2013/09/30

Walk, man!

Vergangene Woche hatte ich ein wirklich surreales Erlebnis in der U-Bahn. Da saß eine Frau, ich schätze so zwischen 40 und 50 Jahre alt, zwischen zwei Männern. Die Männer waren beide mit ihren modernen Handys beschäftigt, was heute nicht allzu auffallend oder erwähnenswert ist. Die Frau jedoch nahm während der Fahrt aus ihrer Tasche einen Kopfhörer und… einen Walkman hervor.
Ich erinnere mich nicht, wann ich zuletzt einen Walkman gesehen habe. Das ist ganz sicher lange Jahre, vielleicht sogar ein Jahrzehnt oder mehr her. Dabei war er in meiner Jugend das Nonplusultra, etwas, was sich die meisten gewünscht haben und dann damit auf der Straße herumflaniert sind. Einziges Problem war immer, wo man es hintun sollte, da es doch recht groß war. An derart winzige technische Geräte, wie man sie heute stattdessen bei sich führen kann, dachten wir nicht einmal im Traum.
Als ich die Frau in der U-Bahn mit ihrem Walkman beobachtete, musste ich daran denken, dass ich schon bald in solch einer Situation den Sohnemännern erklären muss, was das Ding ist bzw. war, wie es funktioniert, warum es heute überflüssig geworden ist und weshalb Papa so nostalgisch wird, wenn er dieses und ähnliche Dinge zu sehen bekommt. Ein komisches Gefühl.

2013/09/28

Christusalter

Zwischen 30 und 40 gibt es wohl nur einen besonderen Geburtstag, zumindest sehe ich das so. Und auch der ist nur im Falle der Männer etwas Besonderes. Die Rede ist vom „Christusalter“, das ich heute vollendet habe. Wie alt Jesus wirklich geworden ist, darüber streiten sich ja noch immer die klugen Köpfe, aber an der Bezeichnung wird das wohl noch lange Zeit hindurch nichts ändern.
So gesehen ist es in doppeltem Sinne angebracht, eine kleine Bilanz des vergangenen Lebensjahres zu ziehen. Sowohl privat, als auch beruflich hat sich viel getan, auch wenn ich die Krone auf den beruflichen Marathon erst in zwei Wochen aufsetzen kann. Vieles hat sich also verändert, aber im Grunde ist alles beim Alten geblieben. Die Geburt des zweiten Sohnemanns sowie die Fertigstellung und das Einreichen der Dissertation waren natürlich die herausragenden Ereignisse. Das wirklich Wichtige, die Einstellung zum Leben, die wirklich wichtigen Personen um mich herum sind jedoch unverändert geblieben, und so sollte es auch sein, denke ich. Unwichtiges und Unwichtige kommen und gehen, und man tut gut daran, ihnen nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken und sich von ihnen ablenken zu lassen.

Viele Gedanken schwirren in diesen Tagen in meinem Kopf herum, und ich werde versuchen, diese nach dem großen Ereignis in zwei Wochen auf den Monitor zu bekommen. Aber bis dahin noch ein bisschen Geduld!
Bis zum 40. Geburtstag kommt nun eine etwas längere Strecke ohne besondere Geburtstage, zumindest rein numerisch betrachtet. Aber aus einem anderen Aspekt ist jeder Geburtstag etwas Besonderes, weil man mit seinen Liebsten zusammen sein und die Glückwünsche seiner Freunde und Bekannten empfangen kann.

2013/09/25

Gemein

Sind wir Menschen wirklich alle so gemein? Und damit meine ich nicht (nur) die anderen, sondern manchmal auch mich selbst. Vor nicht allzu langer Zeit sind wir mit Bekannten in kleinem Kreis zusammen gesessen, als jemand begann, über zwei Personen zu sprechen, die sie nicht leiden kann. Daraufhin stimmte eine andere Bekannte mit ein, dass sie mit einer von den beiden zwar keine Probleme hätte, aber den anderen auch nicht besonders möge.
Zugegeben, die beiden verhalten sich wirklich etwas komisch und ich unterhalte mich auch nicht allzu oft mit ihnen, wenn wir den Abend eventuell gemeinsam verbringen, aber trotzdem kommt es mir nicht in den Sinn über sie zu lästern. Besser gesagt, nicht im Bekanntenkreis. Der Dame des Hauses habe ich meine Gedanken natürlich mitgeteilt und wir haben uns über die beiden auch ausführlich ausgetauscht. Man könnte sagen: wir haben still und heimlich über sie gelästert, wenn auch recht zurückhaltend und nicht bösartig.

