2009/03/24

Stranger than fiction

Was ist Fiktion und was Realität? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Roman Lunar Park von Bret Easton Ellis. Anders als das unlängst gelesene Werk American Psycho ist dieses Buch eher eine mysteriöse Geschichte, ein Thriller, als ein Horrorwerk, obwohl auch hier Patrick Bateman vorkommt. Oder vielleicht doch nicht?
Ellis hat hier teilweise seine eigene Lebensgeschichte niedergeschrieben, ab einem Punkt jedoch vermischen sich autobiographische Züge und Begebenheiten, sowie Kopfgeburten derart, dass es schier unmöglich scheint, zu sagen, was tatsächlich stimmt und was nicht. Genauso kann man nur schwer feststellen, was sich im Roman tatsächlich ereignet und was nur in der Phantasie des Erzählers und Protagonisten Ellis vonstatten geht.
Gibt es tatsächlich jemanden, der die schrecklichen Morde von Bateman aus American Psycho nachahmt? Ist das Haus von Ellis tatsächlich ein Geisterhaus? Was hat es mit dem mysteriösen Verschwinden von Kindern um Ellis herum zu tun? Und wie wirkt sich das problematische Vater-Sohn-Verhältnis auf sein Leben aus?
Äußerst geschickt meistert der Autor den Spagat zwischen Realität und Fiktion und erreicht sein Ziel gekonnt. Die Tatsache jedoch, dass er den Leser sogar nach Beendigung des Buches im Dunkeln tappen lässt, ist – muss ich ehrlich sagen – schon etwas gewöhnungsbedürftig und verwirrend. Wer auf Antworten hofft, wird nicht auf seine Kosten kommen, denn die muss man sich schon selbst zurechtlegen. Oder aber die Geschichte als Geschichte an sich auffassen und genießen und nicht auf ein klassisches Ende und auf Antworten hoffen.
Dies ist umso mehr möglich, als dass der Autor in Lunar Park den für mich irritierenden aufzählenden Stil seines Hauptwerks nicht anwendet. Auch die vielfach verschachtelten Sätze und vor allen Dingen die blutrünstigen Elemente rücken in den Hintergrund, was dem Buch sehr gut tut.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen