2008/07/31

Wetterkapriolen

Zuerst hat es zu hageln begonnen, das laute Pochen war auf den Häuserdächern klar und immer lauter zu hören. Pures Eis, sonst nichts. Dann, nach einigen Minuten, immer stärker einsetzender Regen, der noch immer andauert.
Dieser Sommer macht schon wieder von sich reden, und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Vorige Woche wurde der Kälterekord gebrochen, davor und auch in dieser Woche teilweise heißes Sommerwetter, aber dann immer wieder untypisch lange Regenperioden. Wenn wir bedenken, dass es im Vorjahr mit Temperaturen um die 40 Grad einen neuen Hitzerekord gab, dann kann man, glaube ich, tatsächlich denen Glauben schenken, die davon sprechen, dass mit unserem Klima etwas nicht stimmt.
Ich bin kein Umweltschutzapostel und kein eifriger Klimaschützer, aber ich denke auch, dass das nicht mehr ganz normal ist. Zumal wir auch keine richtigen Winter mehr haben. Und ich denke auch nicht, dass sich all das von heute auf morgen ergeben hat. Aber genau deshalb sollten wir uns vielleicht manchmal Gedanken darüber machen, etwas für unsere Umwelt zu tun und an unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder denken. Vielleicht mal das Auto stehen lassen, das Licht abschalten, oder den Wasserhahn zudrehen, und -- was zumindest bei uns immer noch nur sehr langsam Verbreitung findet -- den Abfall selektieren.

2008/07/27

Zähne zusammenbeißen

Endlich komme ich dazu, von meinem kleinen schmerzhaften Abenteuer am Donnerstag zu berichten. Um fünf Uhr in der Früh bin ich, nachdem ich mich bereits eine Zeit lang im Bett gewälzt hatte, aufgestanden und habe ein Schmerzmittel genommen, da ich ganz schlimme Zahnschmerzen hatte. Der ominöse hintere Backenzahn war schon seit einiger Zeit empfindlich, aber ich gehe nur ungern zum Zahnarzt, deshalb habe ich die Sache so lange hinausgeschoben, wie es nur ging. Ich weiß, ich weiß, eine sehr schlechte Angewohnheit von mir (und von vielen anderen Menschen), aber was soll ich tun?!
Nach zwei weiteren Stunden, in denen ich zum Glück schlafen konnte, stand ich dann auf und wusste, dass ich keine andere Wahl habe: ich muss zum Zahnarzt. Das ganze war im Grunde gar nicht so schlimm, auch wenn ich immer ziemlich nervös vor solchen Besuchen bin. Ich habe zwar -- trotz einer Spritze -- ein wenig gelitten, aber eigentlich war es nicht unerträglich. Natürlich war da ein Loch, und so hieß es auch Nerven raus, Wurzelbehandlung, bzw. so heißt es noch immer, denn ich muss nächste Woche noch zurück.
Okay, es war nicht gerade angenehm, nach vier Jahren (ja, ja, ich weiß und schäme mich sehr dafür) wieder im Zahnarztstuhl Platz zu nehmen, das Geräusch des Bohrers und das alles bedeckende Gesicht des Zahnarztes über mir zu ertragen, aber eigentlich sollte ich mir klar machen, dass es Schlimmeres gibt und in Zukunft regelmäßig zum Zahnarzt gehen, zumal dann wohl seltener gebohrt werden müsste.
Auch ein System, wie in Deutschland wäre nicht schlecht, über das ich gestern von zwei dort lebenden Freunden gehört habe: Da bekommt man angeblich, wenn man jedes Jahr zum Zahnarzt geht und sich das mit einem Stempel bestätigen lässt, später zum Beispiel Rabatt auf die Dritten.

2008/07/23

Jenseits der Wahrheit

Ich bin kein großer Kinogänger. Gestern war ich aber wieder einmal im Kino, da ich die Möglichkeit hatte, den neuen Akte X-Film mit dem Untertitel Jenseits der Wahrheit vor der Premiere zu sehen. Die Serie war ein Klassiker, ich glaube, darüber muss man keine Worte verlieren. Das müssen auch diejenigen neidlos anerkennen, die sie nicht gemocht (und nicht geschaut) haben.
Der zweite Film, der nun exakt zehn Jahre nach dem ersten in die Kinos kommt, ist nicht schlecht, hat mich aber nicht vollkommen überzeugt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er sich erneut um Außerirdische dreht, was aber überhaupt nicht der Fall ist. Stattdessen führt uns die Story in die Geheimnisse der Stammzellenforschung ein und ist viel mehr ein Mystery-Film, ein Krimi mit Horror-Elementen, als ein Thriller. Die im Übrigen spannende und zum Teil spektakuläre Handlung (u. a. mit wunderschönen winterlichen Landschaftsaufnahmen) ist meines Erachtens kein typischer Akte X-Plot, falls es so etwas überhaupt gibt. Oder zumindest hätte man aus den ein-zwei typischen Ansätzen viel mehr machen müssen.
Nichtsdestotrotz war es gut, Mulder und Scully, also David Duchovny und Gillian Anderson, wiederzusehen. Sehr gut fand ich auch die Momente im Film, in denen sich die Protagonisten nicht ganz ernst nehmen und quasi mit einem Augenzwinkern spielen. Ein-zwei kleinere Lacher sind also trotz des ernsten Themas vorprogrammiert.
Mein Fazit: Ein sehenswerter Film, wenn auch kein Klassiker. Echte Fans werden wohl mehr erwartet haben.

