2011/09/28

Geburtstag bei Facebook

Fakt ist, dass ich heute wieder ein Jahr älter geworden bin. Das an sich ist aber keinen großen Beitrag hier wert (oder doch?). Ich möchte lieber auf etwas im Zusammenhang mit meinem Geburtstag hinweisen: Auf die Tatsache nämlich, wie sehr Facebook in unseren Alltag Eingang gefunden hat.

Natürlich ist es nicht jedermanns Sache, auch ich kenne zahlreiche Menschen, die nichts damit zu tun haben möchten, aber wenn man es klug nutzt, dann habe ich damit keine Probleme. Bemerkenswert ist nun folgendes: Vor einem Jahr habe ich keine einzige Nachricht über FB anlässlich meines Geburtstags bekommen. Die Glückwünsche beschränkten sich neben persönlichen Gratulationen auf Telefon, E-Mail und SMS.
Heute dagegen sind es schon über zehn, und der Tag ist noch nicht ganz zu Ende. Überwiegend handelt es sich um Bekannte oder Freunde, die mir ohne FB wohl nicht sonderlich gratuliert hätten, doch es tut gut, dass sie in dieser Form an mich gedacht und mir geschrieben haben.

Ich weiß nicht, ob sich FB nur hier bei uns derart rasant verbreitet, aber nach den unlängst angekündigten technischen, technologischen Änderungen denke ich, dass dies nicht der Fall ist. Vielmehr nimmt es und nehmen die hier zusammengetragenen Anwendungen und Möglichkeiten einen immer größeren Platz im Leben vieler Menschen ein.

Zum einen gibt es dabei natürlich bedenkliche Tendenzen, andererseits muss ich angesichts der stets präsenten Kritik immer daran denken, dass man bei FB immer nur so viel von sich preisgeben muss, wie man selbst möchte. Niemand zwingt einen, (peinliche) Fotos hinaufzuladen, Statusmeldungen zu verzapfen, Adresse oder Telefonnummer anzugeben, Produkte oder Internetseiten zu liken usw.
FB mag zwar auf Grund meiner Angaben Gewohnheiten, Eigenschaften und Informationen von mir und über mich kennen und gezielt Werbung einblenden oder zuschicken, aber in Wirklichkeit kennt es mich ja doch nicht. Insofern habe ich persönlich (vorerst) keine Angst „vorm Schwarzen Mann“.

2011/09/20

Eintagsfliege

Über das Privatleben des berühmtesten Lothars des deutschsprachigen Raums habe ich ja hier schon Anfang des vorigen Jahres berichtet. Nun scheint es mir jedoch so, dass auch die Trainerkarriere von Matthäus irgendwie in dieselbe Richtung geht, wie sein Privatleben.
Gestern wurde er nämlich als Nationaltrainer Bulgariens entlassen, nach nur einem Jahr Engagement. Es war insgesamt seine siebte Station als Trainer, und nirgendwo ist er länger als ein Jahr geblieben, mit Ausnahme des Postens des ungarischen Nationaltrainers, wobei auch dieser Auftrag nur knappe zwei Jahre gedauert hat.

Als Aktiver war er einer meiner Lieblingsspieler und zweifelsohne einer der Besten. So langsam müssten die Fußballclubs jedoch begreifen, dass sein Name nicht automatisch Trainererfolge bedeutet, zumal er in dieser Position im Grunde noch nichts aufweisen kann. Und auch er könnte mal ein wenig in sich gehen und sich einen anderen Job suchen, der vielleicht mit Fußball zu tun hat, aber kein Trainerposten ist. Spielerbeobachter, Berater, Spielervermittler, Marketingchef oder ähnliches – wieso muss es gerade die Position des Trainers sein?
So wirklich glaube ich selbst nicht daran, dass er mit seinen fünfzig Lenzen nun diesen jetzigen Job an den Nagel hängen wird, um sich lieber hinter den Kulissen zu engagieren. Deshalb bin ich schon gespannt, wo er als nächstes anheuert und wann er vom ersten Club in der Bundesliga verpflichtet wird, wo er ja noch keine Mannschaft trainiert hat. Es müsste schon vieles perfekt klappen, damit er dort Erfolge aufweisen kann.

