2011/01/24

Gedanken eines digitalen Einwanderers

Manchmal ist es gut zurückzublicken und Dinge zu analysieren. Zum Beispiel am Ende oder am Anfang eines Jahres, aber auch, wenn man eine neue Aufgabe bekommt, einen neuen Arbeitsplatz hat usw. Jetzt, am Jahresanfang, habe ich persönlich für das bevorstehende Halbjahr eine neue, zusätzliche Aufgabe erhalten, und so treffen gleich zwei gute Gründe zusammen, um einen kleinen Blick in die jüngste Vergangenheit zu werfen.

Das neue Projekt bringt Aufgaben mit sich, bei denen man quasi sofort reagieren, Dokumente sofort bearbeiten, bzw. erstellen muss. Falls man mal etwas nicht weiß, dann geht man sofort ins Internet – besser gesagt, man bleibt gleich online, weil man ja die dringlichen Aufgaben per E-Mail erhält und genauso zurückschicken muss.

Bis vor einigen Jahren wäre dies so, in dieser Art vollkommen unvorstellbar gewesen. Da vertraute man solche Dokumente der Post, oder bestenfalls einem Boten an, aber auch das führte zu einer Verzögerung von mindestens einigen Stunden. Wenn man etwas recherchieren musste, fragte man eventuell ein-zwei Kollegen oder Experten, aber meistens schaute man in den entsprechenden Fachbüchern und Lexika nach. Das machte Besuche in den städtischen Bibliotheken zu einem regelmäßigen Pflichtprogramm.

Wenn wir noch einen Schritt in der Zeit zurückgehen – nicht mehr, als weitere paar Jahre –, dann war sogar der Computer vollkommen unbekannt. Menschen tippten Dokumente auf der Schreibmaschine – und noch früher wurden diese per Hand geschrieben. Da konnte man Fehler nicht im Bruchteil einer Sekunde löschen und ausbessern, geschweige denn ganze Gedanken oder Formulierungen um- und anders niederschreiben.

Heute ist das alles gar kein Problem mehr. Unlängst habe ich diesbezüglich die Begriffe Digital Native (digitaler Eingeborener) und Digital Immigrant (digitaler Einwanderer) gelesen. Beide sind meines Erachtens sehr geistreich und beziehen sich auf Menschen, die in Zeiten der Verbreitung von digitaler Technologie geboren wurden, bzw. diese erst später, womöglich im Erwachsenenalter kennen gelernt haben.

All das oben Beschriebene hat natürlich eines auf jeden Fall mit sich gebracht: unser Leben ist viel schneller geworden, als noch vor einigen Jahren. Es bleibt nicht viel Zeit, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, trotzdem wird von uns erwartet, alles sofort zu überblicken, zu verstehen und in möglichst guter Qualität zu erledigen, wenn es denn – wie in diesem meinem Fall – dringlich ist. Trotz des immensen Fortschritts und der unglaublichen technischen Errungenschaften: diese Entwicklung macht mir ehrlich gesagt, auch im Hinblick auf die Zukunft, manchmal Angst...

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