2011/03/29

Rapunzel

Ist es nun so weit? Oder gibt es noch ein Entrinnen? In den letzten Tagen habe ich mit Schrecken feststellen müssen, dass ich oben herum ein bisschen anders aussehe, als bisher. Ja, die Vermutung der werten Leserschaft ist wohl richtig: Es scheint, als ob sich bei mir allmählich auch Geheimratsecken bilden würden.
Nicht nur die Schläfen scheinen im Vergleich zum restlichen Kopf kahler zu sein, auch das Haar am Vorderkopf scheint schütterer zu sein. Nicht in bedeutendem Maße, aber doch. Und so zerbreche ich mir nun den Kopf darüber, wie viel Zeit mir, bzw. meinem Haupthaar wohl noch bleibt. Sind es vielleicht nur Monate, oder doch noch Jahre? Beschleunigt sich der Prozess, oder geht es nur langsam in Richtung Glatze?

Natürlich gibt es Männer, die noch schlimmer dran sind, als ich. Auch ich kenne einige, die bereits imposante Geheimratsecken aufweisen, oder gar eine Halbglatze haben, obwohl sie erst in ihren Dreißigern sind. Auch das allmähliche Ergrauen ist keine Seltenheit in diesem Alter, aber solch eine Entdeckung habe ich bei mir noch nicht gemacht.
Trotzdem ist das ganze ein kleines Trauma für mich, muss ich schon sagen, zumal ich seit mehr als einem Jahrzehnt mittellange Haare trage. So langsam muss ich mir also Gedanken darüber machen, wie ich denn in Zukunft da oben aussehen möchte. Einiges ist dabei ganz sicher: ein Toupet, bzw. eine Perücke kommt nicht in Frage, und auch das lächerliche Hinüberkämmen einiger Strähnen ist vollkommen ausgeschlossen.

Wenn es in naher Zukunft ganz schlimm kommen sollte, dann bleiben, glaube ich, drei Möglichkeiten für mich persönlich übrig: Erstens könnte ich alles so lassen, wie es ist und abwarten, bis ich all mein mittellanges Haar komplett verliere. Zweitens könnte ich mich bei immer größer werdenden Geheimratsecken für eine Kurzhaarfrisur entscheiden, wie ich sie bis zur Beendigung des Gymnasiums getragen habe. Und schließlich bleibt noch der radikalste Schritt, nämlich der Griff zum Rasierer, auch wenn noch reichlich Haare auf dem Kopf sprießen.
Mal sehen, wie es weitergeht. Noch ist nicht aller Tage Abend, aber mir scheint, als ob der unaufhaltsame Prozess leider begonnen hätte, insofern ist es, glaube ich, angebracht, wenn ich mir schon jetzt Gedanken darüber mache.

2011/03/23

Wie guter Wein

Vor kurzem, als wir uns mit zwei Freunden trafen, führten wir mit der Dame des Hauses ein interessantes Gespräch, unter anderem über Essgewohnheiten. Unsere Freundin meinte an einem Punkt des Gesprächs, dass man für gewisse Speisen ihrer Meinung nach eine gewisse Reife mitbringen müsse. Als Kind hat man dies und jenes nicht gemocht, nicht oder nur mit Widerwillen gegessen, aber jetzt, zig Jahre später isst man dieselbe Speise ohne Wenn und Aber, ja vielleicht hat man sie sogar lieb gewonnen.

Dieser interessante Gedanke beschäftigt mich seit dem Gespräch manchmal. Nicht nur auf das Essen bezogen, obwohl ich zugeben muss, dass er auch in dieser Hinsicht – auch in meinem Fall – zutrifft. Aber auch in anderen Bereichen des Lebens scheint dies zu gelten. Um über Dingen stehen, Probleme nüchtern analysieren, früher Ungeliebtes oder Nicht Beachtetes schätzen und mögen zu können, muss man sicherlich einen gewissen Grad an Reife erreichen. Der Vergleich mit dem guten Wein, der mit den Jahren immer edler und besser wird, schein mir nicht ganz abwegig zu sein.

Diesbezüglich sind die Begriffe natürlich nur schwer voneinander abzugrenzen, denn man könnte auch davon sprechen, dass wir mit voranschreitendem Alter weiser werden. Wir erleben viele Situationen, treffen und unterhalten uns mit vielen Menschen, hören von den Erfahrungen anderer. All das bauen wir im Idealfall in unser Verhalten, in unser Leben ein, um beim nächsten Mal, in einer ähnlichen Situation vielleicht anders, besser zu verfahren.

Zudem lernt man mit den Jahren auch, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, glaube ich. Es kann zwar vorkommen, dass man etwas ausprobiert, weil es einem auf den ersten Blick wichtig erscheint, aber sehr oft ist es – zumindest bei mir– so, dass man nach den ersten Metern merkt: es handelt sich lediglich um eine Sackgasse. In solchen Fällen tut man natürlich gut daran, so schnell wie möglich umzukehren, um auf den richtigen Weg zurückzugelangen. Schließlich ist unser aller Zeit knapp bemessen. Unnützes hat einfach keinen Platz in meinem Leben, oder wenn, dann nur einen sehr begrenzten.

