2011/01/31

Aufgeräumt

Manchmal habe ich das Bedürfnis, Sachen auszumisten. Das hängt meistens mit irgendeinem triftigen Grund zusammen – Platzmangel, Frühjahrsputz, kleine Umgestaltungen in der Wohnung –, aber nicht unbedingt. Und wenn ich einmal loslege, dann so richtig: es reicht dann nicht, wenn ich nur den einen Schrank ausmiste, der aufgeräumt werden muss, nein. In solchen Fällen schaue ich mich auch in den anderen Räumen um, was da so (überflüssig) herumsteht.
Nach einer weiteren solchen Aktion sieht es nun ziemlich aufgeräumt bei uns aus. Nicht nur in dem einen Regal, wo ausgemistet werden musste, sondern auch in der Küche, in den Schubladen und auf dem Schreibtisch. So wenige Sachen hatte ich schon längst nicht mehr auf dem Schreibtisch herumliegen.
Aber: der nächste Sommer... ich meine natürlich, der nächste Unaufgeräumtheitswahn kommt bestimmt. Besser gesagt: er kommt nicht, er kündigt sich nicht an. Nein, er schleicht daher, auf leisen Sohlen, und schon bald – ich schätze, in nur wenigen Wochen – werden sich wieder die Papierstapel und Mappen auf dem Schreibtisch türmen.
Irgendwie sehe ich das ja auch als den Lauf des Lebens an. Aufgaben und wichtige Dinge stehen an, müssen eine gewisse Zeit lang stets präsent sein, bis sie dann erledigt sind, abgehakt, vergessen, weggeworfen oder zumindest irgendwo verpackt und verstaut werden können, bis man sie wieder braucht. Aber vorerst genieße ich die wenigen Tage oder Wochen, in denen es bei uns so perfekt aufgeräumt aussieht.

2011/01/24

Gedanken eines digitalen Einwanderers

Manchmal ist es gut zurückzublicken und Dinge zu analysieren. Zum Beispiel am Ende oder am Anfang eines Jahres, aber auch, wenn man eine neue Aufgabe bekommt, einen neuen Arbeitsplatz hat usw. Jetzt, am Jahresanfang, habe ich persönlich für das bevorstehende Halbjahr eine neue, zusätzliche Aufgabe erhalten, und so treffen gleich zwei gute Gründe zusammen, um einen kleinen Blick in die jüngste Vergangenheit zu werfen.

Das neue Projekt bringt Aufgaben mit sich, bei denen man quasi sofort reagieren, Dokumente sofort bearbeiten, bzw. erstellen muss. Falls man mal etwas nicht weiß, dann geht man sofort ins Internet – besser gesagt, man bleibt gleich online, weil man ja die dringlichen Aufgaben per E-Mail erhält und genauso zurückschicken muss.

Bis vor einigen Jahren wäre dies so, in dieser Art vollkommen unvorstellbar gewesen. Da vertraute man solche Dokumente der Post, oder bestenfalls einem Boten an, aber auch das führte zu einer Verzögerung von mindestens einigen Stunden. Wenn man etwas recherchieren musste, fragte man eventuell ein-zwei Kollegen oder Experten, aber meistens schaute man in den entsprechenden Fachbüchern und Lexika nach. Das machte Besuche in den städtischen Bibliotheken zu einem regelmäßigen Pflichtprogramm.

Wenn wir noch einen Schritt in der Zeit zurückgehen – nicht mehr, als weitere paar Jahre –, dann war sogar der Computer vollkommen unbekannt. Menschen tippten Dokumente auf der Schreibmaschine – und noch früher wurden diese per Hand geschrieben. Da konnte man Fehler nicht im Bruchteil einer Sekunde löschen und ausbessern, geschweige denn ganze Gedanken oder Formulierungen um- und anders niederschreiben.

Heute ist das alles gar kein Problem mehr. Unlängst habe ich diesbezüglich die Begriffe Digital Native (digitaler Eingeborener) und Digital Immigrant (digitaler Einwanderer) gelesen. Beide sind meines Erachtens sehr geistreich und beziehen sich auf Menschen, die in Zeiten der Verbreitung von digitaler Technologie geboren wurden, bzw. diese erst später, womöglich im Erwachsenenalter kennen gelernt haben.

All das oben Beschriebene hat natürlich eines auf jeden Fall mit sich gebracht: unser Leben ist viel schneller geworden, als noch vor einigen Jahren. Es bleibt nicht viel Zeit, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, trotzdem wird von uns erwartet, alles sofort zu überblicken, zu verstehen und in möglichst guter Qualität zu erledigen, wenn es denn – wie in diesem meinem Fall – dringlich ist. Trotz des immensen Fortschritts und der unglaublichen technischen Errungenschaften: diese Entwicklung macht mir ehrlich gesagt, auch im Hinblick auf die Zukunft, manchmal Angst...

