2015/02/28

Erzieherische Maßnahmen

In den vergangenen Wochen habe ich gleich zwei kleine Aktionen gestartet, die beide mit dem Rauchen zusammenhängen. Zum einen war ich es nach etlichen Monaten leid, dass irgendein Mitbewohner (oder gleich mehrere) bei uns im Mehrfamilienhaus regelmäßig im Treppenhaus rauchen. Nicht nur mir, auch den Kindern geht der regelmäßige Gestank auf den Wecker, nur weil ein Heini (oder einige) diese paar Meter hinunter bis zur Straße oder hinauf in ihre Wohnung nicht aushalten.
So habe ich dann nach einiger Zeit vor etwa zwei Wochen im Treppenhaus gleich zwei Plakate aufgehängt, um den Übeltäter vielleicht damit zum Nachdenken zu bewegen. Zwar musste ich diese zwischendurch gleich zweimal ersetzen, weil sich der nette Mitbewohner natürlich scheinbar in seiner Ehre gekränkt fühlte und sie heruntergerissen hat, aber das macht nichts. Ich werde sie so lange ersetzen, bis er es endlich begreift. Wenn ich ihn antreffen sollte, werde ich es ihm natürlich auch persönlich sagen. Aufgrund der vergangenen zwei Wochen scheint es übrigens tatsächlich so, als ob wir viel seltener den Gestank von Zigarettenrauch verspüren würden.

Interessanter Weise hängt auch meine andere Aktion mit dem Rauchen zusammen, wobei mich in diesem Fall gestört hat, dass ein-zwei Personen aus der benachbarten Schule regelmäßig vor unserem Haus, am Hintereingang rauchen, weil sie sich dort unbeobachtet fühlen. Mangels eines Abfalleimers in der Nähe haben sie regelmäßig ihre Kippen neben der Eingangstür weggeworfen und liegenlassen. Nun habe ich dort in dieser Woche eine leere Konservendose hingestellt, damit sie ihre Kippen dort hineinwerfen. Auch in diesem Fall scheint es so, als ob meine erzieherische Maßnahme Früchte tragen würde.

Ich war zwar bisher nie ein großer Verfechter des Nichtrauchens und hatte früher auch keine Probleme damit, in durchaus stickigen Kneipen ein oder zwei Gläschen zu trinken, auch wenn ich im Anschluss daran den Gestank in meiner Kleidung, auf meiner Haut und in meinen Haaren nicht gerade appetitlich fand. Die Einführung des Rauchverbotes vor einigen Jahren war von daher eine willkommene Aktion. Aber es scheint, als ob ich mit voranschreitendem Alter etwas empfindlicher werde bzw. es anderen übel nehme, wenn sie mit ihrer großen Freiheit meine eigene persönliche Freiheit einschränken, sprich: mein Wohlbefinden negativ beeinflussen.

2015/02/22

Gillette Mach1

Ich würde mich nicht gerade als Retro-Fan bezeichnen, aber ehrlich gesagt bin ich in vielen Fällen mit der Feststellung Früher war alles besser einverstanden. So nun auch in einem Lebensbereich, über den ich mir bislang nicht allzu viele Gedanken gemacht habe.
Was das Rasieren betrifft, so halte ich das nämlich für ein notwendiges Übel. Mit meinem Versuch, mir einen Vollbart wachsen zu lassen, war ich in der Vergangenheit nicht richtig zufrieden, auch wenn ich das noch immer als den erstrebenswerten Zustand für die Zukunft ansehe. So bleibt also vorerst nichts anderes übrig, als das – zumindest teilweise – Rasieren des Gesichts. Womit wir auch schon beim Thema angekommen sind.

Was nämlich in Sachen Nassrasierer auf dem Markt angeboten wird, ist ein bisschen übertrieben ausgedrückt ganz einfach eine Farce. Die beiden großen Hersteller Gillette und Wilkinson überbieten sich mit immer mehr Klingen, aber dabei bleibt die Qualität und Beständigkeit meines Erachtens auf der Strecke. Was bösen Zungen zufolge in Wirklichkeit überhaupt kein Zufall ist, schließlich ist das Ziel dieser Firmen die Profitmaximierung.
Davon habe ich aber so langsam wirklich genug. Mein alter und mit der Zeit auch lieb gewonnener Gillette Mach3, der mich nun schon mehr als anderthalb Jahrzehnte begleitet, geht mir gerade deshalb in letzter Zeit immer mehr auf den Wecker. Besser gesagt nicht der Apparat selbst, sondern die Ersatzklingen. Okay, so etwa vier Wochen komme ich mit einer neuen Klinge aus, aber dabei ist alles nach zwei-zweieinhalb Wochen eher eine Qual, als wirkliches Rasieren. Und dabei greife ich gar nicht jeden Tag zum Apparat!