2011/09/18

Saurer Apfel

Bei uns im Haus gibt es gleich zwei Bewohner, denen ich nicht gerne begegne. Nein, ich habe im Grunde kein Problem mit ihnen, aber ich bekomme gleich schlechte Laune, wenn ich sie antreffe. Sie sehen nämlich immer so aus, als hätten sie gerade in einen sauren Apfel gebissen. So, als ob das gesamte Leid der Menschheit auf ihren Schultern lasten würde. Als würden sie nicht mehr leben wollen, obwohl sie noch nicht alt sind. Also, ihr wisst schon, was ich meine...
Es könnte natürlich sein, dass sie eine Menge Probleme haben, das weiß ich nicht, da ich mich nicht mit ihnen unterhalte, ich grüße sie nur. Das reicht dann schon auch, denn die kurze und knappe Antwort beschert einem gleich das Gefühl, dass das Leben tatsächlich schlecht und nicht lebenswert ist.
Man muss ja nicht ständig mit einem Grinsen herumlaufen, das ist auch etwas, was ärgerlich sein kann, aber hin und wieder mal lächeln und sympathisch grüßen ist, denke ich, nicht zuviel verlangt, oder?

2011/09/11

Vorahnung

Aus aktuellem Anlass zitiere ich an dieser Stelle eine kurze Passage aus dem Ende des Romans The Running Man (dt. Menschenjagd) von Stephen King. Es gibt in der Literaturgeschichte einige Autoren, die dank ihrer Fantasie, Inspiration und womöglich ihrer Muse Dinge geahnt, gespürt, vorhergesehen haben, möge man es so nennen, wie man möchte. Ich denke da zum Beispiel an Jules Verne, H. G. Wells, George Orwell oder Aldous Huxley.
Für mich gehört auch King dazu. Einerseits wegen des umstrittenen Buchs Rage (dt. Amok), das bereits 1965 begonnen und 1977 veröffentlicht wurde, etliche Jahre vor den Schulmassakern an amerikanischen, später auch an europäischen Schulen. Andererseits wegen des oben genannten Romans, der 1982, knapp zwei Jahrzehnte vor den Anschlägen auf das Word Trade Center, veröffentlicht wurde und mit den hier zitierten Worten endet:

„Now the jet cruised across the canal, seemingly held up by the hand of God, giant, roaring. […] The sound of its engines drove people into doorways, their faces craning upwards like pale flames. Glass show-windows jingled and fell inward. […] The plane was still dropping and now it moved over rooftops like a cruising silver bat [...]. The thunder filled the world. Killian looked up from his desk and stared into the wall-to-wall window that formed one entire side of the room. [...]. The entire window was filled with an oncoming Lockheed TriStar jet.

[…]

Heeling over slightly, the Lockheed struck the Games Building dead on, three quarters of the way up. Its tanks were still better than a quarter full. Its speed was slightly over five hundred miles an hour.
The explosion was tremendous, lighting up the night like the wrath of God, and it rained fire twenty blocks away.”

2011/09/07

Nine eleven

Nun ist es also soweit, in wenigen Tagen nähert sich wieder einmal der Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center, wobei es diesmal in den Medien wohl noch viel eher drunter und drüber gehen wird, da es schließlich der zehnte Jahrestag ist. Noch dazu der erste, an dem Osama bin Laden nicht mehr am Leben ist, was vor allem für die patriotischen Amerikaner einen hohen Stellenwert besitzen dürfte.

Über das Wie und Was wird in den nächsten Tagen ausführlich geschrieben und gesprochen werden, also verzichte ich hier an dieser Stelle darauf. Viel eher möchte ich darüber schreiben, dass ich mir in diesen Tagen Gedanken darüber mache, wie schnell doch diese zehn Jahre vorbeigesaust sind. Wie die meisten Menschen, kann ich mich auch genau daran erinnern, in welcher Lebensphase ich mich damals befand, was ich gerade gemacht habe, wo ich gerade war.