Aber sind wir Menschen wirklich alle so schwach und teilweise auch gemein, dass wir über Mitmenschen, die anders sind, die anders denken, handeln oder sprechen als wir hinter ihrem Rücken herziehen müssen, sei es unter vier Augen oder in größerem Kreis? Dass wir wieder und wieder über unsere Mitmenschen urteilen müssen?
In solchen Augenblicken schämt man sich natürlich. Nicht nur, weil man selbst ähnliche Gedanken hat und unter vier Augen Bemerkungen über sie macht, sondern auch, weil man als Beteiligter der Gesprächsrunde im Grunde stiller Mittäter war, als das Verhalten und der Charakter der beiden an den Pranger gestellt wurden. Man möchte es zwar besser machen, aber immer wieder sinkt man in den gleichen Morast zurück. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach...

2013/08/31

Rechtsweg nicht ausgeschlossen

Frechheit kennt keine Grenzen. Vor ungefähr einem Jahr haben wir für unsere Wochenendwohnung Fliegengitter und Jalousien bestellt, wobei die Abstimmung des Termins zum Vermessen schon nicht ganz einfach gewesen ist. Alles wurde dann entsprechend installiert, bis auf das kleine gerahmte Fliegengitter für das Badezimmer, das der Fachmann angeblich auf dem Weg zu uns gerissen und gar nicht mehr mitgebracht hatte.
Es folgten Wochen und Monate, in denen wir so ungefähr alle zwei Monate telefonieren mussten, weil sich in der Sache nichts getan hat. Trotz der Versprechen bei jedem Anruf und der Tatsache, dass wir die Kosten des Fliegengitters und die Arbeitsgebühr der Installation bereits vorab bezahlt hatten.
Zum Sommeranfang wollte ich das ganze auch schriftlich nachweisbar haben, weshalb ich der kleinen Firma eine E-Mail geschickt habe: Sie sollen entweder das Gitter installieren, oder das Geld zurückzahlen. Die Antwort kam natürlich prompt, sie würden sich bald bei uns melden und für die Installation sorgen. Eine Entschuldigung gab es weder bei diesem Mal, noch jemals zuvor telefonisch.

Nun, nach einem Jahr ist es mir schlussendlich zu blöd geworden. Ich habe der Firma per E-Mail ein letztes Ultimatum gesetzt und ihnen angedroht, mich an eine Rechtsanwaltskanzlei zu wenden, wenn sich in der Sache auch weiterhin nichts tun sollte. Eine Antwort ist bisher – entgegen dem letzten Mal – ausgeblieben.
Klar, es handelt sich um eine recht kleine Sache und die Kosten dürften – auch inklusive Arbeitsgebühr – recht bescheiden sein, aber ich finde das ganze Verhalten ehrlich gesagt zum Kotzen. Wenn ich im Alltag so arbeiten würde oder mich gegenüber Kunden so verhalten würde, hätte ich ab morgen nichts zum Arbeiten und könnte Arbeitslosengeld beziehen. Und andere führen sich auf, als hätten sie nicht nur das Recht dazu, sondern als ob sie sogar im Recht wären. Ungeheuerlich! Ich hoffe, dass sich in den kommenden Wochen etwas tut und ich doch nicht den Rechtsweg gehen muss.

