2018/05/17

Traute Zweisamkeit

Ungefähr seit ich mich hier in die Kreativpause verabschiedet hatte, aber so ganz genau weiß ich es ehrlich gesagt nicht mehr, haben wir mit der Dame des Hauses ein neues Ritual eingeführt. Einmal die Woche, meist am Wochenende, machen wir es uns gemütlich und besprechen die hinter uns liegende und die vor uns stehende Woche. Das, was uns wurmt, und das, worüber wir uns gefreut haben. Bei inzwischen drei Kindern ist es auch bitter notwendig, Zeit für einander zu finden und sich bewusst auf einander einzulassen. Ohne Fernseher, ohne Kinofilm oder ähnliche Programme bzw. Ablenkungen, die natürlich nichtsdestotrotz auch eine Daseinsberechtigung haben.

Ab dem Frühjahr gestaltet sich das Ganze als nicht besonders schwierig: Es geht ab auf den kleinen, aber feinen Balkon, da passen zwei Stühle und ein kleiner Tisch darauf. Wenn es kühler ist, ziehen wir eine Jacke oder einen Pullover an, und wenn es regnet, verschieben wir den gemeinsamen Abend, oder ziehen ihn eben einen Tag vor.
Im Winter haben wir uns dagegen im Vorjahr ein bisschen schwer getan. Kerzenschein an sich war nicht schlecht, aber im dunklen Zimmer, auf der Couch sind wir recht schnell müde geworden und wollten nur noch schlafen. Wenn die Lampe brannte, wollte andererseits nicht so richtig Stimmung aufkommen. Da hatte die Dame des Hauses einerseits die Idee, die Polstersessel in Richtung Balkon zu drehen, wo wir einen angenehmen Blick auf die Natur draußen haben. Wenn es mal schneien sollte, ist es noch behaglicher. Und nach einem Restaurantbesuch mit Freunden kam mir die Idee, neben der quasi obligatorischen Kerze ein virtuelles Kaminfeuer auf dem PC-Bildschirm einzuschalten, das die Atmosphäre mangels eines echten Kamins wirklich um ein Vielfaches verbessert -- knackendes Holzgeräusch inklusive. Man tut halt, was man kann...

Zu den behaglichen Herbst- und Winterabenden und den lauen Frühlings- und Sommerabenden gehören inzwischen auch fest kleine gastronomische Ergänzungen dazu. Mal ein Bierchen, mal ein Eis, manchmal ein Glas Wein oder eine Tüte Chips. Worauf wir gerade Lust haben, wobei wir natürlich nicht zwangsläufig beide dasselbe essen oder trinken müssen.
Das wirklich Wichtige ist aber die Zeit füreinander, von der uns auch diese kleinen gastronomischen Begleiter nicht ablenken. Im Alltag bleiben die tiefen Gespräche, die über die täglichen Aufgaben und Aktualitäten hinausgehen, leider auf der Strecke. Vor allen Dingen, nachdem wir nunmehr den Weg von drei Knirpsen ebnen müssen. Deshalb ist es mit dem Voranschreiten der Jahre für uns wichtig geworden, uns bewusst Zeit dafür und für einander zu nehmen.
Und da auch einige Freunde und Bekannte bereits darüber Bescheid wissen, haben wir vor Kurzem vernommen, dass uns bzw. dieses Ritual sich bereits auch andere zum Vorbild genommen haben. Eine schöne Anerkennung, die uns noch mehr zum Weitermachen anspornt!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen