2015/02/22

Gillette Mach1

Ich würde mich nicht gerade als Retro-Fan bezeichnen, aber ehrlich gesagt bin ich in vielen Fällen mit der Feststellung Früher war alles besser einverstanden. So nun auch in einem Lebensbereich, über den ich mir bislang nicht allzu viele Gedanken gemacht habe.
Was das Rasieren betrifft, so halte ich das nämlich für ein notwendiges Übel. Mit meinem Versuch, mir einen Vollbart wachsen zu lassen, war ich in der Vergangenheit nicht richtig zufrieden, auch wenn ich das noch immer als den erstrebenswerten Zustand für die Zukunft ansehe. So bleibt also vorerst nichts anderes übrig, als das – zumindest teilweise – Rasieren des Gesichts. Womit wir auch schon beim Thema angekommen sind.

Was nämlich in Sachen Nassrasierer auf dem Markt angeboten wird, ist ein bisschen übertrieben ausgedrückt ganz einfach eine Farce. Die beiden großen Hersteller Gillette und Wilkinson überbieten sich mit immer mehr Klingen, aber dabei bleibt die Qualität und Beständigkeit meines Erachtens auf der Strecke. Was bösen Zungen zufolge in Wirklichkeit überhaupt kein Zufall ist, schließlich ist das Ziel dieser Firmen die Profitmaximierung.
Davon habe ich aber so langsam wirklich genug. Mein alter und mit der Zeit auch lieb gewonnener Gillette Mach3, der mich nun schon mehr als anderthalb Jahrzehnte begleitet, geht mir gerade deshalb in letzter Zeit immer mehr auf den Wecker. Besser gesagt nicht der Apparat selbst, sondern die Ersatzklingen. Okay, so etwa vier Wochen komme ich mit einer neuen Klinge aus, aber dabei ist alles nach zwei-zweieinhalb Wochen eher eine Qual, als wirkliches Rasieren. Und dabei greife ich gar nicht jeden Tag zum Apparat!

So habe ich mich in den letzten Tagen ein wenig schlau gemacht und mich im Netz nach Alternativen umgesehen. Naheliegend wäre ein elektrischer Rasierer, aber einerseits ist das am Anfang eine etwas größere Investition, andererseits sind aufgrund meiner Recherche viele – im Vergleich zum klassischen Nassrasieren – mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden. Hinzu kommt die Frage der Verträglichkeit aufgrund des Hauttyps, was man ja vorher leider nicht abschätzen kann.
So bin ich dann ziemlich schnell beim guten alten Ein-Klingen-System gelandet, was beim ersten Lesen ziemlich komisch klingen (no pun intended!) mag. Schließlich werden ja heute die neuesten Produkte mit vier oder gar fünf Klingen beworben. Aber wie in vielen Fällen gilt auch hier: weniger ist mehr. Einerseits weniger Hautirritationen, andererseits eine längere Lebensdauer der Klinge zeichnen das Rasieren mit der klassischen Rasierklinge aus. Zu meinem größten Erstaunen werden solche klassischen Rasierhobel immer noch hergestellt, samt den dazu gehörigen Klingen.

Seit einigen Tagen habe ich also ein Experiment gestartet. Ich aber habe vorerst auf einen von zwei alten Rasierhobeln meines Vaters zurückgegriffen, die er vor seinem Übergang zum Mehrklingensystem verwendet hat. Vom Aussehen her – siehe unten – vielleicht nicht gerade preisverdächtig, obwohl mit der Aufschrift Astra auf dem Behälter und Gillette England auf dem Rasierer selbst, also echte Markenware aus den Siebzigern!
Aber ich muss schon sagen: ich bin schwer beeindruckt! Ein viel natürlicheres Gefühl, wobei man beim Rasieren sogar die feinen Geräusche hören kann, die der Hobel am Gesicht erzeugt. Bisher ist auch meine größte Befürchtung, dass ich mich eventuell öfter schneiden könnte, zum Glück nicht eingetreten. Das Ganze funktioniert einwandfrei, das Vorgehen ist trotz einer Klinge und unflexiblem Kopf viel präziser, da man die Winkel selbst mit der Hand bestimmen kann, und das Endergebnis ist viel geschmeidiger und gründlicher, als beim Mehrklingensystem.

Vom Kostenfaktor gar nicht erst zu sprechen, wobei ich da noch nicht genügend Erfahrungen habe und nur auf Erfahrungsberichte anderer zurückgreifen kann. Die Klingen kosten aber einen Bruchteil von dem, was man bei den modernen Versionen hinblättern muss, und jede Klinge hat ja zwei Seiten, die man durch Herausnehmen und Umdrehen benutzen kann – das geht bei den Ersatzklingen der beiden großen Firmen nicht.
Somit muss ich sagen: aufgrund meiner ersten Erfahrungen werde ich aus dem Rennen der großen Hersteller aussteigen und nicht länger bei ihrer Abzocke mitmachen. Ich habe eine viel bessere, wenn auch auf den ersten Blick altmodischer scheinende Methode für mich gefunden, die auch meinem Wunsch nach Minimalismus, Nachhaltigkeit und weniger Stress besser entspricht.


2 Kommentare:

  1. Aufgrund der teuren Klingen bin ich vom Nassrasierer zum Trockenrasierer gewechselt, und kann mich nicht beschweren. Mir war es echt zu blöd, und zu viel alle zwei Wochen eine neue Klinge einlegen zu müssen. Ich hatte so ein Vierklingensystem. Und da musste ich echt alle zwei Wochen wechseln, sonst wurde es ein wenig unangenehm.
    Auch ich finde den Wahn, immer mehr Klingen in so einen Einsatz zu bekommen, total daneben.
    Aber nun bin ich zufrieden mit meinem Trocken- / Elektrorasierer. Und es geht auch etwas schneller damit.

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  2. Das freut mich, dass auch jemand anderer dies hier persönlich bestätigt. Danke dir, Andi! Aufgrund meiner Internetrecherche hatte ich bereits den Eindruck, bei weitem nicht der einzige zu sein, aber das direkte Feedback tut gut.

    Die mögliche Lösung für das Problem ist dann natürlich eine andere Frage. Vermutlich könnte ich mich auch mit deiner Variante anfreunden, aber neben meinen bereits erwähnten Argumenten muss ich sagen: ich habe mich im Laufe der Jahre wohl ziemlich an dieses Ritual des Nassrasierens gewöhnt, wenn ich mich schon rasieren muss :-)

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