2014/10/31

Morgenstund

Quasi noch ein Selbstversuch, über den ich hier nach dem vorigen Beitrag kurz berichten möchte. Parallel mit der regelmäßigen körperlichen Betätigung versuche ich in diesen Tagen einen weiteren Entschluss in die Tat umzusetzen, der schön etwas länger in meinem Kopf herumschwirrt und den die Dame des Hauses in ihrem Fall bereits in die Tat umgesetzt hat: die geringfügige Änderung meines Biorhythmus.
Lange Zeit hindurch habe ich mich so gegen Mitternacht-halb eins, spätestens ein Uhr schlafen gelegt und stand immer zwischen sieben und acht auf, je nachdem, wie lange ich in  der Nacht zuvor noch wach war (und meistens leider gearbeitet oder administriert habe). Durchschnittlich komme ich so auf 7,5 Stunden Schlaf, manchmal mehr, manchmal weniger, die mir vollkommen ausreichen. Auch, wenn es am Wochenende natürlich gerne etwas mehr sein darf!

Nun habe ich mir aber vorgenommen, da ich am Abend immer ziemlich ausgelaugt war und mich – wenn ich noch Aufgaben zu erledigen hatte – nicht mehr richtig konzentrieren konnte, gegen halb elf schlafen zu gehen und gegen sechs Uhr aufzustehen. Die 7,5 Stunden bleiben, aber in der Früh bin ich frischer und kann hoffentlich etwas effizienter arbeiten.
Die Erfahrungen der ersten Tage sind durchaus positiv: keine Schwierigkeiten mit dem früheren Einschlafen, obwohl ich das befürchtet hatte, und nur geringe beim Aufstehen, die aber auch beim Aufstehen um acht Uhr nicht wegzudenken waren. Mal sehen, wie es nächste Woche weitergeht. Ich erwarte aber keine gravierenden Probleme, da ich die Schlafzeit nur ein wenig nach vorne verschoben, die Länge jedoch nicht geändert habe.

2014/10/28

Selbstversuch

Seit fast genau zwei Jahren ist die einzige regelmäßige Bewegung in meinem Leben nicht mehr präsent, nachdem wir mit unserem Amateurteam einmal pro Woche nicht mehr kicken – ich habe darüber berichtet. Nachdem ich kein neues Team und auch keinen neuen Sport ins Auge gefasst habe, bin ich kurze Zeit später dazu übergegangen, täglich morgens und abends Liegestütze zu machen und auch den kleinen Hometrainer regelmäßig zu nutzen. Und da wären dann noch die vier Stockwerke, die ich – wenn auch nicht täglich – zu bewältigen habe.

Dass das nicht besonders viel Bewegung ist, wenn man ansonsten die meiste Zeit über vor dem Computer sitzt, und dass ich auch nicht jünger werde, habe ich in den vergangenen Wochen daran gemerkt, dass es gleich zweimal an zwei verschiedenen Stellen im Kreuz bzw. Rücken gezwickt hat. Nichts Ernsthaftes, aber doch ein unangenehmes Gefühl für einige Tage.
Da ein Fitnessstudio oder ähnliches vorerst weiterhin nicht in Frage kommt und ich auch etliche andere Bewegungsarten aus diesem oder jenem Grund für mich ausgeschlossen habe, bin ich nun seit einigen Tagen dazu übergegangen, jeden Abend für eine gute halbe Stunde – pun intended – Gehen zu gehen. Im Grunde Spazieren, nur eben in zügigerem Tempo, um den Kreislauf ein bisschen anzukurbeln. Frische Luft, die Möglichkeit zur sanften, aber doch schwungvollen Bewegung und zum Nachdenken über Gott und die Welt.

In den letzten Jahren haben etliche Studien die positiven Wirkungen dieser Bewegungsart nachgewiesen, wie ich herausgefunden habe, auch wenn es sich auf den ersten Blick um nichts Weltbewegendes handelt. Wie in vielen Fällen denke ich, dass sich auch hier die Regelmäßigkeit positiv auswirkt, zum Beispiel im Vergleich zum Sport einmal pro Woche. Und auch wenn es nicht viel oder nicht kräftezehrend ist, ist es sicherlich mehr Betätigung der Muskeln und ein stärkeres Ankurbeln der Körperfunktionen, als jeden Abend zu Hause vor dem Computer oder dem Fernsehgerät herumzusitzen.

