2011/11/03

Lulu

Schon bei der Ankündigung war zu erwarten, dass die musikalische Kollaboration zwischen Metallica und Lou Reed alles andere als durchschnittlich und gewöhnlich werden würde. Leider muss ich mich aber diesmal der Schar von Kritikern anschließen, die vom Konzeptalbum mit dem Titel Lulu nicht wirklich begeistert sind und viel mehr erwartet hätten.

Am schwierigsten ist es wohl, sich mit dem Sprechgesang des 69-jährigen Altrockers auf dieser Platte anzufreunden. Ich kenne sein Oevre im Übrigen nicht, weiß nicht, wie er ansonsten singt und musiziert, kann also auch kein Urteil über ihn fällen. Streckenweise hatte ich hier aber den Eindruck, ich hätte auch am Mikrofon stehen können und den Job mindestens genauso gut hinbekommen – ohne, dass ich hier überheblich wirken möchte. Das ist umso ärgerlicher, als dass die Stimme von James Hetfield zweifelsohne zu den besten im Genre gehört und er hier doch nur im Hintergrund agiert.

Die meisten der zehn Lieder des neuen Albums könnte ich mit dem eigentlich in einem anderen Sinne verwendeten, aber für mich hier sehr treffenden Ausdruck „experimentelle Musik“ charakterisieren. Ansonsten fällt es mir schwer, genau zu beschreiben, wie es auf der Platte zugeht. Wikipedia ordnet sie den Stilrichtungen Avantgarde und Noise-Rock zu. Fakt ist: Die meisten musikalischen Themen sind genießbar und rocken sogar teilweise, dank Metallica. Der Gesang – oder besser gesagt: der Sprechgesang – hat mir jedoch das Musikerlebnis beim ersten Anhören gehörig vermiest.

Zum Glück finden sich auf dem neuen, im Übrigen fast 90-minütigen Werk aber drei Lieder, in denen Lou Reed zumindest ansatzweise singt und die etwas davon erahnen lassen, wie das ganze Album hätte werden können, wenn alle Kompositionen in eine ähnliche Richtung gegangen wären. Das Auftaktlied Brandenburg Gate, der fünfte Track Iced Honey und der melancholische, 19 Minuten (!) lange Abschlusssong Junior Dad (mit einem langen Intro und einem noch längeren Outro) bieten mir zumindest eine kleine Entschädigung für den Rest der Zusammenarbeit, die – das sei der Vollständigkeit halber gesagt – auf den Lulu-Dramen des deutschen Dramatikers Frank Wedekind basiert.

Ansonsten kann ich nur sagen: Die Jungs hatten ihren Spaß, sie haben getan, was sie tun wollten und wieder einmal bewiesen, dass sie nichts und niemandem etwas schuldig sind. Nun können wir diesen kleinen Exkurs abhaken und wollen doch hoffen, dass das nächste reguläre Metallica-Album ein Riesenkracher wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen