2025/07/04

Aufzeichnungen aus dem Kellerloch (4)

Stichwort Kinder aus meinem jüngsten Beitrag hier im Blog vor ein paar Tagen. Hin und wieder hört man die extreme Meinung, dass das Elternwerden an eine Lizenz gebunden werden sollte. In bestimmten Fällen kann ich dem ehrlich gesagt zustimmen. Aber viel eher würde ich persönlich dafür plädieren, zunächst einmal eine Lizenz für zukünftige Herrchen und Frauchen einzuführen, was sogar viel realitätsnaher ist, als die erstgenannte Forderung.

Was ich da Tag für Tag auf der Straße erlebe, macht mich schon nachdenklich. Hunde ohne Maulkorb, wo es vorgeschrieben wäre. Aufsammeln von Hundekot – Fehlanzeige. Hunde an der Leine oder ohne, denen ich notgedrungen auf dem Gehsteig ausweichen muss, weil das liebe Herrchen seinen Köter nicht entsprechend dressieren oder instruieren kann. Regelmäßiges minutenlanges lautes Gebell von demselben Hund beim Vorbeigehen an Nachbarhäusern mit Hunden im Garten, immer ungefähr um dieselbe Uhrzeit. Nur weil der Besitzer aus einem mir nicht ersichtlichen Grund nicht eine andere Route zum Gassigehen wählen möchte.

Mittlerweile ist die Hälfte des Jahres auch schon wieder vorbei. Unglaublich, wie schnell die Tage, Wochen und Monate vorbeigehen, wenn man allerhand um die Ohren hat. Vorhin war ja noch Weihnachten, und so langsam liegt die Hälfte der Sommermonate bereits hinter uns… Und wenn ich mir anschaue, was ich noch im Juli vor dem Urlaub, oder spätestens Ende August schaffen muss, oder wie weit ich nach Möglichkeit für den Herbst vorarbeiten sollte, dann wird vom Gefühl her auch die zweite Sommerhälfte ruckzuck vorbei sein.

2025/06/26

Out for summer

Alle drei Sprösslinge haben in diesen Tagen ein makelloses, ausgezeichnetes Zeugnis mit nach Hause gebracht. Ein Grund, ein bisschen stolz auf sie zu sein, aber als es in den Vorjahren hin und wieder nicht ganz so war, war auch das der Meinung der Dame des Hauses und meiner Meinung nach vollkommen in Ordnung.

Ehrlich gesagt ist es schon interessant, wie anders man als Erwachsener auf schulische Erfolge oder Misserfolge blickt. Klar, für ihre Entwicklung, ihr Selbstvertrauen sind solche Bestätigungen durchaus wichtig. Auch quasi als Belohnung für die Disziplin und die Arbeit, die sie im Laufe des Schuljahres monatelang ins Lernen stecken. Und schließlich ist Schüler der Beruf und Schule die tägliche Arbeit der Kinder. Insofern ist es durchaus normal, dass einem als Kind einiges daran liegt – dem einen mehr, dem anderen weniger.

Aber auf lange Sicht und aus Sicht von Später – es ist wohl wieder dieses Älterwerden, was mich das sagen lässt – ist der Grad des schulischen Erfolgs im Grunde genommen nebensächlich und kein Garant bzw. kein Ausschlusskriterium für irgendetwas. Insofern sehe ich der Aushändigung der Zeugnisse immer gelassen entgegen.

2025/06/04

Siebzehn Jahr

So wirklich strohblondes Haar hat bei uns niemand (mehr) in der Familie, und dieser Blog hatte es selbstverständlich auch nie. Er hat höchstens einen langen Bart, weil dieser ihm nunmehr seit unglaublichen 17 Jahren wächst.

Dass ich hier so lange durchhalten würde, hätte ich mir ehrlich gesagt nie erträumt. Wobei ich mir auch nicht wirklich so viele Gedanken darüber gemacht habe, als ich damals mit diesem virtuellen Tagebuch angefangen habe. Und auch heute noch ist diese Tatsache im Grunde unwesentlich. Wenn ich gerade Zeit, Lust und ein entsprechendes Thema habe, das mich interessiert, mich wurmt, oder mir etwas Nennenswertes widerfahren ist, dann greife ich eben zur Tastatur. Immer ein Beitrag nach dem anderen, ohne Druck von innen oder von außen.

