2009/03/30

Voll beschäftigt

So weit ist es zwar noch nicht gekommen, aber überlegt habe ich es mir schon. Ich meine, so zu tun, als ob man gerade mit dem Handy telefonieren würde, aber im Grunde nur vermeiden möchte, mit jemandem zu reden.
Es kommt hin und wieder mal vor, dass ich einen Anruf nicht empfange, weil ich gerade Besseres zu tun habe, oder mit dem anderen nicht sprechen will. Sehr selten, aber doch. Das ist so etwas Ähnliches, aber doch nicht ganz dasselbe, wie von Angesicht zu Angesicht vorzutäuschen, dass man infolge eines Telefonats gerade äußerst beschäftigt ist.
Da kommt immer der Gedanke auf, dass ja das Handy just in dem Augenblick anfangen könnte, zu klingeln, und dann hat man den Salat. Es gibt kaum etwas Peinlicheres, als so eine Situation. Deshalb habe ich das bisher immer vermieden und mich entweder dem Gespräch gestellt, oder aber meine Schritte beschleunigt und nur kurz gegrüßt. Ist ja auch so etwas wie Vortäuschen, aber immer noch weniger peinlich, denke ich.
Obwohl, wenn ich es mir recht überlege: Den Klingelton zwischendurch abstellen wäre auch eine Lösung, dann vermeidet man eventuelle peinliche Momente… hm, vielleicht das nächste Mal!

2009/03/27

Prost Mahlzeit!

Gestern und heute war ich bei einer Konferenz, und da kann man ja auch die Mitmenschen sehr schön beobachten. Dieses jährliche Ereignis, bei dem ich nunmehr seit etwa sechs Jahren regelmäßig dabei bin und bei dem man sich nicht extra registrieren, geschweige denn eine Teilnahmegebühr zahlen muss, endet am Ende des zweiten Tages stets mit einem ausgiebigen Büffet.
Immer wieder beobachte ich, dass es ein-zwei Leute gibt, die man bis zu den letzten 30-40 Minuten der Konferenz nicht sieht, die weder selbst einen Vortrag halten, noch den Rednern lauschen, die jedoch gegen Ende der zweitägigen Veranstaltung erscheinen, um dann natürlich sofort das Büffet zu stürmen.
Ich finde das ehrlich gesagt erbärmlich. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob diese Menschen überhaupt einen Bezug zum Thema der Konferenz haben, oder nur von jemandem darüber gehört haben, dass man hier gut und vor allem kostenlos essen kann. Und ich frage mich auch, wie viele andere Veranstaltungen es gibt, von denen ich nichts weiß und wo diese Menschen ebenfalls regelmäßig erscheinen, um sich den Bauch vollzustopfen.
Und das andere Verhalten, dass ähnlich armselig ist, ist bei derartigen Büffets auch stets zu beobachten: Menschen packen sich den Teller so mit verschiedenen Leckereien voll, dass dieser überquillt und essen, als hätten sie schon seit Tagen keine feste Nahrung zu sich genommen. Oder als ob sie befürchten müssten, das in den folgenden Tagen nicht tun zu können. Wenn ihr mich fragt, ist das überhaupt nicht nachvollziehbar.

2009/03/24

Stranger than fiction

Was ist Fiktion und was Realität? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Roman Lunar Park von Bret Easton Ellis. Anders als das unlängst gelesene Werk American Psycho ist dieses Buch eher eine mysteriöse Geschichte, ein Thriller, als ein Horrorwerk, obwohl auch hier Patrick Bateman vorkommt. Oder vielleicht doch nicht?
Ellis hat hier teilweise seine eigene Lebensgeschichte niedergeschrieben, ab einem Punkt jedoch vermischen sich autobiographische Züge und Begebenheiten, sowie Kopfgeburten derart, dass es schier unmöglich scheint, zu sagen, was tatsächlich stimmt und was nicht. Genauso kann man nur schwer feststellen, was sich im Roman tatsächlich ereignet und was nur in der Phantasie des Erzählers und Protagonisten Ellis vonstatten geht.
Gibt es tatsächlich jemanden, der die schrecklichen Morde von Bateman aus American Psycho nachahmt? Ist das Haus von Ellis tatsächlich ein Geisterhaus? Was hat es mit dem mysteriösen Verschwinden von Kindern um Ellis herum zu tun? Und wie wirkt sich das problematische Vater-Sohn-Verhältnis auf sein Leben aus?
Äußerst geschickt meistert der Autor den Spagat zwischen Realität und Fiktion und erreicht sein Ziel gekonnt. Die Tatsache jedoch, dass er den Leser sogar nach Beendigung des Buches im Dunkeln tappen lässt, ist – muss ich ehrlich sagen – schon etwas gewöhnungsbedürftig und verwirrend. Wer auf Antworten hofft, wird nicht auf seine Kosten kommen, denn die muss man sich schon selbst zurechtlegen. Oder aber die Geschichte als Geschichte an sich auffassen und genießen und nicht auf ein klassisches Ende und auf Antworten hoffen.
Dies ist umso mehr möglich, als dass der Autor in Lunar Park den für mich irritierenden aufzählenden Stil seines Hauptwerks nicht anwendet. Auch die vielfach verschachtelten Sätze und vor allen Dingen die blutrünstigen Elemente rücken in den Hintergrund, was dem Buch sehr gut tut.

