.

2009/05/18

Unter Wasser

Viel zu selten esse ich Shrimps, aber heute gab es bei uns welche zum Abendessen und ich musste wieder einmal feststellen, wie gut die schmecken. Gut, ich muss hinzufügen, dass ich die ganze Portion allein verdrückt habe, da die Dame des Hauses nicht wirklich viel damit anfangen kann...
Obwohl wir in den meisten Dingen einen ziemlich ähnlichen Geschmack haben, hat sie es überhaupt nicht so mit köstlich zubereiteten, exotischen Wassertieren. Fisch ja, in vielen Variationen, aber bitte keine Garnelen und schon gar keinen Tintenfisch. Ich dagegen bin seit fast zwanzig Jahren ein großer Fan dieser Tierchen. Genauer seit 1990. Ich weiß das deshalb so genau, weil wir damals mit der Familie in Italien Urlaub gemacht haben und ich dort das erste Mal Tintenfisch und Shrimps gegessen habe.
Seitdem esse ich, wenn wir ab und zu ins Restaurant gehen, öfter mal solche Sachen, vor allem in Variationen, die man zu Hause im Allgemeinen nicht zubereitet. Aber auch in den eigenen vier Wänden kommen Tintenfisch und Shrimps manchmal auf den Tisch, speziell nur für mich. Das nenne ich Service! :)
Wenn es nach mir ginge, könnten wir aber ruhig noch häufiger Wassertiere essen, nicht nur, weil sie so lecker sind, sondern weil sie auch ziemlich gesund sein sollen. Von mir aus auch anstelle von Fleisch, obwohl ich ja eigentlich ziemlich viel Fleisch esse.

2009/05/12

Sieben

Ich weiß nicht, ob da etwas dran ist, aber in den letzten Wochen habe ich mir einige Gedanken darüber gemacht, dass sich im Leben eines Menschen angeblich alle sieben Jahre einiges verändert. Neben den nachweisbaren biologischen Veränderungen sagt man ja, dass der Lebenszyklus eines Menschen in Phasen von ungefähr sieben Jahren aufgeteilt werden kann.
Als ich darüber nachgedacht habe, musste ich zur Erkenntnis gelangen, dass diese Feststellung bei mir ziemlich genau stimmt. Immer nach sieben Jahren, oder gleich zu Beginn der neuen Phase gab es in meinem Leben einschneidende Erlebnisse oder Ereignisse, die es in irgendeiner Weise verändert haben. Wenn auch nicht immer grundlegend, aber doch in bedeutendem Maße, noch dazu stets im positiven Sinne.
Kritiker könnten jetzt behaupten, dass dazwischen sicherlich auch wichtige Änderungen stattgefunden haben und das mag auch stimmen, aber trotzdem ist es erstaunlich, dass echte „Meilensteine“ bei mir – und sicherlich auch bei vielen anderen Menschen – stets irgendwie diesem Zyklus folgen.
Zurzeit mache ich wieder eine Phase des Umbruchs durch, denn im vorigen September sind wiederum sieben Jahre verstrichen. Und die Geschichte scheint sich zu wiederholen, denn es sieht so aus, als ob bestimmte positive Ereignisse in diesen Wochen und Monaten von entscheidender Bedeutung für meine – private und berufliche – Zukunft sein könnten. Ob es tatsächlich so sein wird und worum es sich genau handelt, darüber werde ich in der näheren Zukunft an dieser Stelle sicherlich berichten, aber man soll ja den Tag bekanntlich nicht vor dem Abend loben.

