2014/03/18

Stellmichein

Von Berufs wegen habe ich heute ziemlich viele Lebensläufe durchsehen müssen. Durchschnittsmenschen, die sich für eine Weiterbildung bewerben, an sich nichts Besonderes. Aber das Niveau der meisten Bewerbungen hat mich doch ein wenig umgehauen, muss ich sagen. Das Warum lässt sich grob in vier Punkten zusammenfassen:

Erstens sollte man in der heutigen digitalen Zeit nun wirklich ein mehr oder weniger angemessenes Foto für den Lebenslauf hinbekommen. Das heißt, keine aus der Ferne aufgenommenen Bilder, wo nichts zu erkennen ist, keine verschwommenen Fotos, die mit dem Handy oder der Webcam gemacht wurden, und auch nicht Bilder, die den Betroffenen bei diversen Freizeitaktivitäten zeigen, sondern echte Porträts.
Ebenfalls zu erwarten wäre im digitalen Zeitalter die Registrierung einer halbwegs normalen E-Mail-Adresse, die keine als Pointe gedachten Anspielungen, komische Abkürzungen oder peinliche Spitznamen enthält.
Drittens wäre da der Inhalt des Lebenslaufs: Auch wenn man nicht sonderlich viel Berufserfahrung aufweisen kann – wir alle haben einmal klein angefangen und irgendwo mit der Arbeit begonnen –, sollte man sich unnötige Inhalte sparen. So wäre es mir zum Beispiel nie eingefallen, in meinen Lebenslauf jemals hineinzuschreiben, dass ich während der Uni auch mal als Prospektverteiler gejobbt habe. Aber genau das habe ich heute in einem Lebenslauf gefunden.
Schließlich dürfte von den Kandidaten auch zu erwarten sein, dass die gröbsten Rechtschreib- und Grammatikfehler vor dem Einreichen ausgemerzt werden. Wenn man in seiner Muttersprache in der Schule fast durchgefallen ist, weil man nicht Recht schreipen rechtschreiben kann, sollte man zumindest den Vater, Bruder, Onkel oder besten Freund bitten, das fertige Dokument durchzulesen, damit man einen besseren Eindruck macht.

All das habe ich heute erfahren müssen, und zwar quer durch alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Da waren junge Menschen genauso dabei, wie alte, und Universitätsabsolventen genauso, wie Facharbeiter. Da kann man wirklich nur den Kopf schütteln.

2 Kommentare:

  1. Yupp, kenne ich alles nur zu gut. Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich aus dem Lachen nicht mehr heraus kommen. Lustige "Selfies", Bilder vor dem Spiegel stehend, oder vor einer geblümten Tapete - alles schon gesehen. Oder auch die guten alten Foto Fix Bilder zierten schon einige Lebensläufe.

    Ich sitze Ewigkeiten vor meiner Bewerbung, pfeile hier und dort, passend auf die Stellenausschreibung. Aber dann kommen so Kandidaten die eine Bewerbung für alle nehmen... omg.

    Du bist nicht allein, ich schüttel den Kopf mit Dir!
    LG, Consuela

    AntwortenLöschen
  2. Danke für die Bestätigung, Consuela! Das scheint also ein länder- und kulturübergreifendes Phänomen zu sein. Komisch.

    AntwortenLöschen