Die Tatsache, dass sich dabei zwischenzeitlich ein beachtliches Sammelsurium von Ereignissen ergeben hat, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Auch dann, wenn es womöglich nur eine Dutzend Leser gibt, die sich für das interessieren, was ich hier hin und wieder verzapfe. Ihnen sei aber an dieser Stelle wieder einmal ganz herzlich gedankt. Ich würde vermutlich auch ohne ihr Interesse hier weitermachen. Aber zu wissen, dass einige über kürzere oder längere Strecken mit von der Partie sind und in unserer schnelllebigen Welt manchmal sogar einen der seltenen Kommentare hinterlassen, ist ein wohltuendes Gefühl. Mit den werten Mitlesern geht es also ab morgen in kleinen Schritten, aber geradewegs auf die Blog-Volljährigkeit zu.

2025/05/30

50 Jahre und kein bisschen leise

Wie schon im vorigen Beitrag, soll es auch hier um Musik gehen, jedoch ganz anderer Art. Heimische Gefilde sozusagen, im wahrsten Sinne des Wortes. In dieser Woche fiel nämlich der Startschuss für die neue, auf dieses und nächstes Jahr angelegten Welttournee von Iron Maiden, und ich hatte die Ehre, die Urgesteine des Heavy Metal wieder einmal live zu erleben, quasi gleich zum Auftakt. Nach dem bis dato letzten Auftritt vor drei Jahren, der ein Open-Air war, nun erneut in einer Indoor-Arena, wie schon im Jahr 2014

Anlass der aktuellen Tour ist das 50-jährige Bestehen der Band. Eine unglaubliche Zahl, so wie auch ihre Auftritte noch immer unglaublich und schier überwältigend sind. Diese Art von energiegeladener Musik in solch einem Tempo, mit einer solchen Wucht, kombiniert mit solch einer pompösen Bühnenshow alle paar Tage auf die Bühne zu bringen verdient alle Ehre.

Was wir geboten bekamen, waren über zwei Stunden Heavy Metal vom Feinsten, mit einer digitalen Show auf einer riesigen Leinwand, die selbst Vertreter der jüngeren Musikergenerationen alt aussehen lässt. Aus den zwölf Jahren zwischen dem ersten Studioalbum Iron Maiden aus dem Jahr 1980 und der Scheibe Fear of the Dark von 1992 wurden insgesamt 17 Songs zum Besten gegeben. Darunter Hits von epischer Länge wie Phantom of the Opera, Rime of the Ancient Mariner, Seventh Son of a Seventh Son und der Klassiker Hallowed Be Thy Name, der wohl von der spektakulärsten digitalen Bühnenshow begleitet wurde.

Ob es irgendwann einmal eine Fortsetzung dieser Tournee mit den Alben aus dem weitaus größeren zweiten Teil der Bandkarriere geben wird, steht noch in den Sternen, zumal Bruce Dickinson & Co. auch nicht jünger werden. Wer also Interesse und die Möglichkeit hat, sollte sich ein Konzert dieser Tour auf keinen Fall entgehen lassen.

Für mich war es insgesamt bereits das siebte Mal, dass ich die Band live sehen durfte, so oft wie keine andere. Ich hoffe aber auf einen Gleichstand, ja sogar einen Führungswechsel im nächsten Sommer, wenn Metallica wieder in Europa gastieren und in ausgewählten Städten gleich zwei Auftritte innerhalb von zwei Tagen hinlegen werden.

2025/05/23

Sind wir nicht alle ein bisschen... ?

Hip-Hop und Rap sind ja nicht so wirklich meine Welt. Auch wenn es, als ich noch ein Kind war, eine kurze Phase gab, als ich ein-zwei Songs von Kris Kross oder später Coolio gut fand. Um dieselbe Zeit herum erschien mit Die da!?! die bis dato wohl erfolgreichste Single der Fantastischen Vier, die ich ebenfalls cool fand, zumal sie Deutsch und nicht Englisch sangen.