2009/05/10

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Es muss schon hart sein als Schriftsteller, vor allen Dingen als Horror-Schriftsteller, wenn der Vater den Namen Stephen King trägt. Und es gehört zweifelsohne reichlich Mumm dazu, sich bei solch einer Ausgangslage in diesem Genre zu versuchen.
Joseph Hillstrom King, der 1972 geborene Sohn des Altmeisters, scheint jedoch keine Angst vor diesem Schritt gehabt zu haben, auch wenn er seine Identität nicht gleich aufdecken wollte und lieber den Künstlernamen Joe Hill angenommen hat. Die Sache ist jedoch – wie damals, als sein Vater sich mit einigen Werken hinter dem Pseudonym Richard Bachman verstecken wollte – ziemlich schnell aufgeflogen.
Sein erster Roman, Heart-Shaped Box (der in der deutschen Übersetzung den Titel Blind trägt), erschien im Jahre 2007. Es geht dabei um einen Rockmusiker mittleren Alters, Judas Coyne, der verschiedene kuriose Dinge sammelt. So erweckt auch ein Anzug seine Aufmerksamkeit, der auf einer Internet-Auktionsseite zum Verkauf angeboten wird: Es ist angeblich der Anzug eines verstorbenen Mannes, der als Geist immer noch im Anzug haust.
Coyne kann natürlich nicht widerstehen und erwirbt das Kleidungsstück und damit auch den Geist. Und damit beginnt ein Spiel um Leben und Tod, denn wie sich herausstellt, hat der verstorbene Mann etwas mit der Vergangenheit des Musikers zu tun. Und eine alte Rechnung zu begleichen, wie er denkt…
Das von zahlreichen musikalischen Anspielungen durchwobene Werk von Joe Hill ist ein durchaus gelungenes Debüt. Stellenweise etwas langatmig, aber dank der Grundidee und der Ausführung der einzelnen spannenden Szenen kann es sich sehen lassen, vor allem, zumal es sich um den ersten Roman des jungen Autors handelt. Vielleicht können wir sogar auf eine ähnlich lange und erfolgreiche Karriere hoffen, wie im Falle von King dem Älteren. Aber lassen wir das: wir sollten ja nicht andauernd diesen auf der Hand liegenden Vergleich zu Hilfe ziehen!

2009/05/06

Dressed for Success

Wann sollte man eigentlich als Mann Kleidungsstücke aus seiner Garderobe aussortieren? Diese Frage beschäftigt mich, nachdem ich der Dame des Hauses erwähnt hatte, dass ich mir ein-zwei neue Shirts kaufen will und sie mich daraufhin gleich mit mehreren überrascht hat. Mit einigen dünneren Pullovern für den Frühling oder Herbst noch dazu.
Jetzt stelle ich mir aber die Frage, was ich denn mit den älteren Sachen tun soll? Die sind ja im Grunde noch völlig in Ordnung. Nur sind sie vielleicht hier und da ein wenig ausgefranst, passen nicht mehr hundertprozentig oder gefallen mir weniger, als damals, als ich sie gekauft oder geschenkt bekommen habe.
Irgendwie fällt es mir schwer, mich von Sachen zu trennen, nicht nur im Falle von Kleidung. Ich sage mir immer, dies oder das könnte man ja irgendwann noch brauchen. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise trifft das noch eher zu, oder?!
Wenn ich mich entscheide, mich von einigen Kleidungsstücken zu verabschieden, kommen sie sicher in einen Container, wo solche Sachen für Hilfsorganisationen gesammelt werden, keine Frage. Trotzdem weiß ich noch nicht, ob ich nun irgendetwas ausmustern soll, und wenn ja, was genau. Ich muss mir das noch überlegen, aber vielleicht habt ihr ja ein-zwei Anregungen, die mir dabei weiterhelfen.

2009/05/02

Schlümpfe reloaded

Ich muss mich endlich daran gewöhnen, dass bestimmte Dinge eben nach zig Jahren wieder auf der Tagesordnung stehen, auch wenn ich immer wieder überrascht bin. Nun waren hier bei uns die Schlümpfe an der Reihe, diese kleinen blauen Comicfiguren, mit denen ich in den Achtzigern groß geworden bin. Eine große Handelskette hat nämlich eine Aktion gestartet, bei der man beim Kauf von bestimmten Produkten, bzw. nach einem gewissen Betrag eine von 15 Plastik-Schlumpffiguren bekommt und mit Hilfe von zusätzlichen Punkten auch die Möglichkeit hat, diverse Geschenkartikel mit Schlumpfmotiven zu ergattern.
Folglich ist in Ungarn das Schlumpffieber ausgebrochen, und zwar zum wiederholten Mal nach vielen, vielen Jahren. Die Zeichentrickserie lief hier bei uns erst in den Neunzigern, und die erste Retro-Welle kam irgendwann am Ende dieser Dekade, als diverse Platten mit bekloppten Schlumpfliedern aufgenommen wurden. Schrecklich.
Und jetzt also ein weiteres Revival der Schlümpfe, die es übrigens – wie ich im Internet herausgefunden habe – bereits seit 1958 (!) gibt. Es steht inzwischen eine neue Generation in den Startlöchern, die nichts oder nur wenig von den Schlümpfen mitbekommen hat und der man jetzt – trotzdem oder gerade deswegen – verschiedene Schlumpfartikel unterjubeln und sie, bzw. ihre Eltern in die Geschäfte locken kann. Die Schlümpfe waren und sind niedlich, keine Frage, aber da sieht man mal wieder: Es gibt nichts Neues unter der (Marketing-) Sonne…