2011/04/30

Gott hab ihn selig

Die Engländer sind wahrlich ein komisches Volk. Dort finden Wahlen für gewöhnlich am Donnerstag und große Hochzeiten anscheinend am Freitagvormittag statt. Macht nichts, so sehr hat mich das gestrige Spektakel in London auch nicht interessiert, die ein-zwei Zusammenfassungen darüber haben vollkommen ausgereicht. Solche „Märchenhochzeiten“ sind dann doch eher etwas für das weibliche Geschlecht, denke ich.

Wohl weniger Aufmerksamkeit werden die Medien dem morgigen Großereignis am 1. Mai schenken, wenn Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wird. Kann ich irgendwo auch verstehen, weil Religion nicht jedermanns Sache ist. Für mich persönlich ist es aber doch ein meilenweit wichtigeres Ereignis, als das gestrige.

Schon allein deswegen, weil Karol Wojtyla der erste Papst aus dem damaligen Ostblock, noch dazu aus Polen, war. Mit diesem Volk fühlen wir, Ungarn, uns traditionell eng verbunden. Andererseits auch, weil er der erste und bis zu seinem Tod im Jahre 2005 einzige Papst war, den ich in meinem Leben kannte, d. h. er hat mit seiner Präsenz und seinen Auftritten einen entscheidenden Einfluss auf mich ausgeübt. Sein mehr als 26 Jahre dauerndes Pontifikat war das drittlängste der keineswegs kurzen Kirchengeschichte!

Auch ohne die Seligsprechung ist er noch immer – etliche Jahre nach seinem Tod – eine sehr beliebte Persönlichkeit unter den Gläubigen, aber mit der morgigen Zeremonie wird er auf eine noch höhere Stufe gestellt. Nachdem die Voraussetzungen der Seligsprechung in seinem Fall erfüllt sind, zeigt die Kirche mit diesem Akt, dass es auch in unseren Tagen Menschen gibt, zu denen wir hinaufschauen, die wir als Vorbilder betrachten können. So, wie es bereits im Falle der 1997 verstorbenen Mutter Theresa der Fall war, der im Jahre 2003 dieselbe Ehre zuteil wurde.

2011/04/25

Berg der Kreuze

Manchmal findet man ja im Internet sehr interessante Sachen, unter anderem, wenn man bei Wikipedia stöbert. Sehr passend zum jetzigen Osterfest habe ich da über den sogenannten „Berg der Kreuze“ gelesen. Wobei es sich ja eher um einen Hügel als einen Berg handelt, was aber die Bedeutung dieses Ortes in keiner Weise schmälert.
Der Hügel befindet sich in Litauen und gilt seit Jahrhunderten als Wallfahrtsort. Während sich hier um 1900 herum nur 130 Kreuze befunden haben, wurden seither von den Pilgern bedeutend mehr hinterlassen. Nach Schätzungen betrug ihre Zahl im Jahr 2006 um die 100.000 (!). Dabei handelt es sich überwiegend um Holzkreuze, Kreuze aus Stein und Metall, aber auch Kreuze aus allerlei anderen Materialien, Rosenkränze, ja sogar Marienbilder, Statuen und so weiter sind hier zu sehen.
Ein Besuch in den baltischen Staaten ist sicherlich eine Option für die Zukunft, ich habe schon viel Schönes über Estland, Lettland und Litauen gehört. Falls es einmal soweit sein sollte, dann werde ich diesem litauischen Ort sicherlich einen Besuch abstatten, muss ein Riesenerlebnis sein.
Wer sich einige faszinierende Bilder ansehen und mehr über diese Pilgerstätte lesen möchte, der kann das bei Wikipedia in zahlreichen Sprachen tun.

2011/04/12

Pi, Parker, Pipapo

Ein Bestseller war er, und auch deshalb war ich gespannt auf diesen Roman. Und auch, weil er von Gott und der Welt, den großen Fragen unseres Lebens handeln soll. Mit diesen Informationen ausgestattet machte ich mich ans Lesen des Buches Schiffbruch mit Tiger (Life of Pi) des kanadischen Autors Yann Martel.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein Teenager namens Pi, Sohn eines Zoodirektors, erleidet mit seiner Familie Schiffbruch, und er ist der einzige menschliche Überlebende. Zusammen mit ihm überleben aber auch einige Tiere, die ebenfalls mit an Bord des Schiffes waren. Ein moderner Noah also. Mit voranschreitender Zeit bleibt nur mehr ein riesiger bengalischer Tiger namens Richard Parker übrig, und Pi lebt mit der ständigen Angst, zur Beute des Raubtiers zu werden. Zudem muss er auch mit der schier ausweglosen Situation auf hoher See fertig werden, denn seine Vorräte werden langsam knapp.

Darüber hinaus hat der Roman, der nicht nur als Abenteuerroman gelesen werden kann, auch eine religiöse, bzw. spirituelle Ebene. Pi ist schließlich zugleich Hindu, Christ und Moslem, da ihn an allen drei Weltreligionen etwas fasziniert. Insbesondere der letzte Teil des Buches beschäftigt sich mit diesem weiteren Aspekt. Leider wird hier aber mit Ausnahme einiger guter Stellen und Gedanken nicht viel Neues gesagt, und am Ende hatte ich das Gefühl, etwas zu vermissen.

Natürlich liest sich der Roman leicht, ist teilweise auch spannend geschrieben, und das Ende enthält sogar einige Stellen, die nichts für schwache Nerven sind. Ehrlich gesagt hätte ich mir aber auf der philosophischen Ebene viel mehr gewünscht und erhofft. Auch wenn er einem nicht alles vorkaut, hätte der Autor seine Gedanken zu Gott, der Welt, Leben und Tod viel detaillierter ausführen können, vielleicht sogar müssen.

Mangels dieser Gedanken war es für mich lediglich ein Buch, das nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut war. Sicherlich kein Werk, mit dem man sich sehr herumplagen muss, leider jedoch auch kein herausragendes Stück Literatur, das man immer wieder aus dem Regal nimmt und mehrmals liest.

2011/04/07

Wie meinen?

Diesmal aus gegebenem Anlass: Das Blog als Ventil.

Kritik ist eine Sache, damit kann man leben. Wenn sie denn einerseits berechtigt, andererseits konstruktiv ist. Wenn man als Zielperson das Gefühl hat, dass man Ratschläge bekommt, dass Fragen oder Aspekte näher beleuchtet werden, auf die man nicht geachtet, die man nicht entsprechend erklärt oder ausgeführt hat.

Kritik ist aber in meinen Augen fehl am Platz, wenn sie nur annähernd Konkretes enthält und wenn man das Gefühl hat, sie dient nur dazu, um die Überlegenheit des Kritikers zu demonstrieren, oder seine eigene Meinung als die einzig Richtige darzustellen. Wenn die Kritik mit Eigenlob beginnt, das bekanntermaßen stinkt, dann kann man sich bereits ausmachen, wo das ganze enden wird.

Kritik ist insbesondere dann nicht angebracht, wenn man durch seine Äußerung in Verdacht gerät, dass man auf dem angesprochenen Gebiet gar nicht so bewandert ist, wie man vielleicht vorgibt. Wenn man selbst bestimmte Aspekte außer Acht lässt, und dabei versucht, der Zielperson gerade so etwas anzukreiden. Oder wenn man über bestimmte Dinge einfach gar keine Ahnung hat. Und wenn man kategorische Behauptungen macht, obwohl nicht alles schwarz und weiß ist.

All das wäre natürlich überhaupt kein Problem, wenn man: 1. Seine Meinung für sich selbst behalten würde. Stichwort: Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eines (und keiner interessiert sich wirklich für das des anderen). 2. Seine Meinung der Zielperson unter vier Augen mitteilen würde.
Wenn man das ganze aber öffentlich macht und die Zielperson aus irgendeinem Grund nicht die Möglichkeit hat, zu reagieren, dann mag man am Ende vielleicht in den Augen einiger als der vermeintliche Sieger dastehen, ist aber in Wirklichkeit ein erbärmlicher Mensch.

Es gibt leider Personen, die sich danach besser fühlen und glauben, sie hätten damit ihr Erfolgserlebnis des Tages absolviert. Nun denn: lassen wir sie in diesem Glauben. Einerseits, weil Lob – wie auch in diesem Fall – oft unter vier Augen mitgeteilt wird und Kritiker nie davon erfahren.
Andererseits, weil es um etwas anderes geht. „Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halt ihm auch die linke hin.“ Es wäre vielleicht möglich, den Kritikern unseren Standpunkt und unsere Sicht der Dinge zu erklären, oder ihnen unsere Meinung näher zu bringen, aber dieses Zitat werden sie wohl nie verstehen.