Und genau über die Fanta 4 bin ich vor kurzem anlässlich ihres 35-jährigen Bestehens in Form einer Doku wieder gestolpert. Das an sich ist schon ein bemerkenswertes Jubiläum, noch dazu immer noch in Originalbesetzung. Was mich jedoch noch mehr überrascht hat, waren die Songs, die ich aus Kinder- und Jugendtagen alle noch wiedererkannte, als es jetzt mit mir den Rabbit Hole bei Y*utube hinunterging.

Mir war überhaupt nicht bewusst, dass sie im Laufe der Jahre – vor allem in der ersten Karrierehälfte – so viele Hits hatten, geschweige denn, dass ich mich noch so gut an diese erinnern kann. Teilweise sogar konkret an die Songtexte oder zumindest einzelne Passagen dieser. Nach dem eingangs erwähnten größten Hit folgten noch Saft, Zu geil für diese Welt, Sie ist weg, Populär, MfG – Mit freundlichen Grüßen, Troy, Geboren und Ernten was wir säen. All das innerhalb von etwas mehr als einem Jahrzehnt.

Bemerkenswert finde ich in diesem Zusammenhang noch zwei Dinge. Einerseits, dass die Bandmitglieder – so weit ich das aufgrund des in den Medien vermittelten Bildes beurteilen kann – trotz des Erfolgs so bodenständig geblieben und trotz der jugendlichen Musikrichtung in Würde gealtert sind. Andererseits, dass ich persönlich diese Hits bis heute gut und – sowohl für die Band als auch für mich selbst – vertretbar finde, auch wenn ich nie ein Fan dieser Musikrichtung oder der Band gewesen bin. Also: Hut ab vor den Fanta 4, die mir einige sehr herzerwärmende nostalgische Minuten bereitet haben.

2025/04/30

Seelenfrieden

Neulich habe ich unweigerlich ein kurzes Gespräch einer Bekannten mit einer anderen mitgehört. Die beiden standen direkt neben mir, sodass ich ihre Worte einerseits nicht überhören konnte. Andererseits ging es – wie das beim Smalltalk so üblich ist – lediglich um Belanglosigkeiten. Und um eine genau solche Belanglosigkeit soll es auch in diesem Beitrag gehen.

Die erwähnte Bekannte ist eine geschiedene Frau mit Kindern und geht langsam, aber sicher auf die Sechzig zu. Sie hat in ihrem Beruf quasi alles erreicht, was möglich ist und könnte sich theoretisch auf ihren Lorbeeren ausruhen. Der Preis für all das dürfte jedoch ziemlich hoch gewesen sein. Dass ihre Ehe (auch) wegen ihrer persönlichen Ambitionen scheiterte, kann ich aus unserer Bekanntschaft nur erahnen. Aber ihre Worte im besagten Gespräch sprechen auf jeden Fall Bände.

Auf die Frage der Gesprächspartnerin, wie es ihr denn gehe, antwortete die Bekannte nämlich unter anderem kurz und ziemlich bedröppelt: Sie hätte viel zu tun, und es wäre ein Jammer, dass das Leben an uns so vorbeiziehe und wir fast nie innehalten könnten, um das Leben einfach mal zu genießen.

Trotz aller Empathie für sie und ihre Situation muss ich sagen: Ihre Worte waren Balsam für meine Seele. Sie bestärkten mich nämlich darin, dass ich alles richtig gemacht habe und mache. Überdurchschnittlicher beruflicher Erfolg, hohe und vor allem Führungspositionen erfordern nicht nur bis zum Augenblick ihres Erringens Kraft, Disziplin und Arbeit. Einmal oben angekommen wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts mit dem Ausruhen auf den Lorbeeren. Schließlich muss man einerseits sich und den anderen stets beweisen, dass man nicht zufällig dort ist, wo man gerade ist. Andererseits geht das auch mit Aufgaben und Verpflichtungen einher, die man notgedrungen nicht zurückweisen kann.

