2008/09/14

Death, won't you let me stay?

Zwar stehe ich noch immer unter der Wirkung des neuen Metallica-Albums Death Magnetic, aber da sich dies meinem Gefühl nach noch geraume Zeit nicht ändern wird, habe ich mich entschlossen, in diesem euphorischen Zustand über den Nachfolger von St. Anger zu berichten, auf den die Fans fünf lange Jahre warten mussten.
Kurz gesagt: Die Altmeister sind zurück, und zwar so laut, so schnell und so energiegeladen, als wären sie nie weggewesen. Mit diesem, dem insgesamt neunten Studioalbum, haben Metallica nicht nur ihre Fast-Auflösung aus der Zeit vor St. Anger hinter sich gelassen, sondern auch das "Wutalbum" aus dem Jahre 2003, das die Fast-Auflösung musikalisch aufarbeiten sollte.
Nach dem ersten Anhören der neuen Platte merkt man schon, was einem beim Vorgänger abging, auch wenn man es als echter Fan lange nicht wirklich wahrhaben wollte: Es fehlten die Gitarrensoli, es fehlte ein Schlagzeug, das in jedem Song eine solide Grundlage bietet und nicht hohl wie das Spielen auf Tonnen klingt. Wenn schon 8-10-Minuten-Lieder, fehlten oftmals die teils genialen Verbindungselemente zwischen den Stücken, die Wechsel, die einen das Lied weiter genießen und nicht als zusammengeschustertes Werk erscheinen lassen.
All das, was ich vermisst habe, finde ich nun bei Death Magnetic wieder. Die Lieder sind zwar nicht kürzer geworden und hier und da habe ich noch immer das Gefühl, weniger wäre mehr gewesen, aber wen interessiert das ehrlich gesagt bei dem frenetischen Tempo, das die vier Jungs vorlegen und durchziehen?! Das Schlagzeug von Lars Ulrich klingt endlich wieder nach Schlagzeug, Kirk Hammett spielt wieder atemberaubende Soli, Robert Trujillo legt mit seiner ersten Metallica-Platte als Bassist gleich ein Meisterwerk hin und James Hetfield ist wieder der Alte. Auf der Rhythmusgitarre und hinter dem Mikro genauso, wie textlich.
Denn das neue Album ist nicht nur musikalisch, sondern auch textlich gesehen schwere Kost, wie das der Titel bereits vermuten lässt: Passagen, wie "I blind my eyes, I hardly feel it passing me by / I open just in time to say goodbye", "Breaking your teeth on the hard life coming / Show your scars" oder "Suicide! I’ve already died / It’s just the funeral I’ve been waiting for" lassen vermuten, dass James -- wie schon auf dem Vorgänger-Album -- erneut seine Traumata und seine hinter sich gelassenen Alkohol- und Drogenprobleme verarbeitet, und das ist keineswegs ein Zuckerschlecken.
Nur zweimal lassen es die vier Musiker etwas gemütlicher angehen: Mit The Day That Never Comes ist eine Ballade im Stil der Klassiker One und Fade to Black vertreten, die zwar gemächlich anfängt, aber in einem wahren musikalischen Feuerwerk endet. Und da wäre dann noch der dritte Teil der Unforgiven-Reihe, bei dem mir vorab ein wenig angst und bange wurde, da ich befürchtet hatte, das ganze könnte zu einer Farce werden. Weit gefehlt, zum Glück: Das Lied ist den ersten beiden Teilen ebenbürtig.
Zehn Songs -- darunter ein Instrumental-Stück -- lassen das Herz eines jeden Metal-Fans höher schlagen. Auch das derjenigen, die sich schon nach dem kommerziell erfolgreichsten Album Metallica (1991) von dem Quartett abgewandt hatten. Death Magnetic ist in meinen Augen nämlich eine Rückkehr zu den Trash-Wurzeln der ersten vier Alben, ohne jedoch dabei die seither beschrittene Entwicklung zu leugnen. Hut ab!

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