Lange ist es her, Anfang der Neunziger muss es gewesen sein, als wir in der Schule im Rahmen des Unterrichts den 1983 gedrehten Kurzfilm „Die Welle“ gesehen haben. Ich habe ihn als sehr gut gelungenes, prägendes Werk in Erinnerung, das auf einem wahren Schulexperiment beruht.
Gestern haben wir uns – auf einen Hinweis hin – die ein Vierteljahrhundert später gedrehte Neuverfilmung mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle angesehen, da sie uns als ein sehr gutes Werk empfohlen wurde. Mit einer gehörigen Verspätung im Vergleich zur Premiere im Jahr 2008. Wer keinen der beiden Filme gesehen hat, sollte das erst einmal nachholen, bevor er hier weiterliest, um Spoiler zu vermeiden.
Wir müssen uns mit der Dame der Hauses noch erkundigen, ob derjenige, der uns den Tipp gegeben hat, das Originalwerk gesehen hat. Ich mag es zu bezweifeln. Bis zur Schlussszene war ich mit dem neuen Film recht zufrieden. Das Ende jedoch hat zumindest bei uns einen ziemlich schlechten Nachgeschmack hinterlassen. Im Vergleich zu den wahren Begebenheiten und dem ersten Film wurde dieses nämlich komplett geändert und passt mit seiner Gewaltszene meines Erachtens überhaupt nicht zu der bis dahin dargestellten Handlung. Mein erster Gedanke am Ende war, dass weniger eben oft mehr ist – auch in diesem Fall hätte man sich die Eskalation der Gewalt sparen und dem Original treu bleiben können und sollen.
Zwar kann ich verstehen, weshalb aufgrund der wiederholten, schrecklichen schulischen Gewalttaten der letzten Jahre und Jahrzehnte, die in den Medien jedes Mal ausführlich thematisiert werden, dieses Ende gewählt wurde. Aber abfinden kann ich mich damit leider nicht, weder in Kenntnis des Originalwerks noch des Originalexperiments, auf dem der Film basiert. Zudem tut es mir für diejenigen schon ein wenig leid, die nur diese Version gesehen haben und sehen, und das Original überhaupt nicht kennen, weil sie meiner Meinung nach recht viel verpassen.