Jedem das seine, wie man so schön sagt. Für mich wäre das – trotz diverser bisheriger beruflicher Erfolge und erreichter Ziele – mit Sicherheit nichts. Dafür sind mir meine Ruhe, mein innerer Frieden, mein Privatleben und meine Freizeit viel zu wichtig. Aber zum Glück denken wir ja nicht alle gleich. Die Prioritäten der erwähnten Bekanntschaft sind andere, und sie nimmt dafür den entsprechenden Preis, nämlich ihren Seelenfrieden, ganz einfach in Kauf. Mich wiederum motiviert ihre jüngst mitgehörte resignierte Aussage. Es scheint, als ob ich alles richtig gemacht hätte.

2025/04/13

Auf den Wellen wird gefochten

Lange ist es her, Anfang der Neunziger muss es gewesen sein, als wir in der Schule im Rahmen des Unterrichts den 1983 gedrehten Kurzfilm „Die Welle“ gesehen haben. Ich habe ihn als sehr gut gelungenes, prägendes Werk in Erinnerung, das auf einem wahren Schulexperiment beruht.

Gestern haben wir uns – auf einen Hinweis hin – die ein Vierteljahrhundert später gedrehte Neuverfilmung mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle angesehen, da sie uns als ein sehr gutes Werk empfohlen wurde. Mit einer gehörigen Verspätung im Vergleich zur Premiere im Jahr 2008. Wer keinen der beiden Filme gesehen hat, sollte das erst einmal nachholen, bevor er hier weiterliest, um Spoiler zu vermeiden.

Wir müssen uns mit der Dame der Hauses noch erkundigen, ob derjenige, der uns den Tipp gegeben hat, das Originalwerk gesehen hat. Ich mag es zu bezweifeln. Bis zur Schlussszene war ich mit dem neuen Film recht zufrieden. Das Ende jedoch hat zumindest bei uns einen ziemlich schlechten Nachgeschmack hinterlassen. Im Vergleich zu den wahren Begebenheiten und dem ersten Film wurde dieses nämlich komplett geändert und passt mit seiner Gewaltszene meines Erachtens überhaupt nicht zu der bis dahin dargestellten Handlung. Mein erster Gedanke am Ende war, dass weniger eben oft mehr ist – auch in diesem Fall hätte man sich die Eskalation der Gewalt sparen und dem Original treu bleiben können und sollen.

Zwar kann ich verstehen, weshalb aufgrund der wiederholten, schrecklichen schulischen Gewalttaten der letzten Jahre und Jahrzehnte, die in den Medien jedes Mal ausführlich thematisiert werden, dieses Ende gewählt wurde. Aber abfinden kann ich mich damit leider nicht, weder in Kenntnis des Originalwerks noch des Originalexperiments, auf dem der Film basiert. Zudem tut es mir für diejenigen schon ein wenig leid, die nur diese Version gesehen haben und sehen, und das Original überhaupt nicht kennen, weil sie meiner Meinung nach recht viel verpassen.

2025/03/15

Modern Talking

Jemand stellt einem unter vier Augen eine nicht allzu bedeutende Frage, man antwortet recht ausführlich, nach bestem Wissen und denkt, der andere wird darauf reagieren, seine eigene Meinung darlegen usw. Als dann aber just in dem Moment unerwartet ein Dritter in den Raum kommt, folgt keinerlei Reaktion oder Antwort seitens des Fragestellers, der sich sogleich dem Dritten zuwendet. Als hätte es das vorherige Gespräch und Thema gar nicht gegeben, obwohl es keineswegs peinlich, prekär oder geheim war. Da fragt man sich wirklich, wie manche Menschen gestrickt sind.

Überhaupt: In letzter Zeit habe ich immer öfter das Gefühl – vielleicht auch nur, weil ich verstärkt darauf achte –, dass die Menschen im Grunde nur mit ihrem eigenen Leben, ihren eigenen kurz- und langfristigen Plänen, Problemen, Ängsten beschäftigt sind. Auch deshalb macht Smalltalk, wie der oben erwähnte, für mich nicht viel Sinn. Hat ehrlich gesagt noch nie viel Sinn für mich gemacht.

