2010/07/25

Homo homini lupus

Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit, wenn ich seit gestern die Berichte über die Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg und die entsprechenden Fotos und Videos sehe. Insgesamt 19 Opfer forderte dieses Musikereignis bisher – 19 Opfer, allesamt zwischen 20 und 40 Jahre alt, also genau meine Generation. Das an sich ist schon Grund genug für das mulmige Gefühl, auch wenn ich kein Anhänger dieser Musikrichtung bin.
Aber unwillkürlich flimmern beim Anblick dieser Bilder die Erinnerungen vor meinen Augen, in denen ich mich in einer ähnlichen Situation befunden habe, oder wo dies hätte auch eintreten können. Unzählige Konzerte und einige Sportereignisse fallen mir da ein, teilweise wirklich am Rand einer Massenpanik, zuletzt zum Beispiel beim Metallica-Konzert in Budapest.

Natürlich waren das alles Ereignisse mit Besucherzahlen, die weit weg sind von den gestrigen, aber ich denke, dass in diesem Fall leider nicht die Zahl der Menschen ausschlaggebend ist, sondern vielmehr der ihnen zur Verfügung stehende Platz, ihr Verhalten und eben die Auswirkung der Menschenmasse auf die Gedanken und Taten jedes Einzelnen. In solchen Fällen kann man, glaube ich, als Beteiligter nicht viel machen, schließlich kann man sich ja noch nicht einmal so bewegen, wie man möchte, man wird vom Menschenstrom förmlich mitgerissen.

Immer, wenn ich solche Bilder sehe und von solch traurigen Ereignissen höre, dann muss ich notgedrungen an zwei Sachen denken, die meiner Meinung nach irgendwo miteinander zusammenhängen: Einerseits daran, wie stark doch der Überlebensinstinkt und der Egoismus in uns Menschen – oder zumindest in den meisten von uns – verwurzelt sind. Man hört ja immer wieder, so auch jetzt, dass Menschen in solchen Situationen nur mit sich selbst beschäftigt sind und ihr eigenes Leben retten wollen. Ob dabei einer, den man nicht kennt, auf der Strecke bleibt, spielt anscheinend leider überhaupt keine Rolle. Zumindest in dem Augenblick nicht.
Zum anderen erinnern mich solche Szenarien immer wieder an die Idee der natürlichen Selektion. Daran, dass nur die Starken, nur diejenigen überleben, die auf ihrem Weg nicht hinfallen. Das klingt sehr hart und morbide, könnte aber tatsächlich wahr sein. Auch, wenn beim nächsten Mal einer von uns derjenige sein könnte, der zu Boden sinkt und links liegen gelassen wird...

Solche Gedanken schießen mir seit gestern Abend durch den Kopf, auch wenn natürlich bei mir ebenfalls die Fassungslosigkeit und die Trauer über diese Katastrophe überwiegen. Und die wohl leider ziemlich unbegründete Hoffnung, dass dies die letzte Tragödie dieser Art gewesen ist.

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