Was haben Weihnachten, die Karriereleiter und – kein Irrtum meinerseits – Abnehmspritzen gemeinsam? Auf den ersten Blick wohl nicht sonderlich viel. Wenn man aber genauer hinschaut, dann fällt einem sicherlich auf, was auch mir vor einigen Tagen durch den Kopf gegangen ist, als ich im jetzigen Advent nun schon in der dritten oder vierten Wohnung in unserer Gegend die Lichter des Christbaums habe leuchten sehen.
Die Antwort – also der gemeinsame Nenner, wenn man es so will – lautet instant Gratification, zu Deutsch „sofortige Bedürfnisbefriedigung“. Ich bin mir darüber im Klaren, dass wir gerade die dunkelsten, kürzesten Tage des Jahres erleben. Aber die Adventszeit, das „Warten aufs Christkind“ hat meiner Meinung nach schon einen Sinn, auch wenn viele das in unserer schnelllebigen und säkularisierten Welt nicht wahrhaben wollen. Stattdessen möchten sie kurz nach Halloween – oder womöglich nach dem Black Friday – sofort zu dem zum Konsumfest degradierten Weihnachtsfest übergehen, auch auf das unterbewusste Drängen der Werbebranche und der diversen Läden hin.
So wie auch junge Hüpfer, die gerade erst das Studium abgeschlossen haben, in ihren Vorstellungen gleich am besten irgendwo in der Mitte auf die Karriereleiter aufspringen und nicht ganz unten anfangen, sich nicht mühsam hocharbeiten möchten. Zumindest, was die Finanzen betrifft. Wobei Absagen – insbesondere in Zeiten von KI & Co. – mit Sicherheit nicht viel auf sich warten lassen und die sofortige Bedürfnisbefriedigung schon bald der Ernüchterung weichen muss.
Und dann wären da noch die berühmt-berüchtigten Abnehmspritzen wie *zempic, über die regelmäßig in den Medien berichtet wird. Wenn einem Disziplin, Ausdauer, investierte Zeit, Energie und investiertes Geld auf Dauer zu wenig oder zu langsam Erfolg versprechen, dann verhilft man sich mit eben solchen Mitteln zu dem Traumkörper, der einem vorschwebt. In einer geringeren Zahl von Fällen deshalb, weil man sich in seinem Körper tatsächlich nicht wohl fühlt. In der Mehrzahl der Fälle jedoch, weil wiederum die Medien einem vorgaukeln, dass man gleich auch das große Glück – oder die Liebe seines Lebens, eventuell sofortigen Erfolg in der Karriere, siehe den vorigen Punkt – findet, wenn man einige Kilo loswird.
Wie schön wäre es, wenn neben der Rückkehr zum langsameren Lebenstempo – Stichwort Slow Living – mehr Menschen auch den Sinn des Wartens und der Geduld im Alltag wiederfinden würden. Alles hat seine Zeit, und alles hat seinen Sinn, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen, oder diesen oft nicht sofort erkennen. Aber schließlich wäre es ja auch ein klassischer Fall von sofortiger Bedürfnisbefriedigung, wenn sich der Sinn der Sachen uns gleich erschließen würde.