Ich weiß, ich weiß: Auf diese Weise entgehen mir einerseits diverse private und noch mehr berufliche Möglichkeiten. Schließlich sind Kontakte heutzutage sehr wichtig. Zweitens wird man für solch ein Verhalten sicherlich auch in eine gewisse Schublade gesteckt. Notgedrungen sitzt man dann nämlich lieber alleine herum, vertieft sich ins Handy oder ein Dokument und ist womöglich immer unter den ersten, die die entsprechende Veranstaltung zum nächstbesten Zeitpunkt verlassen. Aber zum Glück kann ich das alles links liegen lassen. Die Karriereleiter habe ich längst für mich abgehakt, sollte ich überhaupt jemals mit dem Gedanken gespielt haben, hoch hinaus zu wollen. Es gibt schließlich viel wichtigere Dinge im Leben. Und mit dem Älterwerden geht meines Erachtens bestenfalls auch eine gewisse, elegante Nonchalance einher, nicht wahr? Das ist eine durchaus angenehme Erfahrung des Alterns, muss ich sagen.

2025/02/28

Aufzeichnungen aus dem Kellerloch (3)

Unabhängig davon, wie sich der Gesundheitszustand von Papst Franziskus entwickeln wird: Ich finde es im Vergleich zum bisherigen Umgang mit der Gesundheit des jeweiligen Papstes und auch im Vergleich zum Konservativismus der katholischen Kirche sehr fortschrittlich und zeitgemäß, dass täglich – sogar nicht nur ein – offizielles Update über den Zustand und den Krankenhausaufenthalt veröffentlicht wird. In gewisser Weise spiegelt das auch seine Neuerungen und seinen neuen Ansatz innerhalb der Kirche wider.

Dann wären da noch, jeder kennt sie bestimmt, die Menschen, die einen wegen jeder Belanglosigkeit per Telefon anrufen (wollen) und dann womöglich auch noch einen viel zu langen Smalltalk anregen. Sind das dieselben, die wegen jeder Lappalie ein Meeting halten möchten? Frage für einen Freund...

Und noch eine Sorte von Menschen. Nun habe ich schon zum wiederholten Mal erlebt, dass man einem einen Gefallen tut, weil die Person eine Frist verpennt hat, eine Nachricht nicht (genau) gelesen hat, oder ganz einfach ein Schlendrian ist. Man gibt dem jungen Hüpfer eine zweite Chance, bügelt die Situation aus und würde dafür vielleicht doch ein klitzekleines Danke erwarten. Weil sich dadurch für ihn keine größeren Schwierigkeiten ergeben haben, weil es sich ganz einfach so gehört, oder weil der aufstrebende junge Hüpfer in der Hierarchie eindeutig unter einem steht. Die Reaktion? Nichts, null, nada. Da fragt man sich schon, ob Menschen noch normal ticken.

2025/02/23

Mitfahrgelegenheit, die zweite

Auch das Gefühl und das Mitfreuen, wenn der mittlere Spross zum ersten Mal offiziell auf dem Beifahrersitz im Auto neben einem Platz nehmen darf, ist unbezahlbar. Unabhängig davon, dass man als Vater eine Art Déjà-vu hat...

2025/02/18

Backe, backe Fladen

In der Unterstufe des Gymnasiums - das ist gefühlt schon eine Ewigkeit her - hatte ich einen arabischen Klassenkameraden. Ein netter Junge, so weit ich mich noch erinnern kann. Herkunfts- und familienbedingt hat der besagte Sami hin und wieder - leider viel zu selten - sehr leckere Fladenbrotstücke in die Schule mitgebracht, die er dann warmherzig auch mit der interessierten Gemeinschaft teilte.

Szenenwechsel. Beim Surfen im Internet, stets offen für neue Rezeptideen zum Ausprobieren, bin ich vor einiger Zeit auf ein Tortilla-Rezept aus Weizenmehl aufmerksam geworden: 30 dag Mehl, 4 EL Öl, 1 TL Salz, etwa 1,2 dl lauwarmes Wasser und Oregano je nach Belieben. Kneten, in 8 Stücke teilen, papierdünn ausrollen. In trockener Pfanne beide Seiten ca. 1 Minute lang backen und fertig. Es wurde natürlich für später gespeichert und nun vor kurzem ausprobiert. Am vorigen Wochenende übrigens bereits zum zweiten Mal, weil es so einfach klingt und ist. Es werden keine Eier, keine Hefe bzw. kein Sauerteig und auch keine Milch gebraucht.

Als ich das fertige Produkt zum ersten Mal gekostet habe, durchfuhr es mich wie ein Blitz. All die schönen Erinnerungen kamen wieder hoch: an meine ehemalige Schule, an einen anderen Ort, an eine quasi andere Welt und Zeitrechnung, an Sami und an sein legendäres Fladenbrot, das er Lavash nannte. In all den Jahren, die seither vergangen sind, habe ich schon das eine oder andere Mal an ihn und sein so leckeres Fladenbrot gedacht - aber ganz selten. Wie gut es wäre, wieder ein Stück davon abzureißen und zu genießen. Und ein wenig auch daran, wie schön es damals und dort war, trotz all der kindlichen und kindischen Streitereien und Probleme mit anderen, die jedoch aus heutiger Sicht ziemlich mickrig und unbedeutend erscheinen.

Was ein Rezept für Tortilla war, hat genauso geschmeckt, wie ich Lavash in Erinnerung hatte. Interessant, dass die englische Wiki-Partnerseite auch Hefe unter den Zutaten für Lavash nennt, die deutsche jedoch nicht. Nun gut, es scheint - wie es oft der Fall ist - so zu sein, dass sich die Bezeichnungen ein wenig überschneiden und auch die Zubereitung nicht immer nur auf eine Weise möglich ist und sich regional unterscheidet. Im Grunde könnte man aufgrund meiner Recherche das fertige Produkt auch Yufka nennen. Naan jedoch, an das es mich auch erinnert hat, weniger, weil dieses scheinbar tatsächlich mit Hefe zubereitet wird.

Beim zweiten Mal habe ich aufgrund der gefundenen Beschreibung das Öl vollkommen weggelassen, sowohl aus dem Teig als auch aus dem Backverfahren. Dadurch ist das Ergebnis etwas trockener ausgefallen, war aber geschmacklich immer noch top. Beim nächsten Mal werde ich es wohl mit der Hälfte der im Rezept vorgeschriebenen Ölmenge als goldene Mitte versuchen.

Es ist schon schier unglaublich, wie einfach es ist, bestimmte Dinge zu Hause zuzubereiten, und wie lecker ganz einfache Rezepte mit nur wenigen Zutaten schmecken können. Auch dieses hier wird selbstverständlich ins Repertoire aufgenommen, als perfekte Alternative zum Beispiel zur hausgemachten Pizza.

2025/02/15

Doppelt gemoppelt

Den heutigen ruhigen frühen Morgen, während der Rest der Familie noch geschlafen hat, habe ich teils damit verbracht, nicht mehr benötigte E-Mails aus dem beruflichen Postfach zu löschen. Das hätte ich schon vor einiger Zeit, am besten in den Weihnachtsferien machen müssen, aber was soll’s. Einerseits, weil sich zwischenzeitlich ziemlich viel angehäuft hat, andererseits weil ich zu der Spezies gehöre, die ihre E-Mails weder privat noch beruflich gerne hortet. Ich weiß, da scheiden sich die Geister

Was mich heute irgendwie am meisten geärgert hat, wohl wegen der diesmal bedeutend größeren Zahl an Mails, war die Tatsache, dass ich in meinem beruflichen Outl**k-Postfach die von mir versandten und nicht mehr benötigten Nachrichten zweimal löschen musste. Einmal aus der Mappe mit den verschickten Mails und dann aus der “Trash”-Mappe.

Ein vollständiger Verzicht auf die versandten Mails kommt aufgrund eventueller wichtiger Nachrichten natürlich nicht in Frage. Ich denke mir aber, dass es viel logischer und einfacher wäre, wenn ich selbst entscheiden könnte, wann ich eine von mir verschickte Nachricht in der “Gesendet”-Mappe aufbewahren möchte und wann nicht.

Ich habe danach ein bisschen im Internet gestöbert, aber noch keine Lösung für dieses Problem gefunden. Ich überlege, ob sich da vielleicht etwas mit dem Aufstellen von Regeln im Postfach machen lässt. Wenn einer meiner werten Mitleser eine Lösung dafür hat, bitte ich um einen diesbezüglichen Kommentar oder eine Nachricht.

Bis dahin bleibt mir nichts anderes übrig, als überflüssige Nachrichten meinerseits zweimal zu löschen. Und zwar am besten gleich nach dem Verschicken, damit sich zumindest diese nicht anhäufen und dann zuhauf gelöscht werden müssen.

2025/01/08

Ein Virus ist entwichen

In diesen Tagen, in denen wieder die Nachricht von einem – vorerst scheinbar wenig besorgniserregenden – Atemwegsinfekt in China die Runde macht, sollten wir uns ein wenig erfreuliches kleines Jubiläum vor Augen halten. Unglaublich, dass der Ausbruch der Pandemie in diesen Wochen bereits ein halbes Jahrzehnt her ist. Die Kinder, die um die Monate des Ausbruchs des Virus herum geboren wurden, kommen so langsam in die Schule. Und mir schwirrt in letzter Zeit immer wieder der Gedanke im Kopf herum, wie viel ich von meinen Vorhaben schon damals hätte realisieren können, als wir monatelang zu Hause hockten und – zumindest einige Zeit lang – reichlich weniger Arbeit ins Haus stand und noch dazu Homeoffice angesagt war. Aber die Unsicherheit, Angespanntheit, ja Angst damals – und dann meine Erkrankung – drückten dieser Zeit ihren Stempel auf und lähmten meine Gedanken und Handlungen.

Andererseits bedurfte es, wie ich im Nachhinein unschwer erkennen kann, ebendieser Erkrankung und Schwächephase, um zu realisieren, dass ich beruflich in jeder Hinsicht kürzer treten muss, mich nicht mehr jedem Projekt widmen kann, das an mich herangetragen wird oder an dem ich gerne arbeiten würde. Gemeinplatz hin, Gemeinplatz her: Gesundheit und Familie müssen ganz einfach vorgehen, sonst bleiben mit der Zeit notgedrungen beide auf der Strecke. In diesem Sinne habe ich, glaube ich, das Beste aus der Situation von damals herausgeholt: Ich habe daraus meine Lehren gezogen und mein Leben zwar nicht umgekrempelt, aber entsprechend angepasst.

Fünf Jahre sind nun schon seit den ersten Meldungen über das Coronavirus ins Land gezogen. Die Menschheit hat aus der damaligen Situation allem Anschein nach gar nichts gelernt – auch das müssen wir an dieser Stelle eindeutig konstatieren. Nur noch minimale Hygienemaßnahmen sind im Vergleich zu damals auch heute noch in der Gesellschaft anzutreffen, vieles scheint ganz einfach vergessen. Die Menschen reisen zudem wieder so viel in der Welt herum, als hätte es die Pandemie, Quarantänen und Ausgehverbote nie gegeben. Auch wenn die Zeit jetzt, zum Zeitpunkt der Meldungen über das sich ausbreitende Virus HMPV hoffentlich noch nicht reif ist: Die nächste weltweite Epidemie ist – auch aufgrund der Meinung der Experten – nur eine Frage der Zeit, was infolge der oben geschilderten Verhaltensmuster unserer Gesellschaft überhaupt nicht überraschend ist. Wollen wir einerseits hoffen, dass wir noch möglichst viel Zeit bis zum Ausbruch dieser haben, und dass sie, wenn sie kommt, weniger großflächig und tragisch ausfallen wird, als vor fünf Jahren.