2008/07/21

I want to ride my bicycle, I want to ride my bike...

Gestern bin ich nach x Jahren wieder das erste Mal so richtig Rad gefahren. Nach wie vielen Jahren genau, weiß ich gar nicht, aber in der letzten Zeit habe ich diese Freizeitbeschäftigung (oder soll ich lieber schreiben: diesen Sport?) ungerechter Weise vernachlässigt. Früher bin ich nämlich ziemlich viel gefahren, keine großen Touren, nichts Weltbewegendes, aber doch.
Und nun also der Neubeginn, zum Glück nicht mehr allein, sondern zu zweit. Nachdem ich mein Rad die Woche über habe durchsehen lassen, ging es gestern in die nähere Umgebung. Sonnenschein, Grünflächen, Fahrtwind, schon nach wenigen Metern auftauchende andere Radler -- und das angenehme Kribbeln (in den Beinen) ist sofort zurück. Erinnerungen kommen hoch: Da bin ich schon... Da habe ich mal... Stell dir vor, dass damals...
Eines hat sich in der Zwischenzeit jedoch geändert: ich achte noch mehr auf jedes in der Nähe auftauchende Fahrzeug und nähere mich den Kreuzungen noch vorsichtiger, als damals. Zu viele zu schreckliche Unfälle hat es in der jüngsten Vergangenheit gegeben, die einen zu besonnenem Handeln veranlassen.
Fast zweieinhalb Stunden treten wir in die Pedalen, immer wieder mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht, und am Ausgangspunkt angekommen spüre ich, als ich vom Drahtesel steige, eine bekannte angenehme Erschöpfung in den Beinen. Der erste Ausflug liegt also hinter uns, und ich hoffe, dass noch viele folgen werden.

2008/07/20

Magnetik

Der lang ersehnte Nachfolger des im Jahre 2003 erschienenen Metallica-Albums St. Anger nimmt langsam, aber sicher konkrete Formen an. Die für den September erwartete Platte wird, wie seit einigen Wochen bekannt, den Titel Death Magnetic tragen. Vor ein paar Tagen ist auch das voraussichtliche Cover auf der offiziellen Homepage veröffentlicht worden, das zumindest für mich noch ziemlich gewöhnungsbedürftig ist.
Neben der Schlichtheit der Formen und Farben ist die Rückkehr zum klassischen Schriftzug der Band auffallend, die -- zusammen mit den bisherigen Äußerungen der Bandmitglieder und der Kritiker -- auch eine Rückkehr zu dem klassischen Sound der Gruppe symbolisieren könnte. Was bereits bekannt ist, ist die Tatsache, dass es -- im Gegensatz zu St. Anger -- wieder Gitarrensoli geben wird, und in dieser Woche kam auch die Nachricht, dass ein rein instrumentales Lied auf der Platte erscheinen soll. Nun denn, wir dürfen weiterhin gespannt sein!

2008/07/15

Unerklärlich

Schon wieder hat es im Sport einen tragischen Todesfall gegeben. Der ungarische Kanute György Kolonics, zweimaliger Olympiasieger, der sich gerade auf seine fünfte Teilnahme an den Olympischen Spielen vorbereitete, ist heute im Trainingslager an Herzversagen gestorben. Und zwar mit nur 36 Jahren.
In den vergangenen Jahren hat es -- vor allem in der Welt des Fußballs -- immer wieder Meldungen über verstorbene Sportler gegeben, die allesamt unter 40, ja teilweise sogar unter 30 waren. Ich frage mich jedes Mal, so auch nach diesem schockierenden Ereignis, wieso es in letzter Zeit vermehrt zu diesen unfassbaren Fällen kommt. Hat es mit den teils unmenschlichen Leistungen zu tun, die diese (Spitzen-) Sportler Woche für Woche erbringen? Die ihnen abverlangt werden, die sie erbringen müssen, um in der Liga der ganz Großen mitspielen zu können? Oder ist es vielleicht eine Folge von diversen Aufputschmitteln, irgendwelchen "legalen Drogen", die zwar ihre Leistungen kontinuierlich verbessern, aber ihren Körper letztendlich ruinieren?
Ich kenne die Antwort nicht, aber ich weiß, dass der Spitzensport sicherlich nicht so viel wert ist, dafür sein Leben zu opfern. Nicht einmal ein Sieg bei einer Welt- oder Europameisterschaft, oder bei den Olympischen Spielen. Auch, wenn sie, wenn uns der Ehrgeiz packt, wenn sich am Ende alle nur an den Namen des Siegers erinnern, sollten sie sich und wir uns jedes Mal vor Augen führen, dass auch ein zweiter oder dritter Platz bei einem großen Turnier, auch ein gutes Qualifikationsergebnis eine ungeheuerliche Leistung ist, die den meisten von uns verwehrt bleibt.