So habe ich mich in den letzten Tagen ein wenig schlau gemacht und mich im Netz nach Alternativen umgesehen. Naheliegend wäre ein elektrischer Rasierer, aber einerseits ist das am Anfang eine etwas größere Investition, andererseits sind aufgrund meiner Recherche viele – im Vergleich zum klassischen Nassrasieren – mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden. Hinzu kommt die Frage der Verträglichkeit aufgrund des Hauttyps, was man ja vorher leider nicht abschätzen kann.
So bin ich dann ziemlich schnell beim guten alten Ein-Klingen-System gelandet, was beim ersten Lesen ziemlich komisch klingen (no pun intended!) mag. Schließlich werden ja heute die neuesten Produkte mit vier oder gar fünf Klingen beworben. Aber wie in vielen Fällen gilt auch hier: weniger ist mehr. Einerseits weniger Hautirritationen, andererseits eine längere Lebensdauer der Klinge zeichnen das Rasieren mit der klassischen Rasierklinge aus. Zu meinem größten Erstaunen werden solche klassischen Rasierhobel immer noch hergestellt, samt den dazu gehörigen Klingen.

Seit einigen Tagen habe ich also ein Experiment gestartet. Ich aber habe vorerst auf einen von zwei alten Rasierhobeln meines Vaters zurückgegriffen, die er vor seinem Übergang zum Mehrklingensystem verwendet hat. Vom Aussehen her – siehe unten – vielleicht nicht gerade preisverdächtig, obwohl mit der Aufschrift Astra auf dem Behälter und Gillette England auf dem Rasierer selbst, also echte Markenware aus den Siebzigern!
Aber ich muss schon sagen: ich bin schwer beeindruckt! Ein viel natürlicheres Gefühl, wobei man beim Rasieren sogar die feinen Geräusche hören kann, die der Hobel am Gesicht erzeugt. Bisher ist auch meine größte Befürchtung, dass ich mich eventuell öfter schneiden könnte, zum Glück nicht eingetreten. Das Ganze funktioniert einwandfrei, das Vorgehen ist trotz einer Klinge und unflexiblem Kopf viel präziser, da man die Winkel selbst mit der Hand bestimmen kann, und das Endergebnis ist viel geschmeidiger und gründlicher, als beim Mehrklingensystem.

Vom Kostenfaktor gar nicht erst zu sprechen, wobei ich da noch nicht genügend Erfahrungen habe und nur auf Erfahrungsberichte anderer zurückgreifen kann. Die Klingen kosten aber einen Bruchteil von dem, was man bei den modernen Versionen hinblättern muss, und jede Klinge hat ja zwei Seiten, die man durch Herausnehmen und Umdrehen benutzen kann – das geht bei den Ersatzklingen der beiden großen Firmen nicht.
Somit muss ich sagen: aufgrund meiner ersten Erfahrungen werde ich aus dem Rennen der großen Hersteller aussteigen und nicht länger bei ihrer Abzocke mitmachen. Ich habe eine viel bessere, wenn auch auf den ersten Blick altmodischer scheinende Methode für mich gefunden, die auch meinem Wunsch nach Minimalismus, Nachhaltigkeit und weniger Stress besser entspricht.


2015/02/08

Stephen King meets Disneyland

Gleich drei Romane von Stephen King stehen seit Weihnachten bereit und warten sehnlichst darauf, gelesen zu werden. Nun ja, in letzter Zeit hatte ich wirklich nicht viel Zeit, zudem standen auch andere Bücher in der Warteschleife. Den ersten (kürzesten) von den drei Romanen habe ich aber jetzt beenden können. Da waren‘s nur noch zwei.
Das 2013 erschienene, für Kings Maßstäbe recht kurze Werk Joyland fand ich sehr spannend und kurzweilig. In dem Roman, der in einem Vergnügungspark spielt, treffen wir, wie so oft bei King, auf eine Handvoll Menschen einer kleinen, ziemlich geschlossenen Gemeinschaft, die aufgrund des Schauplatzes diesmal noch kleiner ist, als die typische Kleinstadt in vielen Werken.
Hier fängt Devin Jones in den siebziger Jahren im Sommer zu arbeiten an, und schon bald lernt er nicht nur das Leben im Vergnügungspark kennen, sondern auch eines seiner dunklen Geheimnisse. Vor Jahren wurde hier nämlich ein Mädchen ermordet, dessen Geist seitdem hier, in der Geisterbahn, herumspukt. Für Devin heißt es also, dieser Geschichte und dem einstigen Mörder auf die Spur zu kommen.
Was dabei herauskommt, ist ein schönes Gemisch aus Krimimalroman, Schauergeschichte und einer Prise Romantik, verpackt in der Welt der (amerikanischen) Amusement-Parks, samt deren Flair und Jargon. Dieses akribisch dargestellte Milieu saugt einen mit dem Voranschreiten der Geschichte ein und trägt damit zum Lesevergnügen bei. Der Roman ist, wie schon das in der jüngeren Vergangenheit in der gleichen Reihe erschienene Buch The Colorado Kid, über das ich bereits berichtet habe, ein Beweis für Kings Talent in und Gespür für die Gattung Kriminalroman.