2014/10/17

Nachruf auf unsere Bücher

Zu Beginn des Jahres habe ich darüber geschrieben, dass wir in Zukunft – im Grunde so wie bisher, aber nunmehr auch bewusst – verstärkt freiwillig einfach leben möchten. Mit Ausnahme von ein-zwei Rückfällen – ihr wisst ja: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach – ziehen wir das Ganze bisher konsequent durch.
Eine große Hürde dabei waren und sind noch immer Bücher. Wenn zwei Menschen zusammenwohnen, die beruflich und privat schon früher ziemlich viele Bücher hatten, die im Laufe der Jahre nur mehr geworden sind, dann kommt da schon eine ordentliche Menge zusammen. Wir sind aber dabei, den Bestand deutlich zu reduzieren. Einiges wurde verschenkt, anderes sogar verkauft. Natürlich, Bücher haben ihren Wert und sind eine feine Sache. Genauso wie Lesen. Aber auf der anderen Seite sind auch Bibliotheken etwas Angenehmes. (Oder E-Book-Reader, aber das ist eine ganz andere Geschichte.)

Die Zeiten, in denen ich Bücher nur horten wollte, um möglichst viele zu besitzen und eine Hausbibliothek aufzubauen, sind vorbei. Die Zeit, in der ich vielleicht sogar ein wenig mit der Zahl meiner Bücher vor Gästen angeben wollte, gehört längst der Vergangenheit an. Zeit ist leider – bei mir, wie bei jedem anderen mit Kind und Karriere – knapp bemessen, also sind auch die Zeiten vorbei, in denen man sich regelmäßig den Luxus gönnen konnte, Romane ein zweites oder drittes Mal zu lesen. Natürlich, manchmal kommt das vor, aber es gibt so viele Bücher der Weltgeschichte, die ich gerne einmal lesen möchte… und vieles davon steht hier in unseren Bücherschränken. Ja, es vergehen Tage, nicht selten sogar Wochen, in denen ich keinen einzigen Satz Belletristik lesen kann, weil ich so viel zu tun habe! Vom Platzmangel als Grund für das Verschenken oder Verkaufen der Bücher gar nicht erst zu sprechen!

Die Konsequenz: Dem Prozess, der auch die Lebensqualität bereits beeinträchtigt, Einhalt gebieten. Ja, so viele Bücher haben nicht nur ihr Gutes, sie können auch eine Last sein. Da möchte man den einen oder anderen langweiligen, gar gehassten Roman am liebsten wegwerfen, aber man hängt emotional trotzdem dran. Sei es, weil es eine schöne Ausgabe ist, oder weil es ein Geschenk war. Daran müssen wir mit der Dame des Hauses noch beide arbeiten.
Ein weiteres Ereignis, das mich auf unserem Weg bestärkt, ist mir vor einigen Tagen widerfahren. Eine im Frühjahr verstorbene Bekannte hat eine ganze Hausbibliothek hinterlassen, Unmengen von Büchern. Vieles kommt nun an die Uni, wo ich auch meine PhD-Ausbildung absolviert habe, und wird zum Bibliotheksbestand. Einiges landet bei den Professoren, anderes wiederum wird an die Studenten verschenkt. So endet die Sammlertätigkeit eines Lebens, im Laufe derer weder Kosten noch Mühen gescheut wurden. So vergeht der Ruhm der Welt.

Ich denke, die Welt hat sich weiterbewegt, auch wenn ich selbst in vielem noch an Büchern hänge. Die neueste Fachliteratur, die besten Fachbücher findet man heute oft im Internet, oder man hat dank der heimischen Bibliotheken oder gar dank der Fernleihe Zugang zu ihnen. Vor etlichen Jahrzehnten war das hier bei uns in Ungarn noch unvorstellbar. Man besaß nur das Wissen, das man in Büchern zu Hause stehen hatte. Das man sich hin und wieder aus dem Ausland mitbrachte und dann immer griffbereit hatte.
Natürlich, Bücher repräsentieren nach wie vor einen Wert, und auch das Wissen – oder eben das Vergnügen – zwischen zwei Deckeln ist nicht weniger geworden. Aber ob man wirklich so viel zu Hause stehen haben muss, das wage ich nunmehr zu bezweifeln. Selbst in meinem Beruf greife ich nur mehr selten zu Büchern in Papierform, obwohl das früher unvorstellbar gewesen wäre.

Vieles wird sicherlich bei uns zu Hause bleiben. Eine Wohnung ohne Bücher oder mit nur wenigen Bänden sieht für mich nach wie vor leer und komisch aus. Aber wir werden auch versuchen, vieles zu ändern. Wie gesagt, ich bin kein besserer Mensch, auch kein gebildeterer, nur weil ich viele Bücher zu Hause habe. Auch die Kinder werden nicht lieber lesen wollen oder sich besser entwickeln, nur weil sie von vielen Büchern umgeben sind. Man muss nicht alles besitzen, um es bei sich zu tragen, zu verinnerlichen, sich daran zu erinnern. Bei weitem nicht.