2019/06/04

Elf

Nun ist schon wieder ein Jahr vorüber. Soll heißen: Das Nesthäkchen wird heute schon drei Jahre alt, und diese Sammlung manchmal wohl durchdachter, häufiger aber spontan, aus dem Bauch heraus verfasster Schriften meinerseits sogar schon elf. Viel Zeit im Alltagstrott bleibt nicht für den Blog, aber doch ist er mir ans Herz gewachsen. Wenn auch unregelmäßig werde ich versuchen, hier weiterhin meine Gedanken zu Diesem und Jenem preiszugeben. Im Glauben, dass es einerseits noch einige stille Leser dafür gibt, andererseits, dass die Gedanken auch für Euch von Interesse sind.

2019/06/02

28 543

Auch, wenn das Schwarz-Weiß-Denken nicht immer funktioniert, bin ich der Meinung, dass es zwei Arten von Menschen gibt, wenn es um E-Mails und das E-Mail-Postfach geht: Die einen versuchen, so wie ich, alles Wichtige zu archivieren und alles Unwichtige zu löschen, regelmäßig alles Wichtige durchzugehen und das, was nicht mehr aktuell oder wichtig ist, wiederum zu löschen. Hierzu gehört auch das Streben nach der Inbox Zero. Letztere ist zwar ein nobles persönliches Ziel, das ich hin und wieder auch gerne erreiche, aber auf der anderen Seite auch eine kleine Augenwischerei: Sobald ich nämlich den Zustand der leeren Inbox erreicht habe und den PC ausschalte, trudeln auch schon wieder neue Mails ein. Dieser Gedanke schwirrt unweigerlich in meinem Kopf herum, auch wenn ich vielleicht nicht per Handynachricht darauf aufmerksam gemacht werde.

Und dann gibt es die zweite Kategorie von Menschen, denen ich hin und wieder begegne. In den vergangenen Wochen war das gleich zweimal der Fall. Zunächst, als ich bei einem Vortrag in kleinem Kreis gesehen habe, wie ein Kollege in seinem E-Mail-Postfach nach einer Nachricht sucht und dabei in seiner Inbox über zweitausend ungelesene Nachrichten angezeigt werden. Übertroffen wurde das ganze jedoch von einem Freund, dessen private Inbox aktuell sage und schreibe 28 543 ungelesene E-Mails aufweist. Laut eigener Aussage handle es sich größtenteils um Newsletter, Informationen, Sonderangebote, Kettenbriefe und ähnliches, die teilweise seit etwa zehn Jahren in seinem Postfach ihr Dasein fristen.

Für mich ist das auch jetzt noch unglaublich, denn es war das erste Mal, dass ich so etwas mit eigenen Augen gesehen habe. Begünstigt wird das Ganze natürlich durch den riesigen kostenlosen Speicher von G**gle. Wenn wir für einige Augenblicke an die Konsequenzen eines solchen Postfachs denken, dann wird einem schon bald klar, dass das – zumindest unterbewusst – eine Belastung darstellt. Der Gedanke, dass man diese E-Mails irgendwann einmal lesen müsste, dass da etwas Interessantes drinstehen könnte, oder zumindest dass sie einmal gelöscht oder archiviert werden müssten, ist mir ehrlich gesagt zu viel. Auch wenn ich persönlich nicht davon betroffen bin.

Auch solche Kleinigkeiten tragen meines Erachtens dazu bei, dass Menschen nervös, gestresst und überbelastet sind. Eine kurze Internetrecherche zeigt jedoch, dass so etwas bei weitem kein Einzelfall ist. Stichworte wie Digital Hoarding oder Digitale Messies liefern Unmengen von Treffern. Allem Anschein nach ist das ein trauriger, aber weit verbreiteter Abdruck unserer Zeit.