2021/05/31

Rauf und runter

Im Haus gegenüber wohnt eine alte Frau (im jungen Großmutteralter, wenn das kein Widerspruch ist). Wir kennen sie zwar nicht näher, aber aufgrund der Eindrücke, die wir von ihr haben, hat sie einen ausgeprägten Putzfimmel. Dazu gehört unter anderem, dass sie gefühlt alle paar Monate die großen Fenster ihrer Wohnung putzt. Klar, manchmal muss man das, manche tun das zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst. Wir machen das im Allgemeinen einmal pro Jahr beim großen Frühjahrsputz, wobei diese Aufgabe traditionsgemäß immer auf mich wartet. Aber alle paar Monate ist für meinen Geschmack dann doch etwas übertrieben, zumal wir nicht in der Innenstadt oder in einer verkehrsreichen Straße wohnen.

Neben dem Putzfimmel habe ich aber in letzter Zeit auch beobachtet, dass die Frau gegenüber immer die Rollläden hinunterlässt, wenn es regnet. Das ließ sich jetzt im Mai ja besonders gut beobachten, weil der Wonnemonat ja recht nass und kühler als sonst war. Fängt es an auch nur leicht zu regnen, lässt die besagte Dame eben die Rollläden runter, vermutlich, damit die geputzten Fenster keine (oder zumindest nicht so viele) Tropfen abbekommen. Ob sie das auch auf der anderen Seite der Wohnung tut, wo ein Hängebalkon zumindest etwas Schutz vor dem Regen bietet, weiß ich nicht, weil wir das aus unserer Wohnung nicht sehen können. Falls nicht, geht sie wohl in das Zimmer auf der anderen Seite, wenn es regnet, falls doch, dann sitzt sie eben im Dunkeln da... oder macht zumindest das Licht im Zimmer an.

Man muss halt regelmäßig feststellen, dass es seltsame Menschen unter uns gibt, und dass wir (zum Glück) nicht alle gleich sind. Für mich wäre das sicher nichts, nur um einige unbedeutende Flecken am Fenster zu vermeiden. Vor allem, wenn ich alle paar Monate sowieso die Fenster putzen und die kleinen Flecken nicht lange ertragen müsste. Nun gut, die Frau lebt alleine in der Wohnung, langweilt sich vermutlich, und da bieten sich eben solche Tätigkeiten wie Fenster putzen, Wolken und Niederschlag im Auge behalten und Rollläden hinunterlassen bzw. hinaufziehen ja förmlich an. Jedem, wie er gerne möchte!

2021/05/06

Radio Ga Ga

Ich war nie so der eingefleischte Radiohörer. Klar, in der frühen Pubertät und dann in der richtigen habe ich schon des öfteren Radio gehört und mit Kassette und startklarem Zeigefinger auf die Lieblingshits gewartet. Und ich war mächtig wütend, wenn dazwischengequatscht oder das Ende des Songs weggeschnitten wurde. Diese Aufnahmen füllten dann auch etliche, selbst zusammengeschnittene und beschriftete Kassetten. Einige stauben vielleicht irgendwo in einer Kiste auch noch vor sich hin. Aber abgesehen von diesen Jahren habe ich mich nie groß für das Radio begeistert. Auch während unserer spärlichen Autofahrten bleibt es heutzutage meist ausgeschaltet.

Vielleicht hat das bei mir auch etwas mit dem Älterwerden zu tun, aber seit einigen Monaten höre ich nun in der Früh – hin und wieder auch tagsüber – regelmäßig einen deutschen Sender über das Internet – welchen, spielt aus Sicht meines vorliegenden Beitrags im Grunde keine Rolle. Ausschlaggebend dafür war die Pandemie, da ich mich mit der angenehmen Hintergrundmusik, großen und weniger bekannten Hits bei Laune halten konnte und kann und nebenbei etwas unbeschwerter mit der Arbeit vorankomme. Ohne, dass ich mir allzu große Gedanken über die schlechten Nachrichten mache. Wobei es natürlich auch ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass ich zwischen den Songs deutsche Texte, Kommentare und Nachrichten hören und verfolgen kann. Insofern könnte es sein, dass ich diese neue Gewohnheit auch nach der Pandemie beibehalten werde, mal sehen.

Was mir da während des Radiohörens in letzter Zeit aufgefallen ist: Einige Songs werden jedes Mal als sogenannte Radio Edits gespielt – mit Anfang und Ende, aber einem gekürzten Mittelstück. Das kannte ich aus meiner Kindheit nicht, dort war es – zumindest bei den ein-zwei Sendern, die wir damals hörten – eher üblich, die Songs auszublenden, wenn sie zu lang waren. Dass sie aber in der Mitte gekürzt werden, war mir ehrlich gesagt neu.

So wirklich schlecht finde ich diese Vorgangsweise aber nicht: Es fällt zwar auf, dass es an diesem oder jenem mangelt, wenn man die betreffenden Songs kennt, aber man hat nicht so sehr das Gefühl, dass etwas Wichtiges fehlt. Nein, viel eher ist es eine erfreuliche Tatsache, dass diese Lieder überhaupt im Radio gespielt werden und man sie hört. Wenn man dann gerne den ganzen Titel hören möchte, weil man ihn schon länger nicht mehr gehört und nun Lust bekommen hat, kann man ihn ja im Nachhinein leicht suchen und in voller Länge anhören, wie ich finde.