2009/03/20

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Ich glaube darüber, dass ich selbständig arbeite, habe ich hier noch nicht geschrieben. Ab und an habe ich infolge meiner Arbeit aber die Möglichkeit, mal einen halben oder ganzen Tag in diversen Büros anwesend zu sein, dort, wo andere Menschen arbeiten. Und da kann man während der Arbeit auch die dort Arbeitenden beobachten und sich ein Bild von ihnen machen.
Heute war erneut so ein Tag, und ich habe wieder einmal beobachten können, dass es Büros gibt, in denen sehr wenig gearbeitet wird, zumindest an manchen Tagen. Und es gibt Angestellte, die sehr wenig arbeiten, zumindest phasenweise oder eben an manchen Tagen. Da werden E-Mails geschrieben, es wird im Internet gesurft, es wird miteinander geplaudert, es werden eine längere Mittagspause, zahlreiche kurze Raucherpausen usw. eingelegt.
Und da fühlt man sich als Freiberufler gleich viel besser. Es gibt nämlich Tage, da tut man nichts oder kümmert sich ausschließlich um administrative Angelegenheiten, und ab und zu habe ich zumindest Gewissensbisse deswegen. Dafür arbeitet man an manchen Tagen von früh morgens bis spät in die Nacht, und manchmal sogar am Wochenende. Zudem lege ich – da Nichtraucher – keine Raucherpausen ein, meine Mittagspause dauert beinahe nie länger als 15-20 Minuten und es gibt auch selten jemanden, mit dem man während oder anstelle der Arbeit plaudern kann. Das heißt, im Grunde arbeite ich als Selbständiger genauso hart, wie ein Büroangestellter. Oder vielleicht noch härter, wer weiß...

2009/03/15

Mary Poppins

Gestern hatten wir schönes Wetter; es war das erste Mal in diesem Jahr, dass die Kombination aus angenehmen Temperaturen, Sonnenschein und Wochenende gestimmt hat. Und so ging es am Nachmittag in die nahe gelegene Stadt Szentendre, um dort ein wenig in der Altstadt und am Donauufer zu spazieren, an der frischen Luft zu sein und Energie für die Wochentage zu tanken. Für ein Eis war es für meinen Geschmack noch etwas zu kühl, aber so langsam mausert sich das Wetter nach dem langen Winter.
Und irgendwie haben gestern nicht die Menschen, nicht die Donau oder die Natur selbst und auch nicht die zahlreichen Kirchen meine Aufmerksamkeit geweckt, sondern ein-zwei schöne Nasenschilder, die ich auch gleich fotografiert habe. Und das schönste, ungewöhnlichste Exemplar, das ein Dekorationsgeschäft markierte, möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Dabei handelt es sich zwar um eine ziemlich freie, individuelle Interpretation des Zunftzeichens, aber wieso eigentlich nicht?

2009/03/12

London Calling

Bei allem Respekt für einen der größten Popstars dieses Planeten, aber das ganze droht wirklich zu einer Farce zu werden: das Comeback von Michael Jackson. Der King of Pop hat vor kurzem zehn Konzerte in der O2-Arena in London angekündigt, wobei seine wenigen Sätze auf der Pressekonferenz auch als endgültiger Abschied von der Bühne interpretiert werden können.
Die Tatsache, dass er anstelle einer Europa- oder Welttournee zehn Konzerte in einer Stadt und einer Arena gibt, ist schon recht seltsam gewesen. Aber heute kam die Nachricht, dass die Zahl infolge der immensen Nachfrage auf vorerst 44 aufgestockt wurde. Nein, nicht 34 weitere Stationen rund um den Globus, sondern 34 weitere Auftritte in der O2-Arena zwischen Juli und September 2009 und im Januar-Februar 2010!
Ich muss schon sagen, das ganze scheint nun immer mehr ein Marketing- und Werbegag zu werden, als eines der größten Comebacks der Musikgeschichte. Und womöglich steckt gar nicht Jackson, der angeblich pleite sein soll, hinter dem Coup, sondern das Management um ihn herum.
Egal, wie die Antwort lautet, die Taktik ist mehr als verwunderlich. Und – falls keine Konzerte an anderen Orten angekündigt werden – eine Veräppelung der Fans in anderen Ländern der Welt. Die derzeitigen Ereignisse fügen sich jedoch leider ganz gut in die Reihe der peinlichen Jackson-Nachrichten der letzten Jahre. Wollen wir hoffen, dass die Fans in London auf ihre Kosten kommen, und dass M. J. die Konzertreihe gesundheitlich überhaupt durchhält.

