2011/01/14

Unter der Kuppel

Lange ist es her, dass ich über ein frisches Leseerlebnis berichtet habe. Das hängt einerseits mit den vielen Aufgaben im wahren Leben zusammen, andererseits mit der Tatsache, dass das vor einigen Tagen beendete Buch ein wahrer Wälzer war.
1074 Seiten lang ist der neueste, aber schon 2009 erschienene Roman von Stephen King im amerikanischen Hardcover-Original. Kein Buch, das man so mir nichts, dir nichts, von heute auf morgen beenden könnte. Auch, weil der Autor in Under the Dome (dt. Die Arena) eine Vielzahl von Charakteren aufmarschieren lässt, bei denen man – vor allem zu Beginn – häufig nachblättern muss, um wen es sich denn handelt, wenn man alles verstehen möchte.

Die Story ist schnell erzählt – trotz des Riesenumfangs: Eines Tages senkt sich in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Chester’s Mill eine unsichtbare Kuppel über die Gemeinde, die die etwa 3 000 Einwohner von der Außenwelt abschneidet. Ein bisschen Luft kann durch, genauso, wie das Wasser der Flüsse und Bäche, aber sonst sind die Menschen auf sich alleine gestellt.
Abgesehen von dieser übernatürlichen Ausgangssituation lässt der Roman im Grunde jegliche Mystery- und Horror-Elemente vermissen, mit denen King ja im Allgemeinen – meist clichehaft – in Verbindung gebracht wird. Insbesondere für das Spätwerk, aber auch früher schon, sind diese oft gar nicht, oder nur vereinzelt in den Büchern vorzufinden.

Dieses Werk handelt nämlich von viel alltäglicheren Sachen: dem Leben der Menschen und ihrem Umgang miteinander, Kriminalität, den Machenschaften der Politiker und dem Kampf, aus der neuartigen Gefangenschaft auszubrechen.
Darüber hinaus wird mit Voranschreiten des Romans auch eine höhere Ebene ersichtlich, die sich mit den ökologischen Problemen unserer Welt und dem Status quo, bzw. der Zukunft der Menschheit beschäftigt. Sehr positiv ist dabei anzumerken, dass der Autor uns hier nicht alles vorgekaut auf dem Teller serviert, sondern den Leser zum Nachdenken und Philosophieren anregt.
All dies führt natürlich auch dazu, dass der Roman stellenweise etwas langatmig ist und man sich wünscht, den Ausgang der Szene oder der Gesamtsituation endlich zu erfahren, aber das sind regelmäßige King-Leser ja von manchen Werken gewohnt. Am Ende ist man dann aber wieder für das ausgiebige Leseerlebnis dankbar und wäre froh, wenn es länger gedauert hätte.

Eine weitere, für die Romane der letzten Zeit charakteristische Entwicklung ist meiner Ansicht nach, dass King in seinen Werken Fragen aufwirft, die er nicht beantwortet, bzw. Situationen schafft, die er nicht auflöst. Auch hier stellt man sich als Leser während und am Ende des Werkes zahlreiche Fragen, auf die man sich eine Antwort erhoffen würde, aber dazu kommt es auch ganz zum Schluss nicht. Wie King oft in Interviews sagt oder schreibt, geht es ihm um die Geschichte an sich, um die Ereignisse, und nicht (nur) um das Ende, um den Ausgang. Wenn dabei ein so spannender und aussagekräftiger Roman herauskommt, wie im Falle von Under the Dome, kann ich als Leser gut damit leben.

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