2008/07/10

Old Cats on the Clock

Ich weiß gar nicht, wie das bisher ausbleiben konnte: die Wiedervereinigung der ersten Boygroup im modernen Sinne des Wortes. Ja, New Kids on the Block sind tatsächlich zurück, als wären sie nie von der Bühne verschwunden. Dabei singen sie nicht nur ihre alten Hits, sondern planen neben den derzeit laufenden Konzerten angeblich auch ein neues Album.
Wer das außer ihnen wirklich braucht, ist eine andere Frage. 14 Jahre nach der Auflösung trifft nun bei ihrer Reunion der damalige Spottname Old Cats on the Clock endlich tatsächlich auf sie zu. Nachdem die fünf Jungs ohne ihre Bandkollegen keinen wirklich nennenswerten Erfolg im Musikgeschäft verbuchen konnten (zumindest Donnie Wahlberg legte auf ganz anderem Gebiet, in der Welt des Kinos, eine mehr oder weniger erfolgreiche Karriere hin), versuchen sie es nun wieder gemeinsam: und zwar mit knapp vierzig Jahren! Als Boygroup! Oh, Mann, meiner Meinung nach ist das mehr als peinlich...
Natürlich werden sie sich gemeinsam kein neues Image zulegen können, dazu haben sie sich in der einst so erfolgreichen Ära zu sehr in eine Schublade manövriert. Und alleine haben sie es ja nicht geschafft. Anstatt sich aber auf ihren Lorbeeren auszuruhen, wagen sie einen Comeback-Versuch. Wir dürfen gespannt sein, ob ihnen die Wiedervereinigung den gewünschten Erfolg bescheren wird. Ich für meinen Teil bin da ziemlich skeptisch...

2008/07/07

Kopf ab!

Es scheint, als würde die ominöse Hitler-Wachsfigur, über die ich ja vor einigen Tagen an dieser Stelle berichtet habe, auch nach ihrer Ausstellung noch für viel Gesprächsstoff sorgen. Nachdem den Meldungen zufolge einer der ersten Besucher -- angeblich auf Grund einer Wette -- der Nachbildung gleich nach der Eröffnung am Samstag den Kopf abgerissen hat, erklärte nun das Wachsfigurenkabinett, die Figur erneut ausstellen zu wollen, obwohl viele vielleicht damit gerechnet haben, dass Madame Tussauds nach dem Zwischenfall einen Rückzieher macht.
Ich für meinen Teil verstehe gar nicht, warum man die Figur am Schreibtisch nicht von vornherein in eine Vitrine gesetzt hat. Auf diese Weise hätten es weder diejenigen leicht, die ein unerlaubtes Foto schießen oder das Exponat berühren möchten, noch diejenige, die die Figur nur demolieren wollen. Vielleicht entscheidet man sich ja nach dem Vorfall vom Samstag für diese naheliegende Lösung.