2009/03/11

Psychopath

Ich bin ja vieles gewohnt, mag ich doch ziemlich viele Horrorfilme und -romane, aber dieses Werk hat selbst mich umgehauen. Die Art und Weise, wie Bret Easton Ellis in seinem inzwischen legendären Buch American Psycho bis ins kleinste Detail Misshandlungen, Morde und sexuelle Orgien beschreibt, war mir ehrlich gesagt zu viel.
Nicht, dass das Grundmotiv des Buches schlecht wäre: Patrick Bateman, ein Yuppie wie aus dem Bilderbuch, der sich in seinem Leben alles leisten kann, führt trotz der von Außen sichtbaren Nonchalance ein leeres Dasein ohne wirkliche Freunde, ohne Liebe und Zärtlichkeit. Er versucht, seinem Leben einen Sinn zu geben und wird quasi zum Serienkiller, der heimlich, still und leise Prostituierte, Obdachlose und sogar Kinder quält, ermordet und verstümmelt, aber trotzdem die Fassade des erfolgreichen, steinreichen jungen Geschäftsmanns aufrechterhält.
Auch mit der Aussage des Buches, das Anfang der neunziger Jahre erschienen ist, kann ich mich identifizieren, vor allem in der heutigen Welt inmitten der Weltwirtschaftskrise und angesichts der vielen unerklärlichen, ähnlichen Verbrechen, die von Menschen verübt werden, die im Grunde genommen ein leeres, tristes Dasein führen und fast keine Gefühle haben. Denken wir an dieser Stelle nur an die jüngsten Gewaltserien an Schulen in Deutschland und Finnland.
Was aber die schockierenden Details und deren Darstellung betrifft, bin ich eher ein Befürworter der Andeutungen und der „verblümten“ Beschreibungen. Auch in diesem Fall hätte das meiner Meinung nach vollkommen ausgereicht, obwohl ich verstehe, warum Ellis einen anderen Weg eingeschlagen hat.
Dazu kommt der Erzählstil des Autors, der unzählige Male diverse Luxusmarken aufzählt, um damit seine Protagonisten und die Situationen zu charakterisieren. Auch in diesem Fall kann ich das Ziel nachvollziehen, bin aber der Ansicht, dass weniger mehr gewesen wäre.
Alles in Allem handelt es sich also um einen beeindruckenden und noch immer höchst aktuellen Roman, der mich persönlich jedoch sprachlich und darstellerisch eher abstößt. Ich bin jetzt gespannt, ob das andere Buch um Patrick Bateman, Lunar Park, etwas zurückhaltender gestaltet ist.

2009/03/06

Am Apparat

In unserer heutigen Zeit sind ja moderne Kommunikationsmöglichkeiten gang und gäbe: SMS, E-Mail, Chat, und neuerdings der Dienst Twitter lassen den Menschen von Heute vergessen, dass es früher Zeiten gegeben hat, als er Briefe geschrieben und telefoniert hat. Okay, auch heute nutzt man in vielen Fällen das Handy, aber ich will mal ehrlich sein: Oft schreibe ich nur eine kurze SMS oder eine etwas längere E-Mail, wie es dem anderen so geht, rufe aber immer seltener an. Und für etwas längere, gemütliche Festnetz-Gespräche hat man oft sowieso kaum mehr Zeit oder Lust dazu.
Doch in dieser Woche habe ich das Telefonieren für mich neu entdeckt, aber über ein moderneres Medium, nämlich das Internet. Ich muss schon sagen, es hat etwas, wenn man mit einem Freund, den man höchstens zwei-drei Mal im Jahr sieht und der über tausend Kilometer weit weg ist, nicht nur per E-Mail oder Chat kommunizieren kann, sondern auch seine Stimme hört. Oder ihn womöglich auch noch mit Hilfe einer Webkamera sieht. Noch dazu quasi für lau…
Und da mich mein Bruderherz nun auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht hat, habe ich mir gestern gleich ein Headset gekauft und wende mich nun hiermit vermehrt wieder dem guten alten Telefonieren zu, wenn auch in etwas abgewandelter Form.