Das Ganze mag zwar ziemlich philosophisch klingen, vor allem mangels konkreter Beispiele, aber ich denke, diese sind nicht immer notwendig, um sich Gedanken machen und Dinge mit seinem eigenen Leben in Verbindung bringen zu können. In diesem Sinne: Sinniert mal schön, falls ihr Lust dazu habt!

2011/03/20

Mensch und Tier

Eines vorneweg: Ich mag Tiere. Nicht alle Arten, aber viele. Wir selbst hatten aber nie und haben kein Haustier, es fehlt mit ehrlich gesagt auch nicht. Kommen wir aber zum Punkt: Das Trara, das manche Menschen um Tiere veranstalten, finde ich echt übertrieben. Der Gedanke spukt schon seit Längerem in meinem Kopf herum, aber jetzt, wo Eisbär Knut im Berliner Zoo plötzlich verstorben ist, hat dieser Gedanke endlich den Weg ins Blog gefunden.
Natürlich tut er mir Leid, der Knut, er war sehr süß anzusehen, hat sich prächtig entwickelt und war ein echter Publikumsmagnet, der sicherlich allein viele Deutsche und viele Touristen in den Berliner Zoo gelockt hat. Sein Tod war unerwartet und viel zu früh. Aber so langsam könnte man ja nach diesem traurigen Zwischenfall zur Tagesordnung übergehen, oder? Schließlich haben wir Menschen derzeit nach der Atomkatastrophe in Japan und dem Krieg in Libyen viel ernsthaftere Probleme, über die wir nachdenken, schreiben und lesen sollten. Und auch wenn wir diese aktuellen Themen beiseite legen: Täglich machen uns bekannte und unbekannte Menschen Tragödien durch, erleiden Schicksalsschläge, müssen hungern, dursten oder sonst wie leiden. Nicht nur Erwachsene, auch Kinder, die ausgeliefert und zur Tatenlosigkeit verdammt sind.
Manchmal und bei manchen Menschen habe ich das Gefühl, dass sie Wichtigem von Unwichtigem nicht unterscheiden können, dass ihre Wertordnung etwas verkehrt ist. Statt sich um Probleme der oben geschilderten Art zu sorgen, kümmern sie sich viel lieber um Tiere. Ja, natürlich, Letztere leiden auch und müssen ebenfalls geschützt und versorgt werden, sind auch ausgelieferte Geschöpfe, aber man kann doch ein Menschenleben, das Schicksal eines Mitmenschen, möge er noch so weit entfernt leben, nicht mit dem eines Tieres vergleichen! Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, wir leben in einer verkehrten Welt...

2011/03/11

Zwei auf einen Schlag

Die vergangenen Tage waren äußerst freudige Tage für alle Fans von Stephen King. Es wurden nämlich innerhalb kurzer Zeit gleich zwei neue Werke auf der offiziellen Homepage angekündigt.
Das erste trägt den auf den ersten Blick sonderbaren Titel 11/22/63 und soll im November erscheinen. Hinter der Zahlenreihe verbirgt sich ein ganz besonderes Datum: der Tag, an dem Präsident Kennedy in den USA ermordet wurde. Der Roman handelt von einem jungen Mann, der mit Hilfe der Technik in diese Zeit zurückkehrt und das Attentat vereiteln will. Der Stoff bietet dem Meister nicht nur die Möglichkeit, gewohnte übernatürliche Elemente im Werk unterzubringen, sondern auch eine detaillierte Beschreibung seiner Kindheit, der fünfziger und sechziger Jahre in Amerika, zu geben. Klingt auf jeden Fall interessant und viel versprechend!
Das zweite Buch ist eine noch größere Überraschung, obwohl King bereits 2009 in einem Interview darüber gesprochen hat. Mit dem Roman The Wind Through the Keyhole, der im nächsten Jahr erscheinen soll, wird nämlich die 2004 eigentlich beendete Geschichte um Roland und den Dunklen Turm fortgesetzt. Besser gesagt kehrt der Autor zur Geschichte zurück, um die Ereignisse zwischen dem vierten und fünften Band ein wenig zu erläutern. Und wohl auch, um seinen Hunger nach diesem einmaligen Stoff zu stillen, der die Gattungen Science Fiction, Fantasy, Horror und Western in sich vereint.
Wie vielen bekannt, enthalten auch seine anderen Werke oft Verweise, Anspielungen und Verknüpfungen auf, bzw. zu dieser Welt, und der Zyklus, der nun acht Bände umfassen wird, kann getrost als Mittelpunkt seines literarischen Schaffens bezeichnet werden. Falls der achte Band im nächsten Jahr tatsächlich erscheint und anschließend keine Weiteren mehr folgen sollten, so hätte King einen schönen Bogen gespannt: 1982 erschien nämlich der erste Teil und 2012, genau dreißig Jahre später, könnte der Letzte folgen. Wir warten darauf!