2010/11/30

Schein und Sein

Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich ja an dieser Stelle über einen Bekannten und sein Verhältnis zu einem sozialen Netzwerk geschrieben. In den vergangenen Tagen habe ich nun wieder eine interessante Erfahrung mit dieser noch ziemlich neuen technischen Möglichkeit und dem Exhibitionismus einer Bekannten machen können.

Besagte Dame hat vor einigen Wochen ihren Job gekündigt und hat – wahrscheinlich wegen der ihr nun zur Verfügung stehenden freien Zeit – angefangen, häufiger ein soziales Netzwerk zu nutzen. Vor ein-zwei Tagen hat sie dann überraschender Weise einige Fotos von sich veröffentlicht, auf denen sie stark geschminkt ist, Perücken und komische Kleidung trägt. So kannte ich sie persönlich überhaupt nicht! Es war, als wären die Bilder bei einer Faschingsveranstaltung entstanden, was aber nicht allzu wahrscheinlich ist. Eines der Bilder hat sie dann sogar als Profilbild eingestellt.
Viel konnte ich mit den besagten Fotos nicht anfangen, zumal sie keine Kommentare unter die Bilder geschrieben hat und wir auch nicht so eng befreundet sind, dass ich sie womöglich darauf angesprochen hätte. Aber schon kurze Zeit später wurde das eingestellte Profilbild wieder geändert, und die makabren Fotos sind jetzt nur mehr in einem Album auf ihrer Profilseite zu finden. Ich möchte wetten, dass es nicht lange dauern wird, bis sie auch aus diesem gelöscht werden und in der Versenkung verschwinden. Warum? Nun, wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass die Dame eine neue Anstellung gefunden hat. Wovon ich im Übrigen natürlich auch dank des sozialen Netzwerks erfahren habe...

Entweder man steht zu dem, was man mit sich macht, wo und wie man sich fotografieren lässt, oder man denkt zuerst nach, bevor man etwas im Netz für viele sichtbar veröffentlicht. Das oben geschilderte Verhalten lässt aber darauf schließen, dass für besagte Dame keine dieser Aussagen zutrifft. Wobei das ganze, was ich hier geschildert habe, natürlich nicht gegen sie persönlich gerichtet ist; ich möchte vielmehr auf die Verhaltensweise hinweisen und solch ein Vorgehen kritisieren.

2010/11/28

Willst Du bis der... ?

Seit einigen Tagen ist klar: am 29. April nächsten Jahres feiern die Briten eine Hochzeit, auf die sie seit Jahren warten. Prinz William und seine Verlobte Kate Middleton geben sich im Westminster Abbey das Ja-Wort, und alle Briten bekommen sogar frei, um das Spektakel live oder vor dem Fernseher verfolgen zu können.
Und schon seit der Ankündigung läuft natürlich die Marketing-Maschinerie rund um die Trauung auf Hochtouren. Allerlei Accessoires, Souvenirs und Dekorationen werden mit dem Konterfei von William und Kate bedruckt und auf den Markt geworfen. T-Shirts, Teller, Tassen und so weiter. Die Geschäftsleute möchten natürlich an diesem Großereignis kräftig mitverdienen. Ist klar.
Die nächsten, die das ebenfalls tun möchten, werden wohl die Paparazzi sein. Spätestens ab jetzt werden die beiden jungen Menschen auf Schritt und Tritt verfolgt werden. Ein verschwommenes, aus der Ferne geknipstes Foto der beiden wird genauso für Tausende Pfund an allerlei Medien aus der ganzen Welt verkauft werden, wie eine in irgendeinem Restaurant zurückgelassene, benutzte Serviette. Wobei Letztere früher oder später natürlich auch bei einem großen Internet-Auktionshaus auftauchen könnte...
Man muss die beiden sicherlich nicht bemitleiden, aber zu beneiden sind sie meines Erachtens auch nicht. Wollen wir hoffen, dass dieses ganze Ereignis für sie glimpflich abläuft und sie neben diesen vielen Äußerlichkeiten auch die wahren Werte und den wahren Sinn dahinter verstehen und auch genießen können. Und wollen wir hoffen, dass Kate, die schon jetzt von vielen Schreiberlingen zur neuen Diana auserkoren wurde, das harte Schicksal der „Prinzessin der Herzen“ erspart bleiben wird.

2010/11/20

Keine Kinderstube

Manche Menschen haben wirklich eine Schraube locker, glaube ich. Heute beim Wochenendeinkauf ist uns wieder so einer über den Weg gelaufen. Wir standen am Brotregal und die Dame des Hauses suchte uns gerade einen Laib Brot aus. Wie immer, größtenteils mit den Augen, aber wenn es notwendig ist, mit einem Plastiksack über der Hand, um sich zu vergewissern, ob der ausgesuchte Laib auch frisch und weich genug ist.
Daneben stand ein Typ, der leider anscheinend viel weniger Grips hatte. Er nahm nach und nach die Brote in die Hand und drückte sie, ob sie denn auch weich genug sind. Natürlich ohne Plastiksack. Und wie gesagt: er machte den Test nicht nur vielleicht mit einem Finger, sondern nahm die Brote in seine Hand und drückte sie.
Also ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber für mich ist das nicht nur sagenhaft dumm, sondern geradezu eine bodenlose Frechheit. Beim dritten Brot in Folge sind wir dann weitergegangen, um uns den weiteren Anblick des Typen und seiner Vorgehensweise zu ersparen. Ich weiß, wir hätten ihn vielleicht – mehr oder weniger höflich – auf sein Verhalten hinweisen können und sollen, aber: Einerseits sah er nicht gerade sympathisch und liebenswürdig aus. Andererseits stand eine zeitlang auch eine Angestellte daneben, die Brot auf das Regal lud, das Ganze mit Sicherheit gesehen haben muss und dann auch einfach weggegangen ist. Ich denke, es wäre viel eher ihre Aufgabe gewesen, etwas zu unternehmen.
So aber müssen wir davon ausgehen, dass der Typ leider auch beim nächsten Mal alles genauso machen wird, bis jemand den Mut aufbringt, ihn zurechtzuweisen. Manche Menschen hatten halt einfach keine Kinderstube, so sieht’s aus.