2008/07/05

Deutsch korrekt

Unlängst habe ich von einigen lieben Menschen das Buch Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod (Folge 3) des Sprachpflegers Bastian Sick geschenkt bekommen, denn sie wissen, dass ich regelmäßiger und begeisterter Leser der Zwiebelfisch-Kolumne auf Spiegel Online bin. Im Buch, das ich gerade fertig gelesen habe, sind zahlreiche Online-Artikel der letzten Zeit enthalten, teilweise jedoch mit unveröffentlichtem Material und auch einem großen Deutschtest für die Leser.
Man hat ja Bastian Sick infolge seines großen Erfolges vorgeworfen, er schreibe mitunter oberlehrerhaft und würde den Durchschnittsleser mit seinen Kommentaren ständig belehren. Ich hingegen finde seinen Stil einfach nur amüsant und ungezwungen. Seine Anmerkungen und Hinweise dienen meines Erachtens nicht dazu, zu zeigen, wie gut er seine Muttersprache beherrscht, oder wie schlecht manche Menschen Deutsch sprechen, sondern sind Tatsachenfeststellungen, die er teilweise in witzige Situationen einbettet und mit ironischen Sätzen überspitzt.
Unabhängig davon, ob man seinen Stil nun mag oder nicht, muss jedoch festgestellt werden, dass er eine sehr wichtige Arbeit auf dem Gebiet der Sprachpflege leistet. In seinem Buch -- und in seinen regelmäßigen Online-Beiträgen -- weist er unter anderem auf den immer größeren Einfluss des Englischen auf das Deutsche, auf grammatikalische, syntaktische und stilistische Fehler und auf mehr oder minder gleichwertige Worte im Wortschatz der verschiedenen deutschen Dialekte hin. Deswegen empfehle ich seine Werke auch auf diesem Wege nicht nur denen, die Deutsch als Fremdsprache lernen oder gelernt haben, sondern auch den Muttersprachlern, die mit ihrer Muttersprache dem Buch zufolge teilweise ebenfalls auf dem Kriegsfuß stehen.

2008/07/03

In Wachs gegossen

Am Samstag wird in Berlin das erste deutsche Madame Tussauds-Wachsfigurenkabinett eröffnet, von dem man sich die ersten Fotos bereits bei stern.de anschauen kann. Die Genauigkeit der Details ist auch in diesem Fall -- wie bei so vielen Wachsfigurenkabinetts -- faszinierend; die Schöpfer sind meines Erachtens wahre Künstler, die jede Anerkennung verdienen. Unter anderem werden in Berlin, wie man sieht, die Beatles, John F. Kennedy, Angela Merkel, Oliver Kahn und Marlene Dietrich zu sehen sein.
Und natürlich Adolf Hitler, über dessen Figur ja im Vorfeld heftig diskutiert wurde. Schließlich ist man aber meiner Meinung nach zu einer sehr versöhnlichen und guten Lösung gekommen: die Besucher dürfen nämlich die ominöse Wachsfigur nicht fotografieren, geschweige denn ein Bild von sich selbst mit der Figur machen lassen.
Unabhängig davon wäre es natürlich interessant zu erfahren, wie es anderswo mit dem Fotografieren aussieht, zum Beispiel in London, wo man die Wachsfigur der Diktatoren Saddam Hussein und Robert Mugabe besichtigen kann, die ebenfalls für schreckliche Verbrechen verantwortlich sind.

2008/07/01

Lisey's Story

Ich habe gerade einen der neuesten Romane meines Lieblingsschriftstellers Stephen King beendet, der vor Kurzem in Ungarisch erschienen ist und im Original den Titel Lisey's Story trägt. (Der meiner Meinung nach ziemlich abgedroschen klingende Titel der deutschen Ausgabe lautet im Übrigen Love.)
Der in der Öffentlichkeit als Horror-Schriftsteller abgestempelte King hat mich mit diesem Werk wieder einmal überrascht. Zwar finden sich im Buch zweifelsohne auch Horror-Elemente, aber King, der inzwischen 61 Jahre alt ist, versteht es, immer wieder Werke zu veröffentlichen, die viel mehr sind, als sinnloses Gemetzel. So auch in diesem Wälzer, der teils in unserer Welt, teils jedoch an einem fiktiven Ort spielt, und schon alleine deshalb nur schwer einer Gattung zuzuordnen ist. Eines ist jedoch sicher: die Fantasy-Elemente überwiegen gegenüber den Horror-Elementen.
Der Roman ist die Geschichte von Lisey Landon, der Ehefrau des Schriftstellers Scott Landon, der vor zwei Jahren verstorben ist. Lisey versucht nun einen Überblick über sein Oeuvre zu gewinnen und sich um den literarischen Nachlass zu kümmern. Gleichzeitig ist es aber auch die Lebensgeschichte von Scott, und folglich auch die Geschichte der Liebe und der Ehe der beiden. Stück für Stück erfahren wir, was dem später so berühmten fiktiven Schriftsteller in seiner Kindheit widerfahren ist, was es mit seinem Tod und der anderen Welt auf sich hat, in der er hin und wieder zu Besuch war.
All das wird von King mit einer Sprachgewalt und mit sprachlichen Feinheiten beschrieben, die ich in dieser Form bei ihm noch nie gelesen habe. Nicht umsonst wurde er für das Werk auch von den meisten, sonst so unbarmherzigen Kritikern mit Lob überschüttet. Es ist zwar fraglich, ob er es je schaffen wird, sich aus der Schublade des Horror-Schriftstellers zu befreien, bzw. die von ihm so verabscheute Kluft zwischen dem "Kanon der Literatur" und der Bestseller-Literatur zu überbrücken, aber Romane wie Lisey's Story tragen sicherlich dazu bei.