2013/08/23

"Post morderne"

Es ist schon so eine Sache mit der modernen oder besser postmodernen Kunst. Der Anlass meines Beitrags wird hier wohl den wenigsten etwas sagen, sei aber nichtsdestotrotz kurz erwähnt:
Die bekannteste ungarische Rockoper über Stephan I., den ersten König der Ungarn, aus dem Jahre 1983 wurde jetzt von einem bekanntermaßen (post-) modernen Regisseur umgearbeitet und vor einigen Tagen auf die Bühne gestellt. Dabei hat er im Grunde nur den damaligen Text und die ungefähre Melodie der Lieder beibehalten, aber sogar deren Geschwindigkeit und die eingesetzten Instrumente weichen ab. Von den Bühnenbildern, den Kostümen und all den Einzelheiten ganz zu schweigen. So treten zum Beispiel in der dreißig Jahre späteren Version Kommandoeinheiten auf, die Schauspieler tragen Jeanshosen und Sonnenbrillen, und einige Protagonisten steigen auf der Bühne aus Autos aus. Als Kontrast behandeln die Texte der vorgetragenen Lieder noch immer die Zeit nach dem Jahr 1000 herum, auch die Figuren sind dem Anschein nach dieselben.

Diese kurze Darstellung sollte reichen, um aufzuzeigen, womit wir es hier zu tun haben. Das Interessante sind dabei die von Grund auf verschiedenen Meinungen, die solch ein Stück und postmoderne Kunst im Allgemeinen generieren kann. Was für einige eine revolutionäre neue Sichtweise, ein vollkommen neuer, nie da gewesener Ansatz, eine Reihe von genialen Schachzügen ist, stellt für die andere Seite eine Verulkung des ursprünglichen Stücks, einen inakzeptablen Tabubruch, die Verspottung der ungarischen Geschichte und ihrer großen Persönlichkeiten dar.
Erschwert wird die Beurteilung der Situation natürlich von der Tatsache, dass das gesamte Geschehen von Politik durchdrungen ist. Die Liberalen und ihre Anhänger treffen hier auf die Konservativen und ihre Sympathisanten. Aber lassen wir diesen Aspekt beiseite.
Das ganze erinnert mich an die Situation, wenn Besucher vor einem (post-) modernen Gemälde stehen. Für die einen ist es ein atemberaubendes Kunstwerk, das viel Spielraum für verschiedene Interpretationen lässt, waghalsig und neuartig ist, mit Farben spielt, mit dem Alten und mit unnötigen Tabus bricht. Für die anderen sieht das Gemälde ganz einfach so aus, als hätte jemand einen Eimer voller Farbe auf die Leinwand geschüttet.

Ich persönlich kann mit moderner und postmoderner Kunst nur in den seltensten Fällen etwas anfangen. Weder mit Gemälden, noch mit Theateraufführungen, die dieser – zugegeben ziemlich weiten – Gattung zugeordnet werden. Auch die jetzt aufgeführte, im Fernsehen gesehene Rockoperversion war für mich eher ein Graus als ein Vergnügen, mit der ich nichts anfangen kann. Zumal ich ein großer Anhänger der ursprünglichen Fassung bin und mit den Meisten meiner Generation die Handlung und so ziemlich alle Lieder auswendig kenne.
Ich akzeptiere, dass auch solche „Cover-Versionen“ irgendwo ihre Daseinsberechtigung haben, genauso wie die neuartige Sichtweise und der Bruch mit dem Alten. Ich akzeptiere die künstlerische Freiheit – auch wenn ich oft das Gefühl habe, dass nicht wirklich von Künstlern gesprochen werden kann. Aber für mich wird es in solchen Fällen nie eine Frage sein, was ich als echte Kunst ansehe, für welche Fassung ich mich persönlich entscheide und welche Version langfristig – post mortem – erhalten bleiben und weiterleben wird.

2013/08/20

Saure-Gurken-Zeit und ein Hauch von Herbst

Tja, auch dieser Sommer neigt sich so langsam dem Ende zu, und recht lange war es hier im Blog still um mich. Sommerpause, Sommerloch, Saure-Gurken-Zeit, nennt es wie ihr wollt. Neben recht viel Arbeit standen öfters einige zusammenhängende Tage Badeurlaub im Inland auf dem Programm – das erste Mal zu viert. So konnten wir zum Glück einen großen Teil der teilweise Afrika in den Sinn rufenden Temperaturen durchstehen und uns auf entsprechende Weise entspannen.

