2025/09/30

Frauen dieser Welt

Gesagt, getan. Nach den Lesefiaskos der vergangenen Monate musste es mal wieder etwas von Stephen King sein. Und tatsächlich: meine Enttäuschungen der letzten Zeit lagen eher am Thema, an der Handlung und an der fordernderen Sprache, als am Verlust der Leselust oder Konzentrationsfähigkeit an sich. So kam es, dass ich in diesen nicht ganz zwei Monaten seit August gleich vier Bücher von meiner Liste streichen konnte, die schon seit Längerem in meinem Bücherregal ihr Dasein fristeten.

Wobei die ersten drei – Gwendys Wunschkasten, Gwendys Zauberfeder und Gwendys letzte Aufgabe – zusammen eine Trilogie bilden. Der zweite Teil stammt von Richard Chizmar, die anderen beiden Teile wurden von King und Chizmar gemeinsam verfasst. Die Geschichte führt zurück ins altbekannte Städtchen von Castle Rock, das bei Fans des Autors an sich schon für ein angenehmes Gefühl in der Magengegend sorgt. Protagonistin ist die im Titel genannte Gwendy Peterson, die im Laufe der Bücher erwachsen wird, und deren Schicksal von einem mysteriösen Holzkästchen begleitet wird, das ihr ein noch mysteriöserer Mann als 12-Jährige anvertraut. Ich fand die drei Bücher umspannende Geschichte ziemlich spannend und kurzweilig, und Gwendys Figur gut ausgearbeitet und sympathisch. Etwas überraschend führt der Abschluss der Trilogie den Leser sogar ins Weltall, was ein ungewöhnlicher, aber durchaus wirksamer Schachzug seitens der Autoren war.

Anschließend musste ich den Schwung vom August im September beibehalten, sodass auf Gwendys Geschichte die von Holly folgte. Und wiederum dreht sich diese – wie es der Zufall so will – um eine Frau, nämlich die Privatdetektivin Holly Gibney, die im Laufe der vergangenen zehn Jahre hin und wieder in den Romanen und Kurzgeschichten von King auftaucht und von einer Nebendarstellerin nunmehr zur Protagonistin avanciert ist. Der hier zu lösende verstörende Kriminalfall und seine Beschreibung haben mich, soweit ich mich zurückerinnern kann, mehr in in ihren Bann gezogen, als die früheren Romanhandlungen, in denen noch der Detektiv Bill Hodges die Hauptrolle spielte. Das Buch beinhaltet naturgemäß zahlreiche Rückverweise auf diese Werke, kombiniert aber die Elemente des Kriminalromans geschickt mit denen eines Thriller- und Horrorromans. Auf diese Weise kommen meiner Meinung nach sowohl diejenigen auf ihre Kosten, die sich mehr für das Aufdecken von Kriminalfällen, die Detektivarbeit oder die Person der Privatdetektivin an sich interessieren als auch diejenigen, die Kings Werke für ihre schauerhaften, ja gruseligen Elemente lieben. Anhängern des Übernatürlichen hingegen sei eher der oben beschriebene Dreiteiler ans Herz gelegt, da im Buch Holly dieser Strang vollkommen fehlt.

Alles in allem sind es also wieder einmal lesenswerte Werke von King, die man gut und gerne auch öfter lesen kann. Und für mich persönlich war es eine angenehme Rückkehr zum schnelleren Lesetempo und zum Genießen von Büchern mit spannenden Handlungen, wo alles Schlag auf Schlag geht.

2025/09/25

Mikroabenteuer

Ich bin unlängst in einem Artikel schon zum zweiten Mal innerhalb einiger Monate über den obigen Begriff gestolpert. Das dürfte kein Zufall sein, dachte ich mir, und er sollte deshalb auch hier kurz erwähnt werden. Zumal mich das Konzept ehrlich gesagt reizt und ich mich nach dem Lesen des Artikels auch durch andere Beiträge zum Thema durchgeklickt habe.

Das besagte Konzept und der Begriff an sich gehen auf Alastair Humphreys zurück, einem 1976 geborenen britischen Abenteurer, der um das Jahr 2011 herum dieses passende Wort für seine kleineren und größeren Unternehmungen erfand. Dabei handelt es sich um kurze, einfache Abenteuer, die – über die Woche oder am Wochenende – ziemlich problemlos bzw. mit wenig Aufwand in den Alltag integriert werden können, ohne groß verreisen zu müssen. Das Spektrum ist dabei ziemlich breit, und unserer Fantasie sind quasi keine Grenzen gesetzt. Ob im Garten unter freiem Himmel schlafen, – wenn es die Arbeit zulässt – in der Früh spontan entscheiden, einen Ausflug zu machen, mit verschlossenen Augen auf einem Stadtplan oder einer Landkarte ein Ziel für den Tag finden, bei Mondschein ein nahegelegenes unbekanntes Terrain erkunden, oder auf einem Umweg zur Arbeit fahren – das sind nur einige Ideen, über die ich gelesen habe. Das alles auf einen Tag oder vielleicht ein Wochenende reduziert.

Für so manchen mag das nichts Besonderes sein. Ich jedoch bin von der Sorte Mensch, der immer so viel wie möglich im Voraus planen, sich dann auch daran halten möchte und der Spontaneität – bewusst und unbewusst zugleich – nicht viel Spielraum lässt. Mit voranschreitendem Alter sehe ich aber an mir, dass es mir nunmehr leichter fällt, zumindest hin und wieder von meinem Plan abzuweichen und Dinge lockerer zu sehen. Das wird sich vermutlich im späteren Leben noch einmal ändern, wenn ich aufgrund diverser Macken und Routinen im Alter nicht mehr so locker und flexibel sein kann.

Vorerst habe ich mir aber, um die „Gunst der Stunde“ zu nutzen, vorgenommen, zu versuchen, mir solche und ähnliche, für unsere Verhältnisse reale Mikroabenteuer zu überlegen und vielleicht sogar in mein bzw. unser Familienleben zu integrieren. Womöglich findet sich ja dann auch einmal in diesem Blog der eine oder andere Eindruck von diesen potentiellen Abenteuern wieder.