2010/11/07

Für M.

Willkommen bei uns, kleiner M., wir haben schon sehr auf Dich gewartet! Nein, nicht nur Deine Eltern und Großeltern, auch wir, Onkel und Tante. Nun bist Du da, und es wartet viel Schönes und Spannendes auf Dich.
 
Es gibt viel zu entdecken hier bei uns, alles wird erst einmal neu für Dich sein, alles interessant, komisch, manchmal sogar lustig. Was uns, Erwachsenen, gar nicht mehr auffällt oder vollkommen uninteressant erscheint, wirst du minutenlang fixieren und staunend bewundern, um zu begreifen, wie es aussieht, funktioniert, was es überhaupt ist. Vieles wirst Du erst nach und nach verstehen und manches wohl nie, so wie auch wir vieles nicht verstehen und nicht begreifen können.
Neben Deinen Eltern und Deiner Schwester P. begrüßen Dich viele Verwandte, Bekannte und Freunde hier bei uns. Du kannst Dir sicher sein, dass wir alles dafür tun werden, um auf Dich acht zu geben und Dich zu beschützen, solange Du groß genug bist, um auf Dich selber aufzupassen. Aber auch danach werden wir für Dich da sein, Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen, wann immer Du Dich an uns wenden möchtest.

Viele sagen, dass es hier bei uns auf der Erde unschön und unbehaglich ist. Sie beklagen sich über alles und jeden, nörgeln herum und sehen immer nur die Probleme, von denen sie Tag für Tag umgeben sind. Du aber solltest nicht ihnen glauben, sondern denjenigen, die der Meinung sind, dass das Leben schön und lebenswert ist. Täglich gibt es hier nämlich Neues zu entdecken, täglich kann man sich über dies und jenes wundern und staunen. Tag für Tag gibt es Neues zu lernen, und hin und wieder begegnet man Menschen, die einen faszinieren und prägen.
Natürlich, Herausforderungen und Probleme werden Dich genauso Dein ganzes Leben lang begleiten, wie sie uns alle begleiten. Deine Aufgabe wird es sein, diese so gut es geht zu meistern. Zuerst sie zu verstehen, dann sie zu bestehen und zu lösen. Manchmal wird es besser, manchmal überhaupt nicht klappen, aber merke Dir: Aufgeben gilt nicht!
 
Willkommen bei uns, kleiner M., wir haben schon sehr auf Dich gewartet! „Sei treu, sei tapfer, sei standhaft. Alles andere ist Finsternis.“

2010/11/01

Action-Feuerwerk

Manchmal, aber nur manchmal habe ich ein kleines bisschen Action gern. So (fast) ganz ohne Hirn, nur gutes altes Shoot and Run auf dem PC, oder – wie es gestern der Fall war – auf der Kinoleinwand. Und wenn Stars, wie Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Mickey Rourke, Jason Statham und Jet Li mit dabei sind, macht das ganze natürlich doppelt Spaß.
Die Handlung und Botschaft des Films The Expendables sind natürlich nicht allzu überzeugend, aber wenn man sich einen mit Action-Szenen voll gepackten Film ansieht, ist das mehr als verzeihlich. Zumal man sich ein solches Werk mit ganz anderen Erwartungen ansieht.
All die auftretenden großen Stars sind inzwischen bereits ein wenig in die Jahre gekommen, in ihren Rollen als Söldner sind sie aber nichtsdestotrotz überzeugend. Besonders gut gefallen hat mir, dass der Film auch entsprechend ironisch und sogar dem Humor nicht abgeneigt ist, was bei einem derart hohen Durchschnittsalter der Protagonisten keineswegs ein schlechter Zug von Regisseur und Drehbuchautor Stallone ist.
Obwohl in dem Streifen – ebenfalls in einer humorvollen Szene – auch meine Heimatstadt Budapest erwähnt wird, ist die beste Szene des Films der gemeinsame Auftritt von Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis. Das ganze dauert zwar nur wenige Minuten, aber ich denke, es ist ein Moment der Kinogeschichte schreibt. Einerseits wegen dem gemeinsamen Auftreten dieser drei Urgesteine, andererseits wegen des witzigen Dialogs und der feinen Anspielungen.
Alles in allem also ein sehenswerter Film, bei dem keiner zu kurz kommen wird, der ein Action-Feuerwerk im Stil der achtziger Jahre erwartet. Wer dagegen große schauspielerische Leistungen und eine zum Nachdenken anregende Handlung sehen will, dem seien an dieser Stelle andere Filme empfohlen.