Die größte Arbeit habe ich jedoch bereits im Frühjahr und zu Beginn des Sommers absolviert, als ich nämlich – neben der täglichen Arbeit und dem Familienleben quasi in Nachtschicht – meine Dissertation beenden konnte. Da zu meinem größten Erstaunen sowohl meine Doktormutter, als auch die Leiterin des Doktorandenprogramms mit meiner Arbeit zufrieden waren und sie sofort für einreichbar befunden haben, konnte ich im Sommer – trotz der anderweitigen Arbeit – aufatmen und tatsächlich eine große Last ablegen. Und das quasi in Rekordzeit, innerhalb von vier Jahren. Das ich dabei alles unter einen Hut bringen konnte, ist natürlich in erster Linie der Dame des Hauses zu verdanken.

Schon bald geht es hinein in den Herbst und die Aufgaben werden sich wieder türmen. Irgendwann im September oder Oktober folgt der letzte, hoffentlich nur mehr formelle Schritt, nämlich die Verteidigung der Arbeit, auf die es sich natürlich noch vorzubereiten gilt. Hierüber zum entsprechenden Zeitpunkt dann mehr. Natürlich gibt es immer wieder Unerwartetes und zu Erledigendes, aber ich hoffe, dass ich nun nach vier Jahren ein wenig verschnaufen und mich mehr der Familie widmen kann. In diesem Sinne: Auf geht’s!

2013/07/23

Bevor ich den Löffel abgeben muss

In meinem vorigen Beitrag habe ich über das nützliche Programm Wunderlist berichtet und dabei versprochen, noch auf eine ganz besondere Liste zu sprechen zu kommen, die ich dort seit kurzer Zeit verwalte. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Wunschliste, nach dem gleichnamigen amerikanischen Film gerne auch Bucket list genannt, was das ganze etwas besser ausdrückt, wie ich finde. Eine Ansammlung von Dingen nämlich, die man noch gerne tun möchte, bevor man den Löffel abgibt.
Scheinbar ist das in meinem Freundeskreis eine nicht allzu verbreitete Methode, denn als ich vor einigen Wochen bei einem Treffen darauf zu sprechen kam, erntete ich vor allem ungläubige und staunende Blicke. Dabei denke ich, dass die meisten von uns solch eine persönliche Wunschliste in ihrem Kopf parat haben, nur sie eben nicht niederschreiben. Da ich aber ein visueller Typ bin, habe ich mir bei Wunderlist meine ganz persönliche Bucket list zusammengestellt.

Was da genau drin steht, möchte ich hier nicht in allen Details aufzählen, da es teilweise privat ist und nur unnötig Druck auf mich ausüben würde. Dabei gibt es Dinge, die sich sicherlich einfacher realisieren lassen, als andere, so wie es sich für eine gute Liste gehört, um auch hin und wieder Erfolgserlebnisse zu haben. Als Beispiele seien hier nur folgende Punkte angeführt: nach Slowenien reisen; einmal auf einem großen Fußballfeld ein Match spielen; Bungee-Jumping über einem Gewässer; ein Ehrenamt übernehmen usw.

Einige Dinge, die ich in den vergangenen Jahren bereits abhaken konnte, habe ich natürlich auch in die Liste aufgenommen, um noch mehr Erfolgserlebnisse zu haben, die mich anspornen. So zum Beispiel nach Malta zu reisen, Land und Leute kennen zu lernen, worüber ich an dieser Stelle vor etlichen Jahren berichtet habe. Die Jungs von Metallica einmal live zu sehen, was ich bis zum heutigen Tage insgesamt viermal geschafft habe, zuletzt im Jahr 2010! Oder das Gitarrespielen lernen, wobei das schon ziemlich lange her ist und ich heute wohl nur mehr auf einige einfache Grundkenntnisse zurückgreifen könnte.

Alles in allem ist so eine Bucket list eine feine Sache, mit Hilfe derer man einerseits verwalten kann, was man in seinem Leben so alles erreicht hat und wann genau. Dinge, die man einmal tun, sehen oder erleben wollte. Andererseits eine Ansammlung von all jenen Sachen, die man sich neben der täglichen Arbeit manchmal vor Augen halten möchte, um den Blick für die wirklich wichtigen Dinge im Leben im Alltagstrott nicht zu verlieren. Schließlich hält das Leben für uns alle mehr bereit, als nur Arbeit, Fristen, zu erledigende Aufgaben und das Leben von heute auf morgen!