2010/10/28

Outing

Neue Medien eröffnen anscheinend auch denjenigen neue Möglichkeiten, die anders gepolt sind und sich – aus einem mir unerklärlichen Grunde – für das eigene Geschlecht interessieren. Das konnte (und musste) ich gestern selbst erfahren, als sich nämlich ein entfernter Bekannter von mir, den ich bei einem der seit einigen Jahren überaus modischen sozialen Netzwerke unter meinen „Freunden“ weiß, eindeutig outete und seine Beziehung zu einem mir unbekannten Mann preisgab. Letzterer tat es ihm, wie ich nach einer kurzen Recherche herausgefunden habe, nach.
Das ganze könnte natürlich eine Farce sein, da mir aber der junge Mann schon immer ein wenig suspekt war, ist dem wohl nicht so. Ja, ja, das Gespür des Mannes lässt einen in solchen Fällen, denke ich, nur selten im Stich. Es gibt noch ein-zwei Bekannte, bei denen ich so etwas Ähnliches vermute, aber ob es wirklich so ist, kann ich nicht beweisen. Es interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht, solange sie mir nicht auf die Pelle rücken...

Das gestrige Ereignis hat mich aber nichtsdestotrotz überrascht, obwohl es ehrlich gesagt eine recht einfache und wahrscheinlich auch ziemlich schmerzlose Art ist, die Welt über solche Sachen zu informieren. Stellt sich nur die Frage, ob wirklich fast alle Welt darüber erfahren muss. Denn wenn man sich vor der Familie, vor den engen Freunden outet, ist das natürlich was vollkommen anderes, als wenn man es „in einem Wisch“ auch vor seinen entfernten Bekannten und sogar Kollegen oder Geschäftspartnern tut. Womöglich liegt aber der Sinn der Sache genau darin: so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu erhaschen, wie es auch bei den faschingsartigen Umzügen der Fall ist, die solche Menschen hin und wieder veranstalten und damit viele auf die Palme treiben.
Ich weiß es nicht, aber sein Leben derart in einem digitalen Netzwerk preiszugeben kommt zumindest für mich nicht in Frage, auch wenn ich diesen technischen Schnickschnack selber regelmäßig nutze.

2010/10/23

Live and learn

Ich bin jemand, der sich gerne an seine Schulzeit und seine Lehrer zurückerinnert. Zugegeben, es gab da einige Fächer, allen voran Mathe, mit denen ich nicht nur nichts anfangen konnte, sondern unter denen ich wortwörtlich gelitten habe, aber auch da hatte ich Lehrer, die ich mochte und zu denen ich aufschauen konnte.
Deshalb ist es für mich nie eine Frage, ob ich in mein altes Gymnasium zurückkehre, wenn sich die Möglichkeit ergibt. So war es, als vor etlichen Jahren ein neues Gebäude eingeweiht wurde und so war es bis vor einigen Jahren, als ich gelegentlich zu einem Kurzbesuch vorbeigeschaut habe. Seitdem hat sich aber das Lehrerkolleg sehr verändert, es gibt kaum mehr Lehrer, die ich kenne und die mich unterrichtet haben. Zudem ist freie Zeit infolge von Beruf, Familie und Hobbys knapp geworden.

Gestern aber bot sich anlässlich eines runden Jubiläums erneut die Möglichkeit, alte Bekannte wiederzusehen. Nicht nur die ehemaligen Klassenkameraden, mit denen wir uns doch recht regelmäßig zu diversen Programmen treffen, sondern auch alte Schulkameraden und Lehrer, die ich zig Jahre nicht mehr gesehen habe.
Mit unseren Namen hatten einige unserer Professoren nun zwar ihre Probleme, dafür konnten sie zum Teil die damalige Sitzordnung oder diverse Anekdoten aufs Genaueste rekapitulieren, was wirklich erstaunlich ist. Einige von ihnen sind doch in die Jahre gekommen, was man ihnen auch ansieht, andere wiederum schauen genauso aus, wie vor zehn-zwölf Jahren.

