2008/07/01

Lisey's Story

Ich habe gerade einen der neuesten Romane meines Lieblingsschriftstellers Stephen King beendet, der vor Kurzem in Ungarisch erschienen ist und im Original den Titel Lisey's Story trägt. (Der meiner Meinung nach ziemlich abgedroschen klingende Titel der deutschen Ausgabe lautet im Übrigen Love.)
Der in der Öffentlichkeit als Horror-Schriftsteller abgestempelte King hat mich mit diesem Werk wieder einmal überrascht. Zwar finden sich im Buch zweifelsohne auch Horror-Elemente, aber King, der inzwischen 61 Jahre alt ist, versteht es, immer wieder Werke zu veröffentlichen, die viel mehr sind, als sinnloses Gemetzel. So auch in diesem Wälzer, der teils in unserer Welt, teils jedoch an einem fiktiven Ort spielt, und schon alleine deshalb nur schwer einer Gattung zuzuordnen ist. Eines ist jedoch sicher: die Fantasy-Elemente überwiegen gegenüber den Horror-Elementen.
Der Roman ist die Geschichte von Lisey Landon, der Ehefrau des Schriftstellers Scott Landon, der vor zwei Jahren verstorben ist. Lisey versucht nun einen Überblick über sein Oeuvre zu gewinnen und sich um den literarischen Nachlass zu kümmern. Gleichzeitig ist es aber auch die Lebensgeschichte von Scott, und folglich auch die Geschichte der Liebe und der Ehe der beiden. Stück für Stück erfahren wir, was dem später so berühmten fiktiven Schriftsteller in seiner Kindheit widerfahren ist, was es mit seinem Tod und der anderen Welt auf sich hat, in der er hin und wieder zu Besuch war.
All das wird von King mit einer Sprachgewalt und mit sprachlichen Feinheiten beschrieben, die ich in dieser Form bei ihm noch nie gelesen habe. Nicht umsonst wurde er für das Werk auch von den meisten, sonst so unbarmherzigen Kritikern mit Lob überschüttet. Es ist zwar fraglich, ob er es je schaffen wird, sich aus der Schublade des Horror-Schriftstellers zu befreien, bzw. die von ihm so verabscheute Kluft zwischen dem "Kanon der Literatur" und der Bestseller-Literatur zu überbrücken, aber Romane wie Lisey's Story tragen sicherlich dazu bei.

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