2009/08/17

The Gentle Art of Making Friends

Gestern hieß es wieder einmal ab zum Sziget Festival in Budapest, wo eine legendäre Gruppe auftrat, die sich vor kurzem nach elf getrennten Jahren wieder vereint hatte: Faith No More. Davor gaben sich auch die Jungs von The Offspring die Ehre, brachten alle ihre größten, aus dem Musikfernsehen bekannten Hits mit, da ich sie aber nicht sonderlich mag, war ihr Auftritt auch nichts wirklich Besonderes für mich, vor allem angesichts dessen, was danach folgte.

Es folgte nämlich eine Show der Superlative von FNM. Mit einem einfachen, aus einem roten Vorhang bestehenden Bühnenbild und einigen Scheinwerfern schufen sie eine ganz simple Atmosphäre, sodass sich alle auf die Musik und die – zumindest anfangs noch – in Anzüge gekleideten Bandmitglieder konzentrieren konnten. Vor allen Dingen natürlich auf Sänger Mike Patton, von dem ich nicht gedacht hätte, dass er ein derart verrücktes Genie ist. Bei ihm scheinen Genie und Wahnsinn tatsächlich Hand in Hand zu gehen.

Während er in einem Lied einen zurückhaltenden Sänger mimt, erwacht nur wenige Minuten später das Tier in ihm und er schreit den staunenden Menschen im Publikum den Kopf herunter, teilweise sogar mit einem Megafon.
Oder nehmen wir die Vorstellung während dem Lied Midlife Crisis als Beispiel, als die Band vor dem letzten Refrain nicht nur – wie auf dem Album – kurz aussetzt und weiterspielt, sondern mehrere Minuten lang das Publikum auf die Folter spannt. Allen voran natürlich wieder Patton, der sein Haar nach hinten streicht, einen teils gelangweilten, teils zufriedenen Gesichtsausdruck aufsetzt, oder ganz einfach nur verschmitzt lächelt. Alles nur Show natürlich.
Und dann der ultimative Ausdruck des Wahnsinns, als er auf der Bühne als Improvisation zwischendurch den schmutzigen Schnürsenkel eines ihm zugeworfenen Turnschuhs in seinen Mund hineinstopft, so tut, als er würde er ihn hinunterschlucken, professionell weitersingt und ihn dann wieder theatralisch ausspuckt. Übrigens von jemandem auf der Bühne aufgenommen und somit hier auch zu bewundern.

Aber all das wäre natürlich nichts Besonderes, wenn die musikalische Leistung auf der Bühne nicht stimmen würde. Dem war aber zum Glück nicht so, ganz im Gegenteil. Die Fans kamen mit den größten Hits der achtziger und neunziger Jahre mehr als auf ihre Kosten: From Out of Nowhere, Last Cup of Sorrow, Easy, Epic, The Gentle Art of Making Enemies. Und als krönender Abschluss, als nach fast anderthalb Stunden niemand mehr Kraft hat, noch das furiose Lied Digging the Grave.
Hut ab, meine Herren, das war für mich persönliche Musikgeschichte, und ich bin stolz, dass ich bei diesem Auftritt dabei sein konnte!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen