2014/02/14

Böse

Wer auch nur ein bisschen was mit Rockmusik und insbesondere deutscher Rockmusik am Hut hat, der konnte dem regelrechten Hype in den letzten Wochen gar nicht entgehen. Über alle Kanäle konnte man darüber erfahren, dass die Kultband Böhse Onkelz erst eine geheimnisvolle Ankündigung plant und dann – wie erwartet – ihr furioses Comeback im Sommer auf dem Hockenheimring bekannt gab. Das nach neun Jahren Pause, denn 2005 hatten sie sich nach einem Vierteljahrhundert Skandalen und Erfolgen aufgelöst.
Ich muss ehrlich gestehen, obwohl ich den Namen der Band und ihren Ruf kannte, dass ich zuvor noch nie ein Lied von ihnen gehört habe. Das hat sich mit der jetzigen Euphorie und Medienpräsenz natürlich geändert, schließlich wollte ich im Bild sein und mir eine eigene Meinung über sie bilden.

Nun, ich muss nach meiner Recherchearbeit feststellen, dass man über die Band ganze Wälzer verfassen könnte. Über ihre Nähe zur rechtsradikalen Szene zu Beginn ihrer Karriere, ihre Texte und ihre Musik, ihre 25 Jahre währende Karriere, die Talfahrt ihres Sängers Kevin Russell auf dem Weg in den Drogensumpf, das daraus resultierende fulminante Abschiedskonzert vor über 100.000 Fans auf dem Lausitzring, die Amokfahrt und Fahrerflucht Russells in der Silvesternacht 2009 unter Drogeneinfluss und und und. Schließlich natürlich ihr jetziges Comeback mit inzwischen zwei ausverkauften Konzerten, das erneut für Aufsehen sorgt, schließlich sollte ja der Abschied vor neun Jahren für immer und ewig sein.

Obwohl mir einige Lieder und Texte, die ich in den letzten Wochen gehört und gelesen habe, gar nicht gefallen, gibt es ehrlich gesagt eine Reihe von Songs, mit denen ich mich sehr wohl identifizieren kann und die ich gut finde: Ihr hättet es wissen müssen, Hier sind die Onkelz, Terpentin, Mexiko oder Kneipenterroristen sind einfach nur klasse Rocksongs, die mir gut gefallen. Soweit ich das beurteilen kann, hat die Band nach den Anfangsjahren mit der rechtsradikalen Szene gebrochen und dies als einen Fehler eingesehen, ja sich sogar an Konzerten gegen Rechts beteiligt. Ich denke sowieso, dass jeder eine zweite Chance verdient, so auch in diesem Fall, zumal die Mitglieder damals erst 18-20 Jahre alt waren! Die Band hat bewiesen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt hat.
Das gleiche gilt für das Abschiedskonzert und die jetzige Reunion: Wie sie selbst verkündet haben, mussten sie damals wegen den Alkohol- und Drogeneskapaden des Sängers die Reißleine ziehen und wollen jetzt den angeschlagenen Ruf der Band nach dem folgenschweren Autounfall Russells aufpolieren. Auch diesbezüglich muss ich sagen: jeder kann sich mal irren. Besonders dann, wenn es damals der einzig richtige Schritt zu sein schien. Ich denke, eine zweite Chance ist in diesem Fall mehr als angebracht.

Was den viel zitierten Unfall und die Fahrerflucht betrifft, steht die Schuld des Sängers außer Zweifel. Er wurde dafür bestraft, hat seine Strafe abgebüßt, wobei natürlich in solchen Fällen immer die Frage aufkommt, ob sie nicht hätte strenger ausfallen müssen. All das hat aber mit der Band und der Musik nichts zu tun, denke ich. Auch wenn sie jetzt denken, sie müssten etwas wiedergutmachen.

2 Kommentare:

  1. Zu der Band bekomme ich keinen Zugang. Das liegt daran das ich mal in einer Abteilung arbeiten musste wo denn ganzen tag ausschließlich die Musik von der Truppe lief, und nichts anderes. Das geht schon an die Substanz.

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  2. Das ist natürlich eine ganz andere Sache, Andi! Wenn man ständig damit berieselt wird oder Ähnliches, dann entwickelt man ja selbstverständlich eine gewisse Abneigung, keine Frage.

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