2010/03/06

Bis zum bitteren Ende

Eines meiner Lieblingsbücher ist Herr der Fliegen von William Golding. Der Roman, den ich in diesen Tagen beendet habe – ein Weihnachtsgeschenk vom Dezember des letzten Jahres – wird von Literaturkritikern auch Herr der Fliegen des 21. Jahrhunderts genannt. Er trägt den Titel Battle Royale und stammt aus der Feder des japanischen Schriftstellers Koshun Takami.
Solch eine Parallele ist nicht immer sehr glücklich – weder für den Autor, noch für den Leser. Man könnte befürchten, dass das Werk eventuell einfach das große Original kopiert, nachahmt. Dem ist aber in diesem Fall zum Glück nicht so. Auch die Parallele mit dem Roman Todesmarsch von Stephen King ist durchaus berechtigt, aber auch in diesem Fall handelt es sich nur um einige gemeinsame Elemente in der Handlung.

Der 1999 erschienene Roman spielt in einem alternativen Japan der Zukunft. Hier wird jedes Jahr eine bestimmte Schulklasse einer bestimmten Schule ausgewählt, um am Battle Royale auf einer vorher evakurierten Insel teilzunehmen. Jeder Schüler erhält eine Tasche mit Lebensmitteln, eine Karte der Insel und eine zufällig ausgewählte Waffe. Das Ziel des makabren Spiels – das eigentlich todernst ist – ist einfach: Es kann nur einen geben. Die Schüler müssen sich also gegenseitig töten, wenn sie überleben wollen.
Dabei gibt es stets wechselnde Bereiche auf der Insel, wo sie sich nicht aufhalten dürfen, um sich nicht bis zum Schluss verstecken zu können. Verstoßen sie gegen diese Regel, so explodiert ein ihnen umgelegtes Halsband. In regelmäßigen Zeitabständen werden sie über die Opfer und diese gefährlichen Bereiche informiert. Zudem muss alle paar Tage jemand von den Schülern umgebracht werden, damit nicht alle von der Regierung getötet werden.

Diese oben beschriebenen Regeln fassen das dystopische – also anti-utopistische – Szenario gut und knapp zusammen. Was danach folgt, ist ein Wettlauf mit dem Tod und äußerst spannend zu lesen. Nach und nach lernen wir die Teilnehmer kennen – manchen bleiben im wahrsten Sinne des Wortes nur Minuten im Spiel –, erfahren ihr Schicksal und wer ihre Freunde und Feinde sind. Zudem bietet die Situation dem Autor auch die Möglichkeit, die verschiedenen Gedanken der Schüler und das Dilemma aufzuzeichnen, das sich in den Köpfen der meisten von ihnen abspielt.
Die sich stufenweise aufbauende Spannung erreicht dann gegen Ende des Buches den Höhepunkt. Zum Glück hat der Autor ein Ende gewählt, das mir gut gefallen hat und den Roman nicht ruiniert. Deshalb kann ich das Werk all jenen getrost empfehlen, die neben einer actionreichen Handlung auch Psychothriller-Elemente bevorzugen und vor den zahlreichen blutigen Szenen im Buch nicht zurückschrecken. Ein bisschen verwirrend fand ich nur die vielen japanischen Namen, die sich einander teilweise sogar ähneln und für das europäische Auge somit ein bisschen problematischer sind.

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