2013/10/30

USpy

Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen ist es schon erstaunlich, was sich die USA, besser gesagt die führenden Politiker und Meinungsmacher dort erlauben. Ich wollte darüber schon vor einigen Monaten schreiben, als es zum Beinahe-Krieg gegen den Iran wegen der Atomwaffen kam, aber auch jetzt ist es nicht zu spät, als gerade die Spionageaffäre die Medien beherrscht.
Ich frage mich wirklich, was sich diese Menschen denken, wofür sie sich halten und was sie sich einbilden. Sie führen sich auf, als würden sie Herr aller Völker sein, die Welt beherrschen oder zumindest beherrschen wollen. Mir kommt es wirklich so vor, als ob sie allen sagen wollen, wo es lang gehen muss, und als ob jeder nach ihrer Pfeife tanzen müsste.
 
Verschwörungstheorien sind nicht wirklich mein Ding, aber wenn ich über Geschichten wie die jetzige Spionageaffäre höre, dann kann ich mich sehr gut mit den Mutmaßungen identifizieren, die in den vergangenen Jahren in den Medien herumgeisterten, weshalb zum Beispiel Hussein und Bin Laden daran glauben mussten, oder weshalb die USA hier und dort in Wirklichkeit Krieg führten.
Die jetzigen Ereignisse betreffen unser persönliches Leben – bis jetzt – wohl herzlich wenig, aber trotzdem bin ich gespannt, wie sich die Dinge entwickeln werden. Und irgendwie hoffe ich auch, dass sich einige gegen die USA und ihre Vertreter auf der großen Bühne zu Wort melden und gemeinsam gegen sie vorgehen werden. Denn was vor unseren Augen läuft, erinnert stark an Orwell: „Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher als die anderen.“

2013/10/25

Bis in alle Ewigkeit?

Es gibt zwei Sorten von Menschen, wenn es um E-Mails geht, glaube ich. Diejenigen, die horten, und diejenigen, die löschen. Ein Mittelding gibt es wohl nicht. Das ganze ist mir heute Abend eingefallen, als ich nach der erfolgreichen Verteidigung meiner Dissertation mein E-Mail-Postfach ein wenig umgekrempelt und übersichtlicher gestaltet habe.
Die Zeiten, in denen man vieles rasch löschen musste, weil sonst kein Platz für anderes (oder gar Wichtiges) war, sind ja fast vorbei. Die Gigabytezahl bei G**gle wächst ständig, zurzeit sind es 15 an der Zahl, wenn ich richtig sehe. Insofern hat natürlich die Einstellung, alles zu horten, durchaus ihre Daseinsberechtigung. Man weiß ja nie, wann man einen Briefwechsel noch einmal braucht, wann man auf einen Gedanken aus einem Brief im Nachhinein reagieren möchte usw.
Aber seien wir ehrlich: die Chancen dafür sind doch ziemlich niedrig. Im Grunde geht es denjenigen, die horten, nur um die Bequemlichkeit und Gemütlichkeit, die zig Gigabyte in unserem Zeitalter hergeben. Der E-Mail-Bestand stört nicht, er macht keinen Ärger, insofern kann er ruhig dort liegen bleiben, wo er ist, denken sich wohl die meisten.

Die andere Gruppe, zu der ich mich zähle, ist stets dran, im erstbesten Augenblick E-Mails zu löschen. Da wird kein Gedanke daran verschwendet, dass die Nachricht irgendwann einmal in ferner Zukunft eventuell nützlich sein könnte – ganz auszuschließen ist dies ja nicht. Private Briefwechsel bleiben – mit einigen wenigen Ausnahmen – höchstens einige Tage im Postfach, und bei beruflichen Dingen muss es schon sehr wichtig sein, um mehr als einen Monat nicht gelöscht zu werden. Einiges wird dabei natürlich auch anderswo gelagert, wie zum Beispiel bei Evernote, aber das meiste wird doch gnadenlos gelöscht und verschwindet im Äther, weil es sonst ganz einfach nervt.
Zahlenmäßig bedeutet das bei mir zurzeit, dass ich gerade einmal 2 % des zur Verfügung stehenden E-Mail-Speichers nutze. Wobei ich immer zu Beginn des folgenden Monats, der schon wieder im Anmarsch ist, noch einmal einige berufliche Sachen lösche, die ich nicht mehr brauche.
Womöglich rührt das ganze aus der Zeit, als das E-Mail-Postfach tatsächlich einen Bruchteil des heutigen Potenzials aufwies. Aber andererseits ist es wohl auch eine Einstellungssache und eine Denkweise. Aus den Augen – aus dem Sinn. Was nicht mehr in der Inbox und auch nicht mehr in einer archivierten Mappe lagert, ist nicht mehr wichtig, damit muss man sich nicht mehr beschäftigen. Falls doch, kommt früher oder später eine neue E-Mail in der Sache, bis dahin kann sie ruhigen Gewissens gelöscht werden.

2013/10/11

Schluss, aus und vorbei

Es ist vollbracht. Die Verteidigung meiner Dissertation, die am heutigen Tag erfolgreich stattgefunden hat. Ein großer persönlicher Erfolg, ein großer Schritt für mich, und vor allem die Tatsache, dass ich das ganze so schnell, innerhalb von vier Jahren hinter mich gebracht habe, erfüllt mich ein wenig mit Stolz. Durchschnittlich benötigen die Studenten in unserem Doktorandenprogramm nämlich um die sechseinhalb Jahre vom Beginn ihrer Studien bis zur Verteidigung der Arbeit.
Auf der anderen Seite weiß ich, wem ich das zu verdanken habe, wer diejenigen waren, die mir Tag für Tag, Woche für Woche Kraft gespendet haben. Und schließlich ist es nicht die Welt, nur ein Titel, der sich auf meinen Alltag wohl recht wenig auswirken wird. In meinem Inneren, so hoffe ich, werde ich dieselbe Person bleiben, wie bisher.

Trotzdem ist das Ereignis von großer Bedeutung für mich. Einerseits, weil ich mich – wie ich hoffe – mehr der Familie widmen kann, nachdem ich zumindest nicht mehr an der Doktorausbildung teilnehmen und an der Dissertation arbeiten muss. Andererseits habe ich mit dem später zu verleihenden Doktortitel einen der größten Wünsche meines Vaters erfüllt, der das leider nicht mehr miterleben kann.
Im Grunde muss ich gestehen: Mein Wunsch ist es nie gewesen, aber beruflich hat es sich eben so ergeben, dass ich diesen Schritt wagen musste. Zu einem Zeitpunkt, an dem ich – und vielleicht auch mein Vater nicht – daran gedacht hätte, dass ich damit beginne, Schritt für Schritt seinen Wunsch zu erfüllen. Zum Glück hat er meine erfolgreiche Aufnahmeprüfung und die ersten zaghaften Schritte noch miterleben dürfen.
An Zufälle glaube ich nicht, insofern musste es so kommen, dass ich den Doktor mache. Und auch wenn mein Vater mich nie dazu gedrängt hat: am Ende hat er doch Recht behalten. Und das Wichtigste für mich in diesem Moment ist, dass ich diesen Weg zu Ende gehen und ihm diesen großen Wunsch erfüllen konnte und durfte. Alles andere zählt im Vergleich dazu fast überhaupt nichts...