2011/01/14

Unter der Kuppel

Lange ist es her, dass ich über ein frisches Leseerlebnis berichtet habe. Das hängt einerseits mit den vielen Aufgaben im wahren Leben zusammen, andererseits mit der Tatsache, dass das vor einigen Tagen beendete Buch ein wahrer Wälzer war.
1074 Seiten lang ist der neueste, aber schon 2009 erschienene Roman von Stephen King im amerikanischen Hardcover-Original. Kein Buch, das man so mir nichts, dir nichts, von heute auf morgen beenden könnte. Auch, weil der Autor in Under the Dome (dt. Die Arena) eine Vielzahl von Charakteren aufmarschieren lässt, bei denen man – vor allem zu Beginn – häufig nachblättern muss, um wen es sich denn handelt, wenn man alles verstehen möchte.

Die Story ist schnell erzählt – trotz des Riesenumfangs: Eines Tages senkt sich in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Chester’s Mill eine unsichtbare Kuppel über die Gemeinde, die die etwa 3 000 Einwohner von der Außenwelt abschneidet. Ein bisschen Luft kann durch, genauso, wie das Wasser der Flüsse und Bäche, aber sonst sind die Menschen auf sich alleine gestellt.
Abgesehen von dieser übernatürlichen Ausgangssituation lässt der Roman im Grunde jegliche Mystery- und Horror-Elemente vermissen, mit denen King ja im Allgemeinen – meist clichehaft – in Verbindung gebracht wird. Insbesondere für das Spätwerk, aber auch früher schon, sind diese oft gar nicht, oder nur vereinzelt in den Büchern vorzufinden.

Dieses Werk handelt nämlich von viel alltäglicheren Sachen: dem Leben der Menschen und ihrem Umgang miteinander, Kriminalität, den Machenschaften der Politiker und dem Kampf, aus der neuartigen Gefangenschaft auszubrechen.
Darüber hinaus wird mit Voranschreiten des Romans auch eine höhere Ebene ersichtlich, die sich mit den ökologischen Problemen unserer Welt und dem Status quo, bzw. der Zukunft der Menschheit beschäftigt. Sehr positiv ist dabei anzumerken, dass der Autor uns hier nicht alles vorgekaut auf dem Teller serviert, sondern den Leser zum Nachdenken und Philosophieren anregt.
All dies führt natürlich auch dazu, dass der Roman stellenweise etwas langatmig ist und man sich wünscht, den Ausgang der Szene oder der Gesamtsituation endlich zu erfahren, aber das sind regelmäßige King-Leser ja von manchen Werken gewohnt. Am Ende ist man dann aber wieder für das ausgiebige Leseerlebnis dankbar und wäre froh, wenn es länger gedauert hätte.

Eine weitere, für die Romane der letzten Zeit charakteristische Entwicklung ist meiner Ansicht nach, dass King in seinen Werken Fragen aufwirft, die er nicht beantwortet, bzw. Situationen schafft, die er nicht auflöst. Auch hier stellt man sich als Leser während und am Ende des Werkes zahlreiche Fragen, auf die man sich eine Antwort erhoffen würde, aber dazu kommt es auch ganz zum Schluss nicht. Wie King oft in Interviews sagt oder schreibt, geht es ihm um die Geschichte an sich, um die Ereignisse, und nicht (nur) um das Ende, um den Ausgang. Wenn dabei ein so spannender und aussagekräftiger Roman herauskommt, wie im Falle von Under the Dome, kann ich als Leser gut damit leben.

2011/01/07

In kleinem Kreis

Die zweite CD, die ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe, ist ein Live-Album von Metallica mit dem Titel Live at Grimey’s, das im November 2010 veröffentlicht wurde. Zwei Jahre zuvor spielten die vier Jungs ein kleines Clubkonzert vor einigen ausgewählten Fanclub-Mitgliedern, und nun hat auch das breite Publikum die Möglichkeit, die dort aufgenommenen neun Lieder ins Privatarchiv zu stellen.
Die Aufnahme zeigt deutlich, was ich an Metallica so mag. Obwohl sie in den vergangenen dreißig Jahren – ja, in diesem Jahr feiern sie diesen unglaublichen runden Geburtstag! – den Aufstieg in den Rockolymp geschafft haben, sind sie noch immer recht bodenständig und direkt. Sie sprechen und spielen vor einer Handvoll Fans genauso, wie wenn sie vor mehreren Zehntausend in den Stadien und Arenen dieser Welt auf der Bühne stehen. Sie albern herum, lassen die Zuschauer singen und stimmen sogar fast längst vergessene Songs an, wie in diesem Fall The Frayed Ends of Sanity, das es dann doch nicht ganz auf die Platte geschafft hat.
Mit Ausnahme des Liedes Fuel, das im Übrigen auch schon etwa dreizehn Jahre alt ist, finden sich nur noch ältere, bzw. ganz alte Stücke auf dem Album, was vor allem die Fans der frühen Metallica-Alben freuen dürfte. Auch, wenn er keine großen Überraschungen bietet, handelt es sich insgesamt um einen gelungenen Live-Mitschnitt, der dank des ungewöhnlichen Ortes und der speziellen Atmosphäre eine Besonderheit darstellt.