Es war ein schöner Abend, und ich hoffe, dass sich in einigen Jahren wieder eine Möglichkeit ergibt, anlässlich eines Jubiläums so viele von uns zusammenzubringen. Das ist sicherlich keine leichte Aufgabe, aber ich denke, dass alle Beteiligten der Meinung sind, dass es sich gelohnt hat.
Das Beste am gestrigen Abend war es zu beobachten, wie unsere ehemaligen Lehrer in den Gesprächen mit uns förmlich aufgeblüht sind, als sie von all den verschiedenen Karrieren ihrer ehemaligen Schüler erfuhren. Juristen, Ärzte, Geschäftsleute, Informatiker, Universitätslehrer – alles war dabei. Und so mancher äußerte sogar, wie stolz er ist, dass wir es so weit gebracht haben. Ich denke, für einen Lehrer kann es kein schöneres Geschenk, keinen größeren Erfolg geben.

2010/10/14

Stars aus der Tiefe

Ende August habe ich ja an dieser Stelle über meine Gedanken in Bezug auf das Grubenunglück in Chile berichtet. Die „Operation Rettung“ ist heute erfolgreich zu Ende gegangen, alle dreiunddreißig Bergleute, die 69 Tage unter der Erde verbringen mussten, wurden zum Glück fast unversehrt gerettet. Noch dazu um zahlreiche Wochen früher, als ursprünglich prophezeit!
Diese ganze Geschichte kam mir schon von Anfang an sehr komisch vor, weil der Medienhype um das Ereignis geradezu überwältigend war. Wie damals geschrieben, waren die Medien mit Hilfe einer kleinen, hinuntergelassenen Kamera hautnah dabei, und die ganze Geschichte wurde von CNN & Co. regelrecht in Szene gesetzt, nicht nur seit gestern, als sie die gesamte Rettung von Anfang bis Ende live übertrugen.

Irgendwie bekomme ich seit gestern einen bösen Gedanken nicht aus dem Kopf: Nämlich, dass das ganze von den Medien nicht nur in Szene gesetzt, sondern auch inszeniert wurde. Ich bin mir natürlich schon darüber im Klaren, dass das gewagt und nur schwer vorstellbar ist. Aber dennoch spukt diese Idee irgendwie in meinem Kopf herum, nicht zuletzt, weil wirklich alles – Gott sei dank! – fast ohne jegliche Probleme über die Bühne gegangen ist.
Wie die Bergleute aus der Rettungskapsel ausstiegen, wie gut die meisten drauf waren, wie sie winkten, jubelten, Fahnen hissten. Dazu die dunklen Sonnenbrillen, die natürlich nur ihre empfindlich gewordenen Augen schützen sollten, dank derer sie aber doch in den Augen vieler Zuschauer als Film- oder Medienstars erschienen. Es war, wie ein perfektes Medienereignis, das den Fernsehteams wohl gigantische Einschaltquoten brachte und ihnen, sowie natürlich Hollywood jede Menge Möglichkeiten für die nahe Zukunft eröffnet. Interviews, Auftritte, Filme, Dokumentationen, vielleicht sogar Merchandising... zumindest in Südamerika!

Wie gesagt, ich kann mir das alles selbst nur sehr schwer vorstellen. Das ganze müsste derart perfekt geplant und durchgeführt worden sein, dass das schier unmöglich erscheint. Trotzdem werde ich diesen Gedanken nicht los... Es ist ungefähr so, wie mit den UFOs – es könnte ja doch etwas dran sein, oder?

2010/10/08

Ein Land sieht rot

Es kommt ja nicht so oft vor, dass man in den Medien in Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern, die unweit von uns entfernt liegen, über Ungarn berichtet. Zumeist nur, wenn es etwas Sensationelles zu melden gibt... etwas sensationell Negatives.

Leider sind nun zumindest die Online-Versionen der großen österreichischen und deutschen Blätter erneut voll mit Nachrichten aus unserem Land, nachdem sich vor einigen Tagen die größte Chemiekatastrophe in der Geschichte des Landes ereignet hat und ungeheure Mengen Giftschlamm die Umgebung eines Deponiebeckens in Westungarn überschwemmt haben.
Wie so oft in solchen Fällen will natürlich auch diesmal keiner schuld gewesen sein. Die Verantwortung wird hin- und hergeschoben, und es ist zu befürchten, dass am Ende das ganze wieder zu einer Farce wird, obwohl bereits jetzt sieben Todesopfer zu beklagen sind und ihre Zahl aller Voraussicht nach leider weiter steigen wird.

