2009/10/27

Viva La Revolution

Eines meiner diesjährigen Geburtstagsgeschenke war eine Live-DVD der Band, die auch für den Namen dieses Blogs verantwortlich ist. Im Jahr 2000 gastierten Die Toten Hosen zum wiederholten Male in Südamerika und filmten dabei den Live-Mitschnitt En misión del señor – Live in Buenos Aires.
Die Entstehungsgeschichte ist dabei interessant, denn das Konzert hätte eigentlich einen Tag früher stattfinden müssen. Nach den ersten Takten drängte jedoch das Publikum in der Halle – etwa 3000 Personen – gegen die Bühne, die daraufhin teilweise einstürzte und die Fortsetzung des Auftritts unmöglich machte.
Auch auf der DVD sieht man eindeutig, mit welchen fanatischen Fans wir es hier zu tun haben, und natürlich beflügelt solch ein Einsatz auch die auf der Bühne Stehenden zu Höchstleistungen. Sänger Campino zum Beispiel nimmt gleich zweimal ein Bad in der Menge und klettert wie gewohnt überall hinauf, wo das möglich ist. Das sieht dann so aus, wie auf dem beigefügten Wikipedia-Foto, komischer Weise ebenfalls in Buenos Aires geschossen, aber neun Jahre später, also in diesem Jahr. Gitarrist Breiti übersetzt für die Gäste die meisten Ansagen ins Spanische, das er sehr gut beherrscht, der damals noch recht neue Schlagzeuger Vom stellt sein Können mehr als eindeutig unter Beweis, und allen Musikern sieht man an, wie gut sie sich amüsieren.
Neben den großen Hits finden sich auf der DVD auch einige Raritäten, wie die spanische Version des Songs Viva La Revolution oder das zusammen mit Bad Religion geschriebene Lied Raise Your Voice. Insgesamt gibt die Band auf der fast zweistündigen DVD 28 Stücke zum Besten und beweist einmal mehr ihren hervorragenden Ruf als Live-Band!

2009/10/24

Das Auge des Betrachters

Es ist nicht immer einfach, die schöne Seite Budapests zu sehen, wenn man nicht als Tourist in der Stadt unterwegs ist und nicht nur einige Tage lang. Zu viel gibt es zu bemängeln, zu viel bröckelt, stinkt, macht Krach und läuft nicht rund.
Nichtsdestotrotz gibt es natürlich die wunderschöne Seite dieser Stadt, die ständig präsent ist, wenn man nur genau hinsieht. Oder auch nur für einige Tage die ungarische Hauptstadt noch mehr verschönert, wie die Festbeleuchtung des ungarischen Parlaments, die ich heute fotografieren konnte.
Anlässlich des 53. Jahrestages des Ausbruchs der Ungarischen Revolution von 1956 und des 20. Jahrestages der Ausrufung der Republik hüllt sich das wohl berühmteste Wahrzeichen Budapests seit gestern drei Tage lang in die ungarischen Nationalfarben. Im Übrigen wurde die Renovierung dieser, der Donau zugewandten Fassade des Gebäudes nach sage und schreibe einundzwanzig Jahren im September dieses Jahres fertiggestellt, sodass sich jetzt allen Einheimischen und Touristen ein noch prächtigerer Anblick bietet.


2009/10/23

Leiht Euer Ohr einer Legende

Erst einige Tage ist das neue Album von Rammstein, das den Titel Liebe ist für alle da trägt, alt, aber schon jetzt hat es mich vollends überzeugt. Vier Jahre sind seit der Platte Rosenrot vergangen, auf dem sich doch ein paar mehr „Albenfüller“ fanden, als auf den Vorgängern. Kein Wunder, da etwa die Hälfte der Lieder Überbleibsel der Aufnahmen zum ein Jahr davor erschienenen Werk Reise, Reise waren.

Diesmal aber haben sich die sechs Jungs genügend Zeit gelassen und sowohl textlich, als auch musikalisch ein beeindruckendes Album abgeliefert. Sie setzen dort fort, wo sie damals aufgehört haben, ohne viel zu experimentieren. Neben zwei balladenartigen Songs – Frühling in Paris und Roter Sand – geht es wie gewohnt hart und temporeich zur Sache.

Auch textlich sind Rammstein wie immer einerseits mehr als aktuell: mit dem Lied Wiener Blut wird der Inzestfall von Amstetten, mit dem Song Mehr die letztendlich zur Weltwirtschaftskrise führende Gier nach immer mehr Macht und Geld aufgearbeitet.
Andererseits kommt erneut die poetische Ader des Sängers und Songschreibers Till Lindemann zum Vorschein: Im wahrscheinlich ebenfalls kritisch zu interpretierenden Lied Waidmanns Heil werden Formulierungen aus der Jägersprache aneinander gereiht und im Falle von Haifisch wendet sich die Band erneut der deutschen Literatur zu. Diesmal wurde sie von Bertolt Brechts Die Dreigroschenoper inspiriert.

Und dann wäre da natürlich noch die erste ausgekoppelte Single, Pussy, die bereits im Vorfeld sowohl textlich, als auch infolge des mehr als freizügigen Videos die Gemüter erregte und überhaupt nicht typisch für das Album ist. Nun, in diesem Fall handelt es sich eindeutig um ein ironisch zu verstehendes Lied, bei dem auch musikalisch zu spüren ist, dass es nur zum Spaß geschrieben wurde. Textlich ist das mehr als eindeutig. Zitat: „Schönes Fräulein, Lust auf mehr / Blitzkrieg mit dem Fleischgewehr / Schnaps im Kopf, du holde Braut / Steck Bratwurst in dein Sauerkraut.“
Aber zweifelsohne hat sich der Song perfekt als erste Single geeignet, um die Aufmerksamkeit auf dieses überaus gelungene Album zu lenken.

Wenn alles gut geht, dann kommen die sechs Jungs im März im Rahmen ihrer Tour auch nach Budapest. Das Ticket ist bereits gesichert, und ich hoffe, dass ich nach 2005 die Band zum zweiten Mal im Rahmen einer wortwörtlich bombastischen Show erleben kann.

2009/10/19

Blaze

Nach etwas längerer Zeit war wieder einmal ein Roman von Stephen King dran, den es zu lesen galt. Das in den USA im Jahre 2007 erschienene Werk Blaze (in der deutschen Übersetzung – wie gewohnt nichts sagend – Qual), verfasst unter dem inzwischen bekannten Pseudonym Richard Bachman, ist nämlich unlängst auch bei uns in Ungarn erschienen.

Protagonist der Geschichte ist Clayton „Blaze“ Blaisdell, ein Kleinkrimineller, der seit seiner Kindheit, als er von seinem Vater des Öfteren misshandelt worden war, geistig zurückgeblieben ist. Zusammen mit seinem Komplizen George wollen sie den Spross einer reichen Familie kidnappen, um an jede Menge Geld zu kommen. Völlig überraschend fällt jedoch der Kumpel von Blaze vor der geplanten Aktion einem Verbrechen zum Opfer.
Danach versucht Blaze den Coup alleine abzuwickeln – und hat dabei das Gefühl, im Grunde gar nicht alleine zu sein. George ist nämlich noch immer mehr als präsent, und zwar in seinem Kopf. Er gibt Blaze, der nach und nach eine immer engere Beziehung zum entführten Baby aufbaut, Ratschläge und spornt ihn an.

Der ursprünglich bereits 1973 geschriebene Roman wurde von King selbst Jahrzehnte lang für nicht gut genug befunden, spukte aber – wie wir aus dem Vorwort erfahren – stets in seinem Kopf herum, bis er sich schließlich dazu entschied, das Werk umzuschreiben und zu veröffentlichen. Im Vergleich zu den meisten anderen King-Büchern handelt es sich um ein recht kurzes Werk, und am Ende der Geschichte hätte ich mir gewünscht, sie wäre länger gewesen. Gerne hätte ich noch mehr über das Leben von Blaze und George erfahren und über spannende Details der Entführung, bzw. des Ausgangs gelesen.
So aber muss ich leider konstatieren, dass nicht alle Romane von Stephen King Wälzer sein können, auch wenn es sich diesmal wieder um eine sehr gute, spannende und in diesem Fall ziemlich kompakte Story handelt, die Emotionen weckt und zum Nachdenken anregt.

2009/10/16

Beim Inder

Nachdem ich mich seit einiger Zeit mit der chinesischen Küche angefreundet habe, haben wir gestern mit einem Freund – auf seinen Vorschlag hin – die indische Kost hier in Budapest ausprobiert. In angenehmer, ruhiger Atmosphäre haben wir einen entspannten Abend in einem indischen Restaurant verbracht, wo angeblich der Küchenchef selbst ein Inder ist.
Zum Essen habe ich mir Hühnchenfleisch in einer Zwiebel-Curry-Soße bestellt, die – wie angeblich alles Indische – ein bisschen scharf war, aber nicht zu scharf. Ein größeres Risiko wollte ich ehrlich gesagt beim ersten Mal nicht eingehen. Dazu gab es Fladenbrot, Nan genannt, das wirklich äußerst lecker schmeckte.
Das letzte Mal habe ich so ein ähnliches Fladenbrot Anfang der neunziger Jahre gegessen, als ich noch in Österreich gelebt habe. Wir hatten nämlich in der Klasse einen arabischen Mitschüler, der manchmal so etwas für uns mitgebracht hat. Und schon damals hat es mir sehr gut geschmeckt!
Ich kann mir durchaus vorstellen, in Zukunft wieder einmal beim Inder vorbeizuschauen. Nicht zuletzt deswegen, weil dort auch sehr viel versprechende Lamm- und Fischgerichte auf der Speisekarte stehen, die es zu probieren gilt.

2009/10/08

Eurovision Song Contest der Literatur

Wenn es kein Widerspruch wäre, könnte man ja eigentlich auch vom Eurovision Song Contest der Literatur sprechen, oder? Ich meine natürlich den heute wieder vergebenen Nobelpreis für Literatur, der vor allem in den letzten Jahren, aber auch schon viel früher immer wieder in die Kritik geraten ist. Viel zu oft wurden große Talente und Schriftsteller nicht geehrt, andere wiederum, von denen nur die wenigsten etwas gehört, geschweige denn etwas gelesen haben, mit dem renommiertesten Literaturpreis ausgezeichnet.

Heute war es wieder soweit, und letztere Äußerung trifft wieder einmal zu. Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der noch nie etwas von der deutschen Herta Müller gehört hat, und deshalb muss ich mich wohl auch nicht sonderlich schämen. Ich möchte hier nicht bestreiten, dass sie eine talentierte Schriftstellerin ist, die die Auszeichnung verdient hat – ich habe ja noch nichts aus ihrer Feder gelesen. Aber es sei mir die Anmerkung gestattet, dass es namhaftere, bedeutendere und erfolgreichere Schriftsteller gibt, die wieder einmal leer ausgehen mussten. Denken wir zum Beispiel nur an die im Vorfeld immer wieder genannten Philipp Roth, Joyce Carol Oates, Paul Auster oder Milan Kundera. Wie gesagt: Womöglich sind sie um nichts besser, als Herta Müller, aber bekannter und gelesener allemal.

Der Nobelpreis für Literatur ist jedoch einerseits reine Politik, was man angesichts der diesjährigen Preisträgerin wieder wunderbar sehen kann. Auch der bisher einzige ungarische Preisträger, Imre Kertész, der in manchen Kreisen sogar als „Nestbeschmutzer“ gilt, wurde zum Beispiel der Meinung eines großen Teils der ungarischen Öffentlichkeit zufolge im Jahre 2002 nicht wegen seines überwältigenden Stils und seiner herausragenden Fähigkeiten ausgezeichnet, sondern wegen des noch immer aktuellen Themas, des Holocaust. (Im Übrigen war auch er selbst in Ungarn weitgehend unbekannt.) Andererseits handelt es sich bei der Auszeichnung um die Entscheidung eines Gremiums, das sicherlich seine eigenen Vorlieben und Lieblinge hat, und es gibt mit Sicherheit auch Autoren, die bestimmte Mitglieder dieser Gruppe aus diesem oder jenem Grund zeitlebens boykottieren werden.

So weit, wie beim Song Contest, der zu einer regelrechten (im Übrigen zum Teil ebenfalls politischen) Farce verkommen ist, ist es in diesem Fall noch nicht gekommen, aber lange dürfte es meiner Meinung nach nicht mehr dauern. Zweifelsohne hat es immer wieder wohlverdiente und sehr gute Entscheidungen gegeben. Das Komitee sollte jedoch meiner Ansicht nach endlich von seinem hohen Ross herunterkommen, um zu sehen, was die Menschen wirklich denken, wen sie für lesenswert, was sie selbst für qualitativ hochwertige Literatur und wen sie für einen guten Schriftsteller halten.

2009/10/04

Besser spät als nie

Etwas später, als eigentlich aktuell gewesen wäre, aber schließlich haben wir gestern und heute im engsten Familienkreis meinen Geburtstag gefeiert. Neben dem köstlichen Essen und der leckeren Kastanientorte gab es auch wieder reichlich Geschenke, viele schöne und überraschende Sachen.
Über einiges – zahlreiche geile CDs und zwei DVDs – werde ich hier in naher Zukunft hoffentlich berichten können, ich muss nur die Zeit finden, um mir das ganze in Ruhe anzusehen und anzuhören, um mir eine Meinung zu bilden. Daneben habe ich noch ein ungarisches etymologisches Wörterbuch bekommen, das man natürlich nicht so von A bis Z liest und dann beiseite legt. Viel eher kann ich es bei meiner Arbeit und meinem wieder aufgenommenen Studium gut gebrauchen und auch meinen Wissensdurst stillen, wenn ich mal ein Wort nur so nachschlagen möchte. Kleidungsmäßig bin ich nun auch gut für den Herbst gerüstet, und ein praktisches Kopfkissen liefert die notwendige Bequemlichkeit, wenn ich mal eine halbe Stunde habe, um mich vor den Fernsehapparat zu setzen und zu entspannen.
Vielen Dank auch an dieser Stelle an alle, die mich wieder so nett überrascht haben! Es ist ein angenehmes Gefühl, wenn man derart praktische, schöne und unterhaltende Geschenke bekommt, auch wenn man sich im Grunde nichts Besonderes wünscht.