2009/11/09

Twittern oder Pfeiferauchen?

Dass sich die Technik und damit unsere Welt rasant verändert und entwickelt, ist in vielen Situationen eindeutig, aber auch immer wieder erstaunlich. Zumindest für mich. Noch vor ein paar Monaten haben zum Beispiel nur Insider etwas vom Internetdienst Twitter gehört, und heutzutage sieht man fast überall einen Link auf diese Seite, wo man kurze Statusmeldungen, Gefühlsregungen, augenblickliche Gedanken und diverse Links veröffentlichen kann.

Jeder spricht heute in der virtuellen Welt von Twitter, aber auch von Facebook, wo neben der Möglichkeit der Verwaltung von Freundschaften und Bekanntschaften ähnliche Leistungen angeboten werden.
Und es scheint zumindest so, als würde niemand mehr über Blogs sprechen oder schreiben. Entweder, weil sie nicht mehr „in“ sind, von diesen neueren Entwicklungen überholt wurden und uns vielleicht schon bald das von vielen prophezeite „Blogsterben“ droht. Oder aber, weil sie nunmehr – nach wenigen Jahren – zu etwas völlig Natürlichem geworden sind und fest zu unserem (täglichen) Leben dazugehören. Diverse Informationen bietende Blogs genauso, wie Firmenblogs, oder eben private Blogs unserer Freunde oder virtuellen Bekanntschaften.

Welche der obigen Aussagen nun richtig ist, wird sicherlich erst mit dem Voranschreiten der Zeit zu beantworten sein, aber ich für meinen Teil wehre mich vorerst noch gegen den Online-Dienst Twitter. Um einen ganz profanen Vergleich heranzuziehen: Ich sehe das Verhältnis zwischen Blogs und Twitter so ähnlich, wie das zwischen Pfeiferauchen und Zigarettenrauchen. Obwohl ich Nichtraucher bin.

Würde ich jedoch damit anfangen, dann würde ich mich sicherlich für die Pfeife entscheiden. Für die Pfeife, für die man sich Zeit nehmen muss, wo das Rauchen – obwohl weiterhin eine schlechte Angewohnheit – an Format gewinnt und fast schon vornehm wirkt.
In unserer schnelllebigen, stressigen Welt brauche ich mit Twitter vorerst nicht noch einen Faktor, der mein Leben weiter beschleunigt. Viel eher einen Ruhepol, wo ich ganz gelassen philosophieren, meine Gedanken sortiert veröffentlichen, entsprechend lang ausführen kann. Und wo ich mir Gedanken mache, bevor ich etwas schreibe, denn beim besagten Mikroblogging-Dienst, wo ich natürlich schon aus Neugier öfter vorbeigeschaut habe, habe ich überhaupt nicht dieses Gefühl. Um noch einmal den vorigen Vergleich heranzuziehen: Pfeifenraucher überlegen es sich auch genau, wann sie sich eine Pfeife anstecken, nicht so, wie die meisten Zigarettenraucher.

Viele Nutzer sehen Twitter als ideale Ergänzung des Bloggens an und haben damit vielleicht sogar Recht. Und womöglich werden diejenigen richtig liegen, die der Meinung sind, dass Blogs genauso in der Versenkung verschwinden werden, wie andere technische Neuerungen der Vergangenheit. Ich dagegen hoffe, dass Blogs erhalten bleiben, genauso wie das Pfeiferauchen noch immer durchaus seine Legitimität hat. Auch, wenn man immer weniger Menschen sieht, die dieser Sucht frönen und die Zeit für dieses Ritual aufbringen wollen und können.

3 Kommentare:

  1. Also ich würde das Bloggen niemals wegen Twitter aufgeben, denn wie du sagst: Es hat auch was mit der Qualität des Schreibens zu tun!
    Twitter hab ich zwar jetzt auch, aber ich lasse eher meinen Blog darüber laufen (neuste Artikel) und nur ab und zu mal einen "kleinen" Gedanken, der jetzt nicht einen Artikel ergeben würde.
    Jedenfalls ist twitter kein Ersatz für mich und ich könnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, das es das jemals werden würde. :-)

    AntwortenLöschen
  2. Gratuliere zu dem Entschluss. ich weiß nicht warum alle plötzlich auf Twitter anspringen.
    140 zeichen sind mir zu wenig um mich mitzuteilen. Und jede Kleinigkeit muß ich nun auch nicht gerade in die Welt setzen. Das interessiert doch eh keinen.
    Genau das gleiche mit Facebook. Facebook habe ich mal ein zwei Wochen ausprobiert, und dann meinen Zugang wieder gelöscht. Genau wie Twitter, ein weiter (unnötiger) Zeitfresser.

    AntwortenLöschen
  3. @Patsy: Gut so. Das ist zwar einen Schritt weiter, als bei mir, aber noch immer noch besser, als ganz zu wechseln. Und du schreibst ja auch weiterhin regelmäßig im Blog.

    @Andi: Es ist ja die Rede davon, dass dieses Limit von 140 Zeichen in Zukunft aufgehoben wird. Wenn das so sein wird, werden noch einmal einige Tausend Blogger rübergehen, denke ich mal. Oder zumindest weniger in ihrem Blog schreiben.

    AntwortenLöschen