Das ganze Ausmaß der Tragödie ist noch gar nicht abzuschätzen, was an den unterschiedlichen Messergebnissen und abweichenden Aussagen sehr gut sichtbar ist. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest die Donau von den größten Schäden verschont bleibt, so wie es jetzt aussieht, nachdem ja schon im Fluss Marcal der gesamte Fischbestand ausgestorben ist. Von den umliegenden Ortschaften gar nicht erst zu sprechen, die wohl vollkommen verseucht und unbewohnt geworden sind.

Es ist vielleicht nicht ganz abwegig, von einer ähnlichen, aber hoffentlich etwas kleineren Katastrophe zu sprechen, wie sie sich im Frühjahr im Golf von Mexiko in Form einer Ölpest ereignet hat. Und da menschliches Versagen leider auch in Zukunft genauso wenig vermieden werden kann, wie technische oder Konstruktionsfehler, werden sich wohl auch in den nächsten Jahren solche Tragödien auf der Erde ereignen.

Es bleibt zu hoffen, dass der Mensch zumindest auf ähnlichen Fachgebieten, wie die beiden Erwähnten, etwas umsichtiger und vorsichtiger verfahren wird, um die Chancen solcher Ereignisse zu minimieren.

2010/10/03

Ein Blick aus dem Fenster

Ich bin ja kein großer Anhänger diverser Kettenbriefe, „Stöckchen“ und sonstiger Aktionen im Internet. Diesmal möchte ich aber doch eine Ausnahme machen. Die Aktion, die unsere liebe Blogger-Kollegin Nila aus dem benachbarten Österreich ins Leben gerufen hat, klingt nämlich sehr interessant und soll ihren Plänen zufolge auch das Multi-Kulturelle der deutschsprachigen Blogger-Szene widerspiegeln.
 
Ihr Aufruf war, aus einem der Fenster unserer Wohnung hinauszuschauen und ein Foto zu schießen, sodass auf dem Foto genau das abgebildet ist, was man aus dem entsprechenden Fenster sieht.
Von unseren beiden Häuserfronten habe ich mich natürlich für diejenige Seite entschieden, die uns viel besser gefällt und viel schöner ist. Eine Front schaut nämlich auf ein anderes Haus, davor befindet sich eine verkehrsberuhigte Seitenstraße. Das heißt, diese Seite ist zwar ebenfalls ziemlich still und angenehm, gibt aber für ein Foto nicht viel her. Diese Seite sehen wir, wenn wir aus einem der Zimmer und aus der Küche hinausschauen. Ganz anders verhält es sich da mit der anderen Front, wo sich unser Wohnzimmer und das Schlafzimmer befinden. Hier ragen zwar auch einige Häuser in die Höhe, aber doch etwas weiter entfernt. Vor unserem Haus befindet sich nämlich eine große Grünfläche mit zahlreichen Bäumen, Sträuchern und einem kleinen Pfad, der durch das Grün führt. Ich muss wohl nicht lange ausführen, wie angenehm still es auch auf dieser Seite ist. Fast so, wie in einem Wald, wo man nur die Vögel zwitschern hört – und manchmal ein-zwei Hunde, die bellen.
 
Zudem haben wir das Glück, dass wir auf dieser Seite einen kleinen Balkon haben, auf dem zwei Personen Platz finden und entspannen können. Alles in allem also ein Ausblick und ein Gefühl, das man sehr schnell lieb gewinnt, und das in dieser Form in einer Wohnsiedlung in einer Großstadt wie Budapest nur selten vorkommt, glaube ich.
Und wer auch auf den Ausblick im Winter gespannt ist, den verweise ich an dieser Stelle auf einen früheren Beitrag von mir, den ich vor fast genau zwei Jahren hier veröffentlicht hatte. Wenn man die beiden Bilder vergleicht, dann sieht man auch schön, dass die Bäume vor unserem Haus in dieser Zeit doch um einiges gewachsen sind. Noch ein paar Jährchen, und sie werden die Wohnhäuser im Hintergrund vollständig verdecken. Dann können wir uns tatsächlich wie in einem kleinen Wald fühlen, denke ich.