Es war damals die erste Woche an der Uni für mich im vierten Studienjahr. Ich war gerade zu Hause und habe im Fernsehen herumgezappt und mir die Nachrichten im Videotext durchgelesen, der damals noch eine meiner wichtigsten Informationsquellen war. Da sieht man auch, wie sehr sich das Leben – mein Leben – seitdem verändert hat. Ich hielt die Ereignisse damals tatsächlich für einen Film und habe gleich weitergeschaut. Ich kann mich noch genau daran erinnern, was mein erster Gedanke war: „Was ist denn das für ein origineller Action-Film? So etwas habe ich ja noch nie gesehen!“

Es ist schon ein wenig erstaunlich, dass das ganze nunmehr zehn Jahre her ist. Vieles ist in diesem Jahrzehnt privat mit mir passiert, zahlreiche Höhepunkte und auch einige Tiefpunkte waren dabei. Und was auch schier unbegreiflich ist: Kinder, die damals noch nicht einmal geboren waren, sind heute aufgeschlossene Jungs und Mädchen, die bereits einige Schuljahre hinter sich gebracht haben. Andere Kinder wiederum, die damals das ganze Tohuwabohu irgendwie mitbekommen und ein bisschen schon verstanden haben, worum es geht, stehen heute am Anfang ihrer Karriere in einem Job oder studieren an der Uni.

Für diejenigen, die einige Jahre später geboren wurden und damals noch zu jung oder gar nicht auf der Welt waren, ist der 11. September 2001 nur ein weiteres Ereignis, das inzwischen in die Geschichtsbüchern und Lexika dieser Welt Eingang gefunden hat. Abhaken und weiter geht’s, denken sie sich womöglich. Und vielleicht haben sie sogar Recht, denn die ganze Wahrheit rund um die zahlreichen Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit den Ereignissen wird wohl nie ans Licht kommen. Es wird nicht der einzige solche Moment in der Geschichte der Menschheit bleiben.

2011/09/04

Wiener Schmäh

Die Bibel und Sprachen haben ja seit jeher eine enge Beziehung zueinander. Wenn man aber die Beziehung zwischen der Bibel und dem Wienerischen anspricht, so gucken zuerst einmal alle doof aus der Wäsche, würde ich einmal behaupten.

Genau dieses Unterfangen wurde aber vom 1999 verstorbenen Schriftsteller und Kabarettisten Wolfgang Teuschl bereits 1971 in seinem Werk Da Jesus & seine Hawara verwirklicht. Das Buch trägt den Untertitel Das Neue Testament im Wiener Dialekt. Hier werden die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Jesu vorgestellt – und ins Wienerische übertragen. Dabei geht es nicht nur um eine rein sprachliche Übertragung, sondern – wie der Titel schon vermuten lässt – auch um eine Anpassung an den Stil und die Lebensweise der Wiener. Kein Wunder, dass das Werk beim Erscheinen die Gemüter erregte.

Ein Beispiel gefällig? Die folgende Stelle im Matthäus-Evangelium:

Von der Kraft des Betens

Bittet, und es wird euch gegeben werden. Suchet, und ihr werdet finden. Klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.

lautet bei Teuschl wie folgt:

Wos ma mi n Bätn oes bokd

Sogz oewäu bitschee, daun weaz griang, wos s eich wintschz. Suachz, und oes wiad si fintn. Leiz au, und d Leid wean eich aufmochn.


also in etwa:

Was man mit dem Beten alles packt

Sagt alleweil bitte schön, dann werdet ihr kriegen, was ihr euch wünscht. Sucht, und alles wird sich finden. Läutet an, und die Leute werden euch aufmachen.

Ich glaube, auch daraus ist ersichtlich, was man von diesem Buch zu erwarten hat. Zum Glück wird neben der Dialektversion auch parallel das Original abgedruckt, sodass man dem Text leicht folgen kann, auch wenn man mal einige Wörter nicht versteht. Zudem findet sich im Anhang auch ein kleines Dialektwörterbuch zum Nachschlagen der wichtigsten verwendeten Begriffe.

Für jemanden, wie mich, der acht Jahre lang in Wien gelebt hat, war das Lesen des Buches ein Vergnügen. Man darf das ganze nicht allzu ernst nehmen und muss es als Kunst auffassen. Zudem muss man natürlich sagen, dass das Buch nicht so von vorne bis zum Ende durchgelesen werden kann, wie ein Roman. Dazu ist es einerseits viel zu anstrengend für einen nicht gebürtigen Wiener, andererseits erreicht man nach einigen Seiten auch einen gewissen „Sättigungsgrad“ und schaltet ab, oder verirrt sich immer öfter auf die